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Tschernobyl mahnt zur Energiewende

 
 

Für Bündnis 90/Die Grünen im Berchtesgadener Land kann es aus der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl nur eine Konsequenz geben: Der eingeleitete Ausstieg aus der Atomenergie muß konsequent fortgesetzt werden. Auf einer Kreisversammlung der Ökopartei betonte Grünen-Kreischef Franz Eder, dass die Atomenergie zu viele ungelöste Risiken berge, als dass deren Nutzung verantwortbar sei.

Eder erinnerte an das Thema Endlagerung. Weltweit gebe es noch nirgendwo überzeugende Konzepte zur Bewältigung dieses Komplexes. Auch wenn der Reaktorunfall in Tschernobyl nun 20 Jahre her sei, könne nicht davon ausgegangen werden, dass der Betrieb von Atomkraftwerken unfallfrei zu bewerkstelligen sei. Weil bei einem Reaktorunfall größeren Ausmaßes aber unweigerlich, wie Tschernobyl gezeigt habe, Tausende von Toten drohten und ganze Landstriche unbewohnbar würden, sei diese Technologie zu wenig „fehlertolerabel“. Auch in deutschen Atomkraftwerken könne es zu einem „größten anzunehmenden Unfall“, einem GAU, kommen.

Und schließlich sei die Nutzung der Kernenergie keineswegs eine billige Energieform, wie von Atomkraftbefürwortern immer behauptet. Zum einen würden die Haftungsrisiken des Betriebes von Atomkraftwerken von der Allgemeinheit getragen, weil es weltweit keine Versicherung gebe, welche die Risiken eines Reaktorunfalles versichern würde. Allein wenn dieser Posten in die Kalkulation des Atomstrompreises einfließen würde, wäre der Atomstrom nicht konkurrenzfähig.

Zudem könne niemand vorhersagen, welche Kosten bei der Endlagerung überhaupt entstehen werden. Aus all diesen Gründen könne es nur eine Konsequenz aus dem Reaktorunfall von Tschernobyl geben: So rasch wie nur möglich die Energiewende schaffen. Im Hauptreferat des Abends zeigte Wolfgang Fieweger vom Aktionsbündis „Sonnenwärme vom Watzmann bis zum Wendelstein“ Möglichkeiten zur Energiewende auf. An erster Stelle stehe natürlich die Nutzung der Energiequelle „Energiesparen“. Ohne Komfortverlust könne beispielsweise durch optimale Wärmedämmung beim Hausbau oder bei der Altbausanierung jede Menge an Energie eingespart werden. Auch eine konsequente Süd-Ausrichtung beim Hausneubau sei energetisch sinnvoll. Beim „Fuhrpark“ ließe sich durch eine konsequente Ausrichtung der Firmenpolitik in der Automobilindustrie ein enormes Energieeinsparpotential verwirklichen. Nach einer Studie der EU könnte durch konsequentes Energiesparen der Energieverbrauch in Europa bis zum Jahr 2050 halbiert werden.

Die dann noch benötigte Energiemenge könne durch regenerative Energiequellen gedeckt werden. Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist aber nach den Worten Fiewegers noch aus einem anderen Grund dringend erforderlich. Alle fossilen Energiequellen seien nur mehr eine kurze Zeitspanne nutzbar. Beim Uran reichten die Reserven gar nur mehr 24 Jahre. Wer angesichts dieser Zahl von einer Renaissance der Atomenergie träume, verabschiede sich von der Wirklichkeit. Aber auch Erdöl und Erdgas wären nur mehr rund ein halbes Jahrhundert verfügbar. Lediglich die Steinkohle habe eine Reichweite von rund 200 Jahren.

Dass die Erneuerbaren Energien in der Lage wären, den Energiebedarf der Welt zu decken, mache eine weitere Zahl deutlich: Auf einer Fläche mit einer Kantenlänge von 700 Kilometern ließe sich der heutige Weltenergiebedarf mit Sonnenernergie decken. Ein weiterer Grund spricht nach Ansicht Fiewegers für eine verstärkte Nutzung Erneuebarer Energien. Bereits heute fänden in Deutschland im Sektor der Erneuerbaren Energien mehr Menschen Arbeit und Beschäftigung als in den Bereichen Atomindustrie und Kohle zusammen. Dabei stehe die Nutzung der Erneuerbaren Energien erst am Anfang.

Dass durch die Nutzung nachwachsender Rohstoffe sich auch der Geldbeutel schonen ließe, machte Fieweger an einem weiteren Beispiel deutlich. Die Brennstoffkosten zur Erzeugung einer Kilowattstunde Wärme lägen bei einer Hackschnitzelheizung mit 2,7 Cent mehr als die Hälfte unter dem Preis einer Ölheizung mit 6,8 Cent. Bei einem solchen Preisunterschied hätten sich die höheren Anschaffungskosten für einen Hackschnitzelheizkessel schnell amortisiert. Ein Pelletofen liege mit 4,3 Cent auch noch detulich unter einem Ölkessel. Fieweger stellte heraus, dass sich in den sieben Jahren der rot-grünen Koalition unter der vor allem von den Grünen zu verantwortenden Energiepolitik in Deutschland die Energiewende massiv beschleunigt habe.

Bei der Produktion von Windstrom ebenso wie bei der Produktion von Solarstrom sei Deutschland „Weltmeister“. Windmühlen ind Fotovoltaikanlagen „Made in Germany“ wären Exportschlager. Ebenso wie das Gesetz, das die Grundlage für diesen Boom gewesen sei: das Energie Einspeise Gesetz, kurz EEG. „Der Erfolg der Erneuerbaren Energien in Deutschland ist ein Musterbeispiel dafür, dass sich ökologisches Verhalten auch ökonomisch rechnet“, so Fieweger zum Abschluss seiner Ausführungen. Daher müsse müsse der eingeschlagene Weg konsequent fortgesetzt werden.

»Wir sind nicht mehr so abgehoben wie früher, aber auch noch nicht populistisch«, skizziert Sepp Daxenberger das Selbstverständnis der Grünen. Seine Partei habe sich gerade in Bayern vom »Kellerkind« zur wählbaren Alternative der CSU gemausert. (Foto: Anzeiger)