Leobendorf. Leobendorf bekommt ein größeres Musikerheim und ein neues Feuerwehrhaus. Die Grundschule wird saniert und teilweise neu gebaut. Ist also alles gut? Nicht ganz, meinen die Kandidaten der Bündnis-Grünen. Nicht zufrieden sind sie mit der ihrer Meinung nach unzureichenden Größe des Turnraums und mit der Siedlungsentwicklung. Hier plädiert nicht nur Bürgermeisterkandidat Michael Spitzauer für neue Konzepte jenseits des Formats Einfamilienhaus. Das Interesse an diesem politischen Abend in Leobendorf war groß, die Wirtsstube gerammelt voll.
Mit seinen Hausbesuchen ist der Bürgermeisterkandidat fast durch. „Ich bin wirklich beeindruckt, was mir die Leute alles berichten“, erzählt er, „es gibt aber auch viele Beschwerden.“ Eine der häufig gestellten Fragen: „Warum tust du dir das an?“ Spitzauers dreht die Sache um: „Ich täte mir etwas an, wenn ich es nicht machen würde.“ Das Projekt Grundschule hätte Michael Spitzauer gerne für eine richtige Turnhalle genutzt. So aber bleibe es bei dem eigentlich zu klein dimensioniertem Turnsaal.
Diesem Thema hat sich auch Sportreferent Erich Althammer angenommen. In Anbetracht der großzügigen Bewegungsflächen, also Flure und Treppen, erschien ihm eine Änderung im Konzept möglich. „Leider hat sich das keiner mehr angeschaut“, bedauert der Grünen-Stadtrat. Kollege Franz Eder beschreibt zwei Defizite: „Ein zu kleiner Werkraum ohne Nebenraum. Und ein zu kleiner Turnraum.“ Auf Anneliese Kunkels Frage nach der Kapazität der Schule angesichts neuer Baugebiete, erwidert Eder: „Ob das künftig für alle reicht, weiß ich nicht.“
Was man sich im Stadtrat interessiert angeschaut hat, war das Konzept eines familienfreundlichen Badeplatzes am Abtsee (wir berichteten). Der Ortsverband hat dafür die Planungskosten vorgestreckt und den Entwurf im Saaldorfer Rathaus ebenso vorgestellt wie in Laufen. Laufens Stadtrat hat einer Prüfung zur Machbarkeit bereits zugestimmt. Heike Haberl-Jani und Erich Althammer haben sich dieses Themas angenommen.
Noch kurz vor Jahresende hat der Stadtrat auch neuen Baugebieten zugestimmt. Bis dahin war es möglich, Areale nach Paragraf 13b Baugesetzbuch ganz ohne Ausgleichsflächen auszuweisen. Über das Thema Bauen hat sich Peter Schuster Gedanken gemacht. „Leobendorf ist ein Dorf“, sagt er, „in einem Dorf gab es keine Einfamilienhäuser.“ Schuster will sich daher an dem Architektenwort orientieren, das da lautet: „Neu bauen im Dorf heißt alt bauen.“ Mit größeren Baukörpern für mehr Menschen und denkbarerweise auch mehr Generationen. „Dabei geht es auch um Soziales und ums Dorfleben.“ Vorbild ist für Schuster die Nachbargemeinde Kirchanschöring, wo er selbst Geschäftsleiter ist. Dort hat man eine kommunale Wohnbaugesellschaft gegründet. Derzeit ist ein sogenannter „Hybridbau“ in Planung und Entstehung mitsamt der Verwendung von Holz als nachhaltigem Baustoff. Mit Hilfe von Bauherren-Gemeinschaften könne es für den einzelnen günstiger werden zu bauen. Klar ist für Schuster: „Wir müssen sorgfältiger umgehen mit Grund und Boden.“ Dazu gehört für den Stadtrat auch die Erstellung eines Leerstandregisters.
In der Sache gibt der Kulbinger Werner Scharf Schuster Recht: „Nur: Ein Problem ist das Baurecht. Ein anderes die Nachbarn, die weniger Sonne abbekommen.“ Spitzauer weiß von vielen Klagen über die häufigen Hürden bei kleinen Dingen wie dem Bau einer Gaube oder einer Dachraumnutzung. In einem weiteren Punkt gibt sich Schuster zuversichtlich: „Auch die Kreisbaumeister ändern sich.“
Hoffnung hegt Eder beim anstehenden Bahnausbau. „Ziel ist ein Halbstundentakt und die Wiederherstellung eines Haltepunktes in Gastag.“ Beim Stadtbus erreiche man aufgrund der beschränkten Einsatzzeiten zur Zeit nicht mal die Grenzwerte. Eder fordert die Ausweitung der Einsatzzeiten in die Abendstunden und am Wochenende. Ferner appelliert er, doch die Förderprogramme zum barrierefreien Ausbau von Bushaltestellen zu nutzen. 50 Prozent gebe es vom Landkreis, 50 Prozent nach dem Gemeinde-Finanzierungsgesetz. „Mit diesen Verbesserungen können wir sofort anfangen“, rät der langjährige Stadtrat. Nicht zuletzt: „Mit einem bedarfsorientieren Personennahverkehr könnte so manche Familie auf ein Zweitauto verzichten.“
Stichwort Verkehr: Michael Spitzauer erwartet mit einer Ortsumfahrung auf der sogenannten Naturlandtrasse mehr Verkehr und mehr Lärm auch in Leobendorf. Der Kandidat hofft weiterhin auf eine gemeinsame Lösung von Bahn und Straße. „Vielleicht gelingts, wenn alle zammhelf’n.“ Eine Nulllösung lehnt Spitzauer entschieden ab. Er selbst verspricht dem Bürger ein transparentes Rathaus mit guter Informationspolitik und einer Bürgermeistersprechstunde mindestens einmal monatlich.
Andreas Spitzauer wünscht sich eine Belebung des schön gestalteten Dorfplatzes. In seiner Kindheit sei hier im Ortszentrum „die Sau los“ gewesen. Der Dorfplatz soll noch mehr zu einem Ort der Begegnung werden. Zu selten gebe es Gründe sich am Dorfplatz zu treffen. Wenn aber, werde es von allen sehr gerne angenommen. Der 30-jährige Leobendorfer Stadtratskandidat regt einen Workshop zur Ideenfindung an.
Heftige Diskussionen an den Tischen entwickeln sich nach der Geschichte von Klaus Reiter. Realschüler standen ungeschützt und ohne wirkliche Haltestelle direkt an der Staatsstraße. Das Bushäuschen gegenüber habe zum Warten eingeladen, dann aber zu spontaner und gefährlicher Straßenquerung in dunklen Morgenstunden geführt. Reiters Anregung, die Busroute durch den Ort zu führen, habe kein Gehör gefunden. Stattdessen verlegte die Stadt diese Haltestelle an das Maisfeld Ecke Weiherweg. „Unmöglich“ echauffiert sich Reiter, „das ärgert mich seit fünf Jahren.“
„Letzten Endes entscheidet über solche Dinge der Bürgermeister“, weist Eder die Verantwortung dem Rathauschef zu. Ortssprecher Matthias Lutz plädiert dafür, ungelöste Fragen bis zu einer Lösung auf der Tagesordnung zu belassen und Druck aufzubauen. Der Moderator des Abends lädt alle Gemeindebürger ein: „Kommt mit euren Themen und mit erkannten Problemen zu uns. Wir werden uns um Lösungen bemühen.“