Erstellt von Kaspar Müller | |   Kreisverband

Bürgermeister im Kreuzfeuer

Großen Gesprächsbedarf hatten die Anlieger des Wohnbauprojekts „Matulusgarten“ und fanden Gehör bei der Ortsversammlung der Freilassinger Grünen/Bürgerliste im Gasthof Rieschen. Wie hoch wird die Bebauung? Was wird mit Salzburghofens Grüner Lunge? Wohin ziehen die Tiere? Wie wird das Verkehrsaufkommen bewältigt oder auch wie integriert man die denkmalgeschützte Heilingbrunner-Villa?

Grüne/Bürgerliste kritisiert Flatschers Informationspolitik zum Wohnprojekt "Matulusgarten"

Die großen Sorgen der Anlieger, dass ihre Belange nicht berücksichtigt werden, wurden mit diesen Fragen deutlich. Die Anlieger signalisierten aber auch, dass sie nicht generell gegen eine Bebauung seien.

Zur Historie erläuterte Stadtrat Wolfgang Hartmann, dass die Fraktion der Grünen-Bürgerliste bereits 2016 die Gerüchte um eine mögliche Bebauung aufgegriffen und öffentlich vom Bürgermeister einen Sachstandbericht gefordert hatte. "Aufgrund der spärlichen Auskünfte stellten wir Grünen den Antrag auf einen „Qualifizierten Bebauungsplan“, um alle Belange wie Bebauungsdichte, Höhe der Bebauung oder auch Verkehr, Infrastruktur und Grünordnung sowie ein verträgliches Maß für die Nachbarn zu ermitteln. Leider fand unser Antrag mit nur sieben positiven Stimmen keine Mehrheit im Stadtrat“, so der Fraktionsvorsitzende. Er betonte, dass die Fraktion sich stark mache für eine „Sozialverträgliche Bodennutzung“ , damit Wohnraum auch für Einkommensschwächere geschaffen werden könne. Ziel sei es, menschenfreundliche, lebenswerte Orte zu gestalten. Selbstverständlich muss dabei mit Grund und Boden sparsam umgegangen werden, was aber auch bedeutet, dass höher und dichter gebaut werden muss und kann.

Kreisrat Bernhard Zimmer verwies auf die gute Absicht des Landkreises, das Grundstück rasch auf den Markt zu bringen, um den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. "Die Entscheidung im Kreisausschuss ist gefallen nachdem Bürgermeister und Kreisrat Flatscher signalisiert hat, dass die Stadt Freilassing aktiv eingebunden war und man in der Priorisierung der Projekte einig war." Nun sind erste Planentwürfe vorgestellt worden und der heftige Protest der Anlieger kam „auch für uns Kreisräte eher überraschend“. "Nicht der Landrat hat dies den Freilassingern eingebrockt, sondern euer Bürgermeister“, betonte Zimmer Richtung des CSU Stadtrats Standl, der seinen Parteikollegen in der Informationsveranstaltung dafür öffentlich angegriffen hatte.

„Fakt ist aber, dass Freilassings Stadtrat Herr des Verfahrens ist. Allein der Stadtrat entscheidet über Dichte und Höhe der Bebauung. Und wenn er in Sachen Verkehr oder Grünordnung auch noch das Heft in der Hand haben will, dann muss er einen schnellstmöglich qualifizierten Bebauungsplan aufstellen“, so Bernhard Zimmer.

 

Villa gefährdet?

Ortsvorsitzender Kaspar Müller betonte auf Nachfragen, dass selbstverständlich auf die denkmalgeschützte Heilingbrunner-Villa besonders Rücksicht genommen werden muss. Hier wird das Denkmalamt eine Empfehlung abgeben und der Stadtrat wäre gut beraten, dieser zu folgen, "denn so viele Baudenkmäler besitzt Freilassing nicht." Wichtig sei es seiner Meinung nach auch, dass ein gut durchgrüntes Wohnumfeld für die künftigen Bewohner, dass auch den Nachbarn zu Gute komme, geschaffen wird. „Jeder Baum, der erhalten werden kann, benötigt kein jahrzehntelanges Nachwachsen“. Unter Berücksichtigung der Randbedingungen sieht Architekt Müller hinsichtlich der hier möglichen Dichte noch Abstimmungsbedarf im Zuge eines Bauleitverfahrens.

Eine gesunde Mischung aus sozialem Wohnbau, freien Mietwohnungsbau und Eigentumswohnungen hält die Grüne Stadträtin Edeltraud Rilling für wichtig für die Entwicklung der Wohnsituation in Freilassing. Um ein geordnetes und faires Verfahren zu gewährleisten, werde die Fraktion noch einmal die Aufstellung eines „qualifizierten Bebauungsplans“ einfordern und gleichzeitig eine „Veränderungssperre“ beantragen. Nur mit dieser kann der gegenwärtige Baumbestand vor einer voreiligen Rodung bewahrt werden. Die Fraktion wird zusätzlich auch ein Verkehrsgutachten für diesen Bereich einfordern. Die Anregung, dass doch ein Modell, bzw. eine 3-D Visualisierung der geplanten Bebauung erstellt werden sollte, mit dem die Höhenentwicklung der Gebäude ersichtlich werde, werde sie gern weitergeben.

Den Aufruf eines Anwohners, doch das Angebot des Investors anzunehmen, um in Anlieger-Arbeitsgruppen das Projekt positiv zu begleiten, konnte auch Stadtrat Willi Schneider nur bekräftigen. „Im Vorfeld könnt ihr Betroffenen im direkten Dialog mit dem Investor am meisten erreichen - Betroffene müssen zu Beteiligten werden“. Mit dessen Angebot habe er ja seine Bereitschaft signalisiert, von seinen Maximalwünschen auch abzurücken, um gemeinsam eine ausgewogenere Planung zu realisieren. Dies ist in dieser Branche keine Selbstverständlichkeit, so Stadtrat Schneider abschließend.

Inmitten des alten Baumbestandes befindet sich die denkmalgeschützte Heilingbrunner-Villa, deren Einzigartigkeit in der künftigen Bebauung berücksichtigt werden muss. Die Stadtratsfraktion der Grünen/Bürgerliste besichtigte mit Fachleuten das Gelände bereits 2016.