Erstellt von Alois Albrecht, Bernhard Zimmer | |   Teisendorf

Teisendorf: „Aventura“, Internet und Tetrafunk

Der Name „Aventura“ weckt Assoziationen mit dem englischen Adventure, Abenteuer, worin sich das Wort „Venture“, zu Deutsch, Projekt, Unterfangen, versteckt.  Im englischen wird dieses Wort oft für riskante Geschäfte mit ungewissem Ausgang verwendet. 

Wie die Teisendorfer Grünen neulich bei einem Treffen beim Mesnerwirt in Neukirchen meinten, treffe diese Beschreibung auch auf das Aventura Projekt zu, das für Neukirchen im Gespräch ist.  Mehr noch, das Geschäftsmodell sei sehr nebulös und vage und das Projekt befinde sich obendrein in einem ökologisch bedeutsamen und erhaltenswerten Gebiet, das für dieses Megaprojekt absolut nicht geeignet sei, meinte der Ortsvorsitzende und Bürgermeisterkandidat Edwin Hertlein gleich eingangs seines Plädoyers gegen das Projekt. 

Aventura könnte damit nicht nur im Sinne des englischen „Venture“, sondern obendrein wegen des im deutschen „Abenteuer“ versteckten „teuer“ zum Problem werden, sowohl für Teisendorf, als auch die Natur. „Dieses Projekt passt nicht zu Teisendorf“, sagte Hertlein eingangs seiner Darstellungen in der gut besetzten Gaststube.  Die Teisendorfer Grünen hätten schon lange dazu Stellung bezogen, denn es sollten keine neuen, großen Geschäfte oder Gewerbe außerhalb des Ortskerns angesiedelt werden, die diesen gefährden. 

Der Bürgermeister und seine Fraktion stellten immer die Behauptung in den Raum, Teisendorf hätte nur eine Betriebsfläche von 0,6 m² pro Einwohner und sei damit weit hinten im Vergleich zu anderen Kommunen im Landkreis.  Dabei vergesse er aber geflissentlich, in der Gemeinde Teisendorf arbeiteten andererseits pro 1000 m² Betriebsfläche 24 Beschäftigte, während im Landkreis die Norm für diese Fläche nur bei 6 bis 12 Beschäftigten liege. 

Die Betriebsflächen in Teisendorf schaffen also zwei- bis viermal mehr Arbeitsplätze als in anderen Kommunen des Landkreises.  Auch der Einzelhandelsverband und andere Geschäfts-Organisationen sagten nein zu Aventura, ließ Hertlein wissen.  Statt neue Geschäfte außerhalb des Ortskerns anzusiedeln, sollten Ausstattung und Qualität der existierenden Geschäfte vermehrte Aufmerksamkeit bekommen, meinte der Bürgermeisterkandidat.  Leute gingen gern in schöne Geschäfte, die hohe Qualität bei Bedienung und Waren bieten.  Eine Schlüsselstellung komme dabei Kleidergeschäften zu und diese sollten, laut mehrerer Studien, im Ortskern sein. Das Projekt Aventura würde die Betriebs- und Geschäftsflächen des Ortskerns um das zwei- bis dreifache übertreffen und schon deshalb zwingend zu einem Stellenabbau im Ort führen und dabei die Kaufkraft zerstreuen und verlagern.  Zudem bedeute das Projekt einen herben Eingriff in die Natur, denn das Gelände dafür liege direkt neben gesetzlich geschützten Biotopen, für die die Zubetonierung für das Projekt „Aventura“ ernsthafte Probleme bringen würde.  In den Broschüren für das Projekt werde eine „Aufwertung“ der Natur“ versprochen, als ob Natur aufgewertet werden müsse, oder durch ein solches Projekt aufgewertet werden könne, meinte Hertlein. Hertlein gab zu, den Grünen werde vorgeworfen „gegen Alles“ zu sein.  Er trat diesem Vorwurf entschieden entgegen, denn die Grünen in der Kommune wollten statt immer mehr Megaprojekten lediglich eine Politik der vielen kleinen Schritte, die den örtlichen Gegebenheiten und Umständen angepasst seien.  Dabei sei darauf zu achten möglichst viel regionale Wertschöpfung zu schaffen und zu erhalten, damit der „Geldexport“ aus der Kommune eingedämmt werden könne.  Als Beispiele für regionale Wertschöpfung nannte er das von den Grünen initiierte und mitgetragene Hackschnitzelwerk, durch das Geld zu 100 % bei den hiesigen Waldbauern bleibe.  Gemeinderat Spiegelsperger warf ein, ein ähnliches Projekt gebe es für Wimmern. 

Statt Gemeinderäten, die alles widerstandslos abnicken sei es doch gut sich Gedanken zu machen über die Projekte, die zur Entscheidung anstünden, meinte Hertlein.  Zu viele Gemeinderäte riefen „Hurra“, bei jedem Investor, der das „Blaue vom Himmel“ verspreche.  Hertlein bezeichnete das Aventura Projekt als genauso unsinnig wie das, inzwischen totgesagte, Containerterminal. 

Aventura setze keine Gewerbeimpulse und verkaufe keine in Teisendorf erzeugten Waren.  Bei solchen Großprojekten gerate die Realität immer weiter in den Hintergrund, meinte Hertlein.  Die Einzigen die davon profitieren würden seien die Bauherren und Investoren, während die versprochenen Arbeitsplätze als Augenwischerei dienten, um das Projekt für den Gemeinderat und die Öffentlichkeit attraktiv zu machen. In der Diskussionsrunde meinte ein Vertreter des Bund Naturschutz, viele Gemeinderäte seien nicht informiert genug und schrien daher „Juhu“, wenn jemand erwähne, ein Investment tätigen zu wollen.  Er meinte auch es würden nicht wirklich viele Einnahmen generiert werden, von auf der Autobahn Vorbeireisenden, aber es würden wertvolle Biotope rund um das Projekt zerstört. Hertlein warf auch die Frage auf, warum Projekte, wenn sie denn so wichtig seien, nicht auf gemeindeeigenen Flächen gebaut werden könnten.  Gemeinderat Spiegelsperger äußerte dazu die Meinung, Grundeigentümer machten Druck, weil sei ihre Grundstücke „verwerten“ wollten, denn ein brachliegendes Grundstück bringe keinen Profit. 

Ein Diskussionsteilnehmer monierte, Bauern müssten für jede zu bauende Kleinigkeit genaueste Pläne und Begründungen vorlegen, bei so großen Projekten wie dem Aventura genügten aber vage und undurchsichtige Andeutungen um das Projekt gut zu heißen und zu fördern. 

Daran anknüpfend meinte einer der Diskussionsteilnehmer, vielleicht stecke da mehr dahinter und Aventura solle eigentlich etwas ganz Anderes werden als jetzt für die Öffentlichkeit dargestellt. In der Diskussion kam auch die Anbindung an das schnelle Internet zur Sprache.  Firmen führten immer wieder an, wie wichtig das sei, aber von der Gemeindeverwaltung werde wenig getan um es zu ermöglichen.  Drei hochmoderne Glasfaserkabel lägen in der Nähe, leider gebe es anscheinend keine Anschlussmöglichkeiten. 

Der Tetrafunk wurde ebenfalls zur Sprache gebracht.  Nach ersten Informationen sei er selbst dafür gewesen, sagte Hertlein.  Nach intensiverer Beschäftigung damit seien ihm jedoch zunehmend Zweifel hinsichtlich gesundheitlicher Sicherheit und Nutzen des Systems gekommen.  Die Einführung sei zudem immer wieder verschoben worden und mehrere Kommunen hätten den Bau von Funkmasten verweigert.  Hertlein mahnte jedoch, wachsam zu bleiben und zu sehen wie sich dieses Thema entwickle. Abschließend bedankte sich Hertlein für die rege Teilnahme an der Diskussion und dem Willen der Bürger ihre Meinungen kundzutun.

Hier, im Naherholungsgebiet Pidings soll einmal die A8 verlaufen - Wahnsinn!