Erstellt von Hannes Höfer | |   Laufen

Laufener Grüne wollen in die Ökomodellregion

Antrag im Stadtrat – Chancen für Landwirtschaft und Verbraucher – Ziel ist mehr „Bio“.

 

Das Ziel ist klar: In Bayern soll sich die ökologische Produktion verdoppeln. Dafür hat das Landwirtschaftsministerium 2014 das Programm „Bioregion 2020“ gestartet und erst kürzlich bis 2020 verlängert. Eine von insgesamt zwölf Ökomodellregionen nennt sich „Waginger See – Rupertiwinkel“. Acht Gemeinden machen dort inzwischen mit. Wenn es nach den Laufener Grünen ginge, wäre die Stadt Laufen das nächste Mitglied. Warum, das erläuterte ihr Landwirtschaftsexperte und Stadtrat Georg Linner in einer Ortsversammlung im Kapuzinerhof. Auf Laufener Gemeindegebiet gibt es sechs Biobetriebe. „Das Potential wäre deutlich höher“, ist Linner überzeugt. Verbraucher überzeugen und Landwirte unterstützen möchte Linner, der als Diplom-Agrar-Ingenieur am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Traunstein Sachgebietsleiter Förderung ist.

Wichtig aus seiner Sicht: Die Vermarktungsstrukturen verbessern und die Nachfrage beleben, denn nur so hätten kleinbäuerliche Betriebe die Chance zu überleben. Mit dem Blick auf aktuelle Milchpreise bis hinunter auf 17 Cent erübrige sich jede Produktion für den Weltmarkt. Allein Piding sei unter den Molkereien noch eine rühmliche Ausnahme.

Etwas „Lokalkolorit“ mochte Linner auch darin entdecken, dass Laufen als Zentrum des Rupertiwinkels doch sehr gut zu einer Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel passen würde.

Anstoß für diese Ökomodellregion sei nicht zuletzt die schlechte Wasserqualität des Waginger Sees gewesen, die es gelte, möglichst rasch zu verbessern. Linner sieht Parallelen zum Abtsdorfer See, wo man mit der Gründung einer Teilnehmergemeinschaft und der Initiative „boden:ständig“ ähnliche Probleme angehen will.

„Ökomodellregion ist nichts von oben“, lobte Linner, Bauern, Bürger und Fachleute arbeiteten hier zusammen, was die Akzeptanz erhöhe. „Die bestimmen, wo die Reise hingeht.“

Die Grünen beantragten, der Stadtrat möge sich einen Fachmann wie Kirchanschörings Bürgermeister Hans-Jörg Birner und eine Fachfrau wie Projektleiterin Marlene Berger-Stöckl einladen, um sich über die Möglichkeiten eines Beitritts zu informieren. Linner schielt auch auf die Nachbarn in Saaldorf-Surheim, ziehe man doch schon beim Abtsee an einem Strang.

„Wir sind doch mittendrin“, urteilte Franz Eder mit Blick auf die Landkarte. Nach dem kürzlichen Beitritts Teisendorf würde man die Region zumindest logisch abrunden. „Respekt, dass die durchhalten“, würdigte Eder die drei Anbieter am samstäglichen Markt am Marienplatz. Im Vergleich mit Oberndorf fehle ihm in Laufen die Unterstützung durch die Stadt. „Wir müssen weg von dem 'immer mehr'“, forderte Eder, „wir schicken Milch nach China und in die USA und bekommen demnächst vielleicht noch TTIP. Besinnen wir uns auf unsere Stärken.“

Biosenf, Käse, Flaschenbrot, ... Linner sieht viele mögliche „kleine Bausteine“ hin zu einer anderen Landwirtschaft und einem Weg, der zukunftsträchtig sei. „Wenn der Bauer nur Rohstofflieferant ist, ist er immer auf der Verliererschiene“, ist Linner überzeugt. Widerspruch kam da von Bernhard Prechtl: „Wir machen Qualität“, betonte der Bauer aus Lepperding. Im Übrigen müssten Markenmolkereien Milch zukaufen, relativierte er die Mengendiskussion, forderte aber gleichzeitig einen Weg „von unten nach oben“. Darin sah sich Linner bestätigt: „Von den 49 Cent für den Liter Milch bleiben beim Bauern 19 Cent“, blickte er auf die aktuelle Marktsituation. Dabei habe er durchaus andere Erfahrungen gemacht: „Eine große Verbraucherschicht greift zu Markenprodukten – selbst bei Aldi.“

Auch das kleine Krankenhaus in Fridolfing kaufe Bio-Verpflegung ein. „Anders als die Kreiskliniken“, warf Kreisrat Eder dazu ein, der in Schulen und Kindergärten Potential für bio und regional sieht.

„In Österreich ist der Biomarkt tot“, behauptete daraufhin Bernhard Prechtl, räumte jedoch gleichzeitig ein, dass für Biomilch inzwischen das Doppelte im Vergleich mit konventionell erzeugter Milch bezahlt werde. Georg Linner sieht den Biomarkt nicht am Abstieg. Im Gegenteil: „Discounter wie Billa bieten allein zehn verschiedene Biomilchsorten.“ Hans Bleicher widersprach einem vielgeäußertem Vorwurf: „Nicht der Verbraucher fordert die billigen Preise, der Handel macht's.“

Kreisrat und BDM-Aktivist Albert Aschauer sieht einen Nutzen für alle, für Bauern, Handel, Konsument und Tourismus. „Es müssen nicht zwingend alle auf Bio umsteigen, aber es soll insgesamt ökologischer werden“, lautet seine Sicht. Die Grünen hoffen, dass ihr Antrag vom 20. März 2016 demnächst im Stadtrat behandelt wird. Und sich die Kollegen überzeugen lassen.

Franz Eder plädiert für eine Biomüll-Vergärungsanlage und eine deutliche Reduktion der Rücklagen im ZAS.
Landwirtschaftsfachmann Georg Linner sieht in der Ökomodellregion Chancen für die kleinbäuerliche Landwirtschaft
Georg Linner sorgt sich um Phosphor, einem zentralen Baustoff des Lebens. „Zu schade zum Verbrennen, der gehört wieder auf die Felder“. Fotos: Hannes Höfer