Erstellt von Hannes Höfer | |   Laufen

Die „Österreichisierung Bayerns“

Grüne sind über die geplante Fortschreibung des Landesentwicklungsprogamms besorgt

 

„Schwere Kost“, sagt Grünen-Stadtrat Erich Althammer über das neue Landesentwicklungsprogramm. Weil das alte von 2013 fortgeschrieben werden soll, läuft bis 15. November ein bayernweites Anhörungsverfahren. Sollten die darin enthaltenen Vorschläge umgesetzt werden, befürchten Laufens Grüne noch mehr Zersiedelung und mehr Landschaftsverbrauch.#

Freilich gilt auch: Schon das bisherige Anbindegebot hat den Bau der Firma Hörl-Rosenberger im Süden Laufens nicht verhindert. „Das hat man sich damals so zurecht gelegt“, urteilte Franz Eder in einer öffentlichen Ortsversammlung im Kapuzinerhof.

Laufen ist bislang schon als „mögliches Mittelzentrum“ eingestuft, und soll dann zusammen mit Oberndorf „Mittelzentrum“ werden. „Ein Ziel: zusätzliche Einrichtungen zu bekommen“, formulierte Althammer mögliche Zukunftsperspektiven, „durch eine solche Einstufung könnte manches leichter werden.“ Folgen und Zusagen aber erkennt Franz Eder momentan nicht, nichts, was ein Mehr an Förderung bringen könnte. „Was würde uns denn fehlen?“, fragte Peter Schauer in die Runde. Eine Antwort darauf hatte keiner, Eder sieht das Ganze eher als „politische Aussage“.

Kreisrat Winfried Köpnick erwartet gar, dass bei diesem grenzüberschreitenden Mittelzentrum eine Seite etwas bekommen könnte, von der aber die andere nicht profitiere. Eingestuft sei Laufen auch als „Raum mit besonderem Handlungsbedarf“, informierte Althammer die Gäste, was freilich auf über die Hälfte der Landesfläche zutreffe, weshalb er darin eher ein „Gießkannen -Prinzip“ erkennt. Verwunderung im Kapuzinerhof löste aus, dass im Landkreis neben Laufen allein noch Ainring und Bad Reichenhall so eingestuft werden sollen.

Vermeidung von Zersiedelung lautet ein weiteres Ziel des Programms, das jedoch auf der anderen Seite mehr Ausnahmen vom Anbindegebot ermögliche. Etwa die Ausweisung von Gewerbe- und Industriegebieten an Autobahnanschlüssen und vierstreifigen Straßen, für interkommunale Gewerbegebiete und Projekte mit überörtlicher Bedeutung für Freizeit und Tourismus. Mit einer formulierten „Chancengleichheit von grenznahen Räumen“ erwartet Althammer weitere Lockerungen.

Eder fürchtet in Folge ein Mehr an Zersiedelung. Mit Blick auf die andere Salzachseite sprach sein Stadtratskollege Erich Linner von einer „Österreichisierung Bayerns“. Im Übrigen würde jede Baumaßnahme zusätzlich Straßen und Verkehr mit sich bringen. „Gewerbe soll im und am Ort bleiben“, meint Linner, ergäben sich doch mit einer Neuregelung auch an der A8 bei Neukirchen, Piding und vielleicht sogar Anger neue Möglichkeiten. Für ihn ist das ganz klar „die falsche Richtung“.

Punkt 5, die überregionale Vorsorge, könnte dann Bedeutung für den Landkreis erlangen, wenn Max Aicher sein Pumpspeicher am Predigtstuhl baue, denn dann bräuchte man gewaltige Stromleitungen, erklärte Althammer, der in dem Konzept insgesamt „großindustrielles Denken“ zu erkennen vermag.

Eder würde sich wünschen, dass Laufens Stadtrat zu dem Landesentwicklungsprogramm eine negative Stellungnahme abgibt, denn Bayern weise schon jetzt den größten Flächenverbrauch aller deutschen Bundesländer auf. Und ein Heimatminister Markus Söder sei dazu da, die Heimat zu schützen, andernfalls habe er seine Aufgabe verfehlt. Skierschließungspläne wie am Riedberger Horn in der Schutzzone C des Alpenplans jedenfalls wiesen in die total falsche Richtung.

Für Laufen wäre viel möglich, meint Grünen-Stadtrat Erich Althammer zum Landesentwicklungsprogramm, vielleicht zu viel. Foto: Hannes Höfer