Erstellt von Kaspar Müller | |   Freilassing

Schneller, günstiger und gesünder - Wird Freilassing klimafit?

Die "letzte Meile" mit dem E-Bike - Expertengespräch der GRÜNEN/Bürgerliste Freilassing und dem Bürgermeisterkandidaten Markus Hiebl mit dem Radverkehrskoordinator Ing. Peter Weiss aus Salzburg und dem Geschäftsführer des Dienstleistungsunternehmens Movelo

 

Freilassing wird klimafit - Dies wäre ein erklärtes Ziel des Bürgermeisterkandidaten Markus Hiebl. Vor allem im Verkehrsbereich sehe er große Chancen, auf lokaler Ebene die notwendigen Verbesserungen voranzutreiben. In einem Expertengespräch an dem auch Radverkehrskoordinator Ing. Peter Weiss aus Salzburg und der Geschäftsführer des Dienstleistungsunternehmens Movelo teilnahmen, kristallisierten sich hierfür zwei entscheidende Projekte raus. Zum einen eine vollständig barrierefreie Mobilitätsstation am Bahnhof sowie die Radschnellwege von Freilassing nach Salzburg und Bad Reichenhall.

 

Über 50 Prozent der täglichen Wege werden in der Grenzstadt umweltfreundlich zurückgelegt. Mit 32 Prozent allein im Fahrradverkehr liegt Freilassing im Spitzenfeld der regionalen Kommunen. Es läge vor allem an der Topografie unserer Stadt stellte Kaspar Müller eingangs fest. Der Grünen/Bürgerliste Ortsvorsitzende hatte zu dem Expertengespräch vor dem Bahnhof geladen, um nötige und mögliche Weichenstellungen einer nachhaltigen Verkehrspolitik zu erörtern. Das Rückgrat bilde hierfür künftig der schienengebundene öffentliche Personenverkehr, um vor allem Pendlern eine schnellere und kostengünstigere Mobilität zu bieten. Die „letzten Meile“ solle dann zu Fuß, oder mit dem Rad zurückgelegt werden. Als Wissenschaftler verdeutlichte Ferdinand von Tüllenburg die Notwendigkeit einer Weichenstellung in der Verkehrspolitik. Seit 1990 hätten sich die Treibhausgase im Verkehrsbereich nicht reduziert. Die politischen Zielvorgaben, weltweit, europäisch und auch national erfordern ein Handeln vor Ort. Dies wird nicht nur von der Jugend so gefordert, sondern auch von der überwiegenden Mehrheit der Bürger gewünscht. Er erläuterte, dass der überwiegende Teil dieser klimafeindlichen Gase aus den Auspuffen privater Nutzer stamme, aber auch dass über die Hälfte der täglichen Autofahrten unter 10 Kilometer lägen. Dies böte eine riesige Chance direkt vor Ort aktiv zu werden, so von Tüllenburg.

 

Mobilitätszentrum Bahnhof

Mit nahezu 6.000 täglichen Ein- und Aussteiger*innen liegt der Freilassinger Bahnhof an zweiter Stelle im Salzburger Verkehrsverbund. Um den Arbeitsplatz zu erreichen pendeln täglich 8.000 Menschen zwischen Freilassing und Salzburg. Ein Großteil hiervon mit dem Auto. Hier sieht Markus Hiebl einen idealen Ansatzpunkt eine Veränderung voranzubringen. Mit der Aufnahme Freilassings in die Kernzone des Salzburger Verkehrsverbundes wird allen die Möglichkeit geboten für einen Euro am Tag diesen auch zu nutzen. Täglich verkehren nahezu 200 Züge zwischen den Grenzstätten, die im Verbund integriert sind. Ein direkter barrierefreier Zugang zu den Bahnsteigen wäre allerdings auch von der Innenstadt her unabdingbar, damit dieses hervorragende Angebot auch leicht benutzt werden kann. Was dann noch fehlt wäre eine vernünftige Verbindung in das Industriegebiet Nord. Hier setzte Tobias Schubert Geschäftsführer von Movelo an und brachte das „Job-Bike“ ins Spiel. Mit großem Erfolg biete seine Firma Elektroräder Firmen oder Gemeinden an, um schnell und günstig tägliche Wege zu bewältigen. Dies könne wie er am Beispiel Hallbergmoos ausführte, eine Verknüpfung des Freilassinger Bahnhofes mit den Firmen im Industriegebiet sein. Seine Dienstleistungsfirma biete hierfür hochwertige E-Bikes an, die in speziellen Abstellstationen auch zugleich geladen werden können.  Mit einem benutzerfreundlichen App wird gebucht und das Schloss bedient. Schubert führte aus, dass sich die Firmen nicht nur Parkflächen sparen, sondern deren Mitarbeiter auch viel Zeit für die Parkplatzsuche. Ergänzend konnte er auch von seinen zahlreichen Besuchen in den Fahrradhochburgen wie Amsterdam oder Kopenhagen berichten, dass nicht alle Fahrradabstellplätze hochwertig ausgestattet sein müssen, aber auf eine bestmögliche Sicherheit für die Nutzer sollte wert gelegt werden. Dem Argument, dass Fahrradfahren nur bei schönem Wetter möglich sei, entgegnete er mit Untersuchungen in den nördlichen Ländern wo sich nur 20 Prozent der Nutzer von diesem schlechten Wetter abhalten ließen.

 

Nutzerkomfort an S-Bahnhaltepunkten

Ähnliches wird auch die Stadt Salzburg künftig bieten, führte deren Radverkehrskoordinator Ing. Peter Weiss aus. An ausgewählten Haltestellen werde demnächst ein Bike-Sharing von der Stadt angeboten. Aber schon jetzt stünden über 500 Fahrrad Abstellboxen an verschiedenen S-Bahn Haltestellen für private Nutzer zur Verfügung, die bereits zu 90 Prozent ausgelastet seien. Am neuen umgebauten Hauptbahnhof habe man nach anfänglichen Schwierigkeiten auch die Fahrradgarage gut in den Griff bekommen. Sie wurde benutzerfreundlicher und sicherer gestaltet und demnächst solle auch eine Anzeige deren Belegung schon vor der Einfahrt sichtbar machen. Ideal wäre natürlich, wenn im Fahrpreis schon das Bike-Sharing enthalten wäre.

 

Radbrücke über die Saalach

Ein weiteres wichtiges Mobilitätsprojekt sieht Peter Weiss im Radschnellweg zwischen Freilassing und Salzburg. Dieser könne kostengünstiger und wesentlich schneller verwirklicht werden als eine neuerliche Autobrücke mit den erforderlichen Zubringern. Künftige Nutzer könnten wesendlich schneller als mit dem Auto zwischen den Städten pendeln. Das E-Bike sei mit Abstand das schnellste Verkehrsmittel in den Städten. Würden alle Akteure an einem Strang ziehen, könnte die Münchener Bundesstraße spürbar entlastet werden.

 

Ferdinand von Tüllenburg verwies auf die Notwendigkeit, dass auch ein innerörtliches schnelles Vorankommen für die Pedalritter unablässig sei und deshalb Radwege, bzw. Radstreifen entlang der Hauptverkehrsachsen angelegt werden müssten. Kaspar Müller ergänzte auch die Notwendigkeit, Fußgänger und Radfahrer zu trennen, um deren Sicherheit zu fördern, sowie eine höhere Aufenthaltsqualität vor allem für die Fußgänger herzustellen.  

 

Der Irrtum vieler Entscheidungsträger sei, dass man nur in der Freizeit das Fahrrad nutze und diese somit getrost in die Wohngebiete drängen könne, berichtete Markus Hiebl. Wer will, dass vermehrt Pendler sich der umweltverträglichen Mobilität zuwenden und auch manch „Elterntaxi“ ersetzt werden soll, der müsse auch den erforderlichen Raum zur Verfügung stellen, um direkte und schnellere Verbindungen zu schaffen. Dies gelte nicht nur in Freilassing, sondern auch zwischen den Gemeinden. Hiebl würde hierbei gern alle ins Boot nehmen um das Projekt „Freilassing klimafit“ voranzutreiben. Alle müssten da gemeinsam anpacken, den Landkreis, die Kommunen, die Firmen aber auch konkret jeder einzelne Bürger, das wünschte sich der Bürgermeisterkandidat abschließend. 

Von links: Die Stadtratskandidat*innen der GRÜNEN/Bürgerliste, Magdalena Wimmer, Stefanie Riehl, Ferdinand von Tüllenburg, Kaspar Müller und der unabhängige Bürgermeisterkandidat Markus Hiebl sowie Salzburgs Radverkehrskoordinator Ing. Peter Weiss.