Erstellt von Bernhard Zimmer | |   Kreisverband

Landkreis Berchtesgadener Land soll pestizidfrei werden!

Mit einem Antrag der Grünen Fraktion an den Kreistag auf Verzicht und Ächtung von Glyphosat im Berchtesgadener Land soll der erste Schritt zum pestizidfreien Landkreis geschafft werden. Hier unser Antrag:

Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen beantragt, im Kreistag folgende Beschlüsse zu fassen:

  1. Der Landkreis Berchtesgadener Land verzichtet ab sofort bei allen Flächen unter seiner Bewirtschaftung auf den Einsatz von Totalherbiziden, die beispielsweise Glyphosat enthalten.
  2. Private Unternehmen, die Aufträge vom Landkreis Berchtesgadener Land zur Pflege von Grün-, Sport- und/oder Verkehrsflächen erhalten, werden entsprechend auf den Verzicht dieser Pestizide vertraglich verpflichtet. Bei laufenden Verträgen wird auf eine einvernehmliche Einigung hingewirkt bzw. gedrungen.
  3. Beim Abschluss neuer Pachtverträge für kommunale Flächen und bei der Verlängerung von Pachtverträgen wird eine Klausel eingefügt, mit der sich der Pächter zum vollständigen Verzicht auf den Einsatz der Pestizide Mitteln auf diesen Flächen verpflichtet. Diese Vorgabe wird auch bei Verträgen umgesetzt, die eine automatische Verlängerung für den Fall vorsehen, dass keine Kündigung erfolgt.
  4. Kommunale Einrichtungen, die Informations- und Beratungsleistungen im Zusammenhang mit privater Gartenpflege erbringen, weisen nachdrücklich auf das geltende Verbot der Anwendung glyphosat-haltiger Mittel auf befestigten Flächen hin und vermitteln den Zugang zu Informationsquellen hinsichtlich einer pestizidfreien Pflege von Haus- und Kleingärten.
  5. Unter Beteiligung fachbezogener Behörden wird für alle kommunalen Grün- und Verkehrsraumflächen ein angepasstes Planungs- und Pflegekonzept erstellt, das eine Bewirtschaftung ohne Totalherbizide und andere Pestizide ermöglicht. Dafür soll auf die Erfahrungen anderer Kommunen sowie sonstige Expertise (u.a. aus Umweltverbänden) zur Umsetzung einer pestizidfreien Grünflächenpflege zurückgegriffen werden.
  6. Der Landrat des Landkreises Berchtesgadener Land wird beauftragt, die Bürgermeister der Kommunen im Landkreis zu ermuntern, dem guten Beispiel zu folgen und entsprechende Beschlüsse zu fassen.
  7. Wir fordern den Landschaftspflegeverband auf, dem guten Beispiel der Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG zu folgen und ebenfalls auf den Einsatz von Totalherbiziden zu verzichten.

Begründung:

Am 25.10.2017 wurde in Brüssel die Entscheidung über die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat ein weiteres Mal, bereits zum fünften Mal, vertagt. Die Bundesrepublik hat sich wieder enthalten und damit einen zeitnahen Ausstieg aus dem Einsatz dieses Giftes verhindert.

Am 18.10.2017 wurden die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie publiziert, die eindeutig belegt, was schon seit Jahren vermutet wird. Über den Zeitraum der letzten 27 Jahre ist ein massives Insektensterben (75% Masseverlust) festgestellt worden und das auf geschützten Flächen. Es ist also nicht davon auszugehen, dass dieser Verlust auf intensiver genutzten Flächen geringer ist.
Quelle: http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0185809

Der Landkreis Berchtesgadener Land steht in einer besonderen Verantwortung, denn wir sind nicht nur eine UNESCO-Biosphärenregion und haben einen international anerkannten Nationalpark sondern die Arten und Biotopschutzkartierung belegt, dass 40% der Landkreisfläche ökologische wertvoll und damit kartiert sind.

Totalherbizide vernichten neben allen Pflanzen auch Pilze und Mikroorganismen, greifen also intensiv, weitreichend und langfristig in das Ökosystem sowie die Artenzusammensetzung der Lebensgemeinschaften ein.

Auch wenn die Totalherbizide als insektenfreundlich eingestuft sind, vernichten sie letztlich die Nahrungs- und Lebensgrundlage der Insekten.

Betroffen sind auch Bienen und Wildbienen deren Bestäubungsleistung für uns Menschen aber von existentieller Bedeutung ist. Die Gefährdung der Bienen und Wildbienen sollte eigentlich genügen, um aus Gründen der Vorsorge und der Risikominimierung die Totalherbizide sofort aus dem Verkehr zu ziehen.

Dem ist, wie wir wissen leider nicht so. Inzwischen ist das Glyphosat auch in unserer Nahrung angekommen. Rückstände finden sich bereits im Bier und Milchprodukten.

Abseits der kontroversen Diskussion, um eine krebserzeugende Wirkung, ist festzuhalten, dass dieses Mittel in unseren Lebensmitteln nichts zu suchen hat. Unterstellen wir ruhig eine vorschriftsmäßige Anwendung all dieser Pestizide, ist doch festzuhalten, dass diese trotzdem in der Nahrungskette auftauchen, wo sie nicht hingehören.

Ein Leitbetrieb des Berchtesgadener Landes hat inzwischen gehandelt. Bäuerliche Betriebe, die Genossen der Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG zeigen wie es geht.

Mit diesem Beschluss setzt der Landkreis auch ein Zeichen, dass wir unseren neuen Markenkern ernst nehmen und entsprechend handeln.