Erstellt von Alois Albrecht | |   Teisendorf

Schnelles Internet statt unsinniger Projekte

Mit einer Wahlveranstaltung beim Wirt in Weildorf haben die Teisendorfer Grünen das Gemeindegebiet jetzt bestens abgedeckt, die Bürger zu Wort kommen lassen und für die Kommune wichtige Themen behandelt.

Mit einer Wahlveranstaltung beim Wirt in Weildorf haben die Teisendorfer Grünen das Gemeindegebiet jetzt bestens abgedeckt, die Bürger zu Wort kommen lassen und für die Kommune wichtige Themen behandelt. 

Bürgermeisterkandidat Edwin Hertlein sagte in Weildorf, er möchte viel mehr Offenheit und Bürgerbeteiligung, schon bei der Auswahl der Angelegenheiten und Projekte, die für Teisendorf zur Debatte stehen.  Hertlein kritisierte diesbezüglich die gängige Praxis von Geheimnistuerei und Ankündigungen von hochtrabenden Megaprojekten, wie Containerterminals, dem Aventura Projekt, Ortsumfahrungen oder Autobahnausfahrten, die nicht gebraucht würden und nicht realistisch seien. Vielmehr sollte sich die Gemeinde auf nötige und realisierbare Dinge konzentrieren, die Teisendorf einen wirklichen Nutzen bringen würden.  Als eines dieser bezeichnete Hertlein das schnelle Internet.  Viele Firmen benötigten heute schnellen und effizienten Datentransfer um konkurrenzfähig zu werden und zu bleiben.  Nicht nur die Gemeinde, sondern ganz Bayern und Deutschland hinkten in dieser Beziehung weit hinter anderen Ländern her, beteuerte Hertlein.  „Wir werden abgehängt im schnellen Internet“.  Während in Südkorea schon 70 % und in Japan immerhin 50 % der Internetnutzer mit einem Gbit/s „Surfen“ wäre in Deutschland nur ein Prozent der Nutzer mit dieser Geschwindigkeit im „Netz“ unterwegs.  Der gängige Standard hierzulande seien 50 Mbits/s, also gerade einem Zwanzigstel eines Gbit/s. 

Deswegen wäre eine Aufrüstung dringend nötig und sie würde auch nicht das Zubetonieren großer Flächen bedingen, wie das bei einem Containerterminal der Fall wäre. Die Grünen seien auch Vorreiter in der Erkenntnis, dass Olympia und andere sportliche Großprojekte zwar viel kosten, aber keine großen Langzeit-Effekte hätten in der Tourismus-Branche.  Die Gemeinden in Bayern, die viel in solche Projekte investiert hätten, wie Garmisch-Partenkirchen, Reit im Winkl und Ruhpolding, seien jetzt hochverschuldet, meinte Hertlein. 

Auch bei der Müllentsorgung kritisierte Hertlein den Landkreis und die Kommunen.  Vor 20 Jahren sei hier der Müllverbrennung der Vorzug gegeben worden, gegenüber der Kompostierung.  Das koste inzwischen viel Geld, denn die bei der Verbrennung anfallenden Energiekosten stiegen kontinuierlich.  In Teisendorf koste eine Mülltonne jetzt 207,60 Euro pro Jahr, während im Main-Spessart Kreis dieselbe Tonne für eine Gebühr von 183,60 Euro und, bei bestimmten Voraussetzungen, zu einer reduzierten Gebühr  von 158,40 Euro zu haben sei. Überhaupt würden Gemeindebeschlüsse zu oft verkehrt herum getroffen, meinte Hertlein.  Zuerst würden im „kleinen Kämmerlein“ nicht öffentliche Vorberatungen gehalten, dann würden ebenso nicht öffentliche Beschlüsse gefasst und zuletzt würden diese den Bürgern verkündet und diese vielleicht befragt. 

Hertlein und die Grünen hätten lieber eine Bürgerbeteiligung, bei der Projekte den Bürgern vorgestellt und dann zusammen mit ihnen die Machbarkeit und der Nutzen für Teisendorf determiniert würden.  „Wir haben in der Gemeinde so viele kleine „Edelsteine“ an Möglichkeiten und Potenzial, die wir kostengünstig nutzen und ausbauen könnten und brauchen keine teuren, unsinnigen „Leuchtturm-Projekte“, meinte Hertlein abschließend.

Gemeinderat Matthias Spiegelsperger sagte er möchte, dass die Gemeinde wieder dem Projekt einer „Ökomodellregion um den Waginger See“ beitreten würde, denn dadurch würden Fördergelder erhältlich, die der Landwirtschaft und dem Gewerbe der Gemeinde zugutekommen könnten.  „Auch unsere Gemeinde grenzt an das Einzugsgebiet des Sees und wir könnten einen Beitrag leisten zu dessen Reinigung“, meinte Spiegelsperger.  Es seien zu viele Nährstoff-Mittel zugekauft worden in der Landwirtschaft, die sich im Boden angereichert hätten, jetzt ausgewaschen würden und das Wasser des Sees verunreinigten.  Die Ökomodellregion ziele darauf die Landwirtschaft zu extensivieren, was nicht nur dem See, sondern der Landwirtschaft insgesamt guttun würde.  „Wir müssen an die Zukunft denken, Schulen einbinden, regionale Produkte fördern und regional kaufen und ein Energiekonzept für die Gemeinde erstellen“, sagte Spiegelsperger.  Er zeigte sich sehr enttäuscht über die Zustimmung zur Zulassung der Gentechnik-Maissorte 1507 im Bundestag.  „Wir brauchen keine grüne Gentechnik, sie bringt nur Nachteile“.  „Teisendorf hat 300 Bauern und ich möchte diese insgesamt vertreten“, beteuerte Spiegelsperger.

Die Kandidatin Liesi Aschauer sagte auch sie komme aus der Landwirtschaft und wolle insbesondere die Stimmen der Bäuerinnen in den Gemeinderat bringen.  Ihr Engagement für den BDM und die Milchbauern habe sie viel gelehrt über Mechanismen, Zusammenhänge und Möglichkeiten der Politik und deshalb habe sie beschlossen sich einzubringen.  In der Landwirtschaft gebe es Probleme, sowohl für die kleinstrukturierte als auch die große.  „Wenn wir weitermachen wie bisher, haben wir als Bauern keine Zukunft“, sagte Aschauer.  „Unsere Erzeugnisse, Lebensmittel, sind lebenswichtig, werden aber nicht genügend geschätzt und die Bauern nicht angemessen dafür vergütet“, meinte Aschauer.  Die bisherige Beratung für Bauern gehe in eine falsche Richtung und führe in die Sackgasse der industriellen Landwirtschaft, die sowohl Bauern als auch Verbraucher den Diktaten einiger großer Konzerne ausliefere.  Hier haben wir noch die Chance dem entgegenzuwirken und die kleinstrukturierte Landwirtschaft zu erhalten, wenn wir uns bemühen regional zu denken und nicht nur Energieautark zu werden, sondern auch in unserer Versorgung mit Lebensmitteln“, sagte Aschauer sinngemäß.  Aschauer wünschte sich auch ein Gemeindeblatt für Teisendorf, durch das die Bürger auf relevante Dinge, Veranstaltungen und Projekte hingewiesen und in Prozesse einbezogen werden könnten. In der Diskussion meinte einer der Besucher in der Region und auch in Teisendorf sollte die Wasserkraft mehr genutzt werden zu Energiegewinnung.  Dazu brauche es keine großen Kraftwerke, sondern nur kleine in Bächen. 

Der Kreistagskandidat der Grünen, Albert Aschauer wies auf Veranstaltungen über das TTIP in der Alten Post und den Milchbauernabend am 16. 3. 2014 in Reutberg hin, bei dem der Agrarpolitische Sprecher der Grünen im europäischen Parlament, Martin Häusling ebenfalls über das „Freihandelsabkommen“ der EU mit den USA und dessen Auswirkungen, vor allem auf die Landwirtschaft, referieren wird.  Einer der Besucher monierte, die wie er meinte, in Teisendorf im Verglich zu anderen Gemeinden nicht genügende Förderung der Vereine.  Edwin Hertlein entgegnete, er meine die Gemeinde solle nicht die gesamten Kosten der Vereine übernehmen, aber, wenn gerechtfertigt und beantragt, diese nach Möglichkeit fördern.