|   Teisendorf

Lebenshilfe ist auf ehrenamtliches Engagement angewiesen

Fast drei Stunden nahmen sich die Teisendorfer Grünen mit ihrem Gast, der Landtagskandidatin Claudia Stamm Zeit, das Haus der Lebenshilfe in Oberteisendorf zu besichtigen.

Unter Führung von Erwin Lederer, Leiter der Wohnstätten und Dieter Schroll, Geschäftsführer der Lebenshilfe im Berchtesgadener Land, durften die Gäste das ganze Haus besichtigen. Die individuelle Gestaltung der Zimmer, der offene und freundliche Bau, und die ebenso herzlichen Bewohner gefielen den Besuchern besonders gut. Auf die Überraschung der Gäste über die nette und familiäre Atmosphäre meinte Erwin Lederer „Bei uns wohnen heißt zu Hause sein“, gab aber dann zu bedenken, dass dennoch zu viele Bewohner noch in Doppelzimmern untergebracht sein. „Da kommt es halt auch schneller mal zu Reibereien, als wie wenn jeder hin und wieder eine Tür hinter sich zu machen kann.“

Durch den drastischen Rückgang an Zivildienstleistenden sei  die Lage bei den differenzierten Angeboten schwieriger geworden, so Dieter Schroll, was natürlich die Möglichkeiten der individuellen Betreuung erschwere.

Tief beeindruckt zeigte sich Frau Stamm über das Engagement der etwa vierzig Ehrenamtlichen, die hauptsächlich aus Oberteisendorf und der Umgebung kommen. Dass die Bewohner der Lebenshilfe Einrichtung auch sonst so problemlos in den Ort eingebunden seien fand Claudia Stamm beachtenswert.

Die sich wandelnden Ursachen für die Behinderungen der Menschen in solchen Einrichtungen wie in Oberteisendorf interessierten die Gäste sehr. Waren die Behinderung bis vor zwanzig Jahren noch überwiegend pränataler Natur, so werden sie jetzt vorwiegend durch Unfälle und zunehmend durch Drogenkonsum ausgelöst. Eine neue Erfahrung für die Betreuer wird auch das Rentenalter ihrer „Schützlinge“ werden, da es bis dato historisch bedingt nur sehr wenige Menschen im hohen Alter mit Behinderung gab.

Aber auch die Blüten der deutschen Bürokratie kamen nicht zu kurz. So wurden die überraschten Gäste darüber aufgeklärt, dass der Fahrdienst für das Haus europaweit ausgeschrieben werden muss, und dass die Sozialgesetzgebung keinen Unterschied zwischen Altenpflege und Behindertenpflege macht und obwohl die Heilerziehungspfleger mit einer ganzen Palette unterschiedlichster Behinderungen konfrontiert sind und darauf individuell eingehen, ist ihre Bezahlung ungerechtfertigt niedrig.

Nach der Hausbegehung trafen sich die Gäste abschließend mit einigen der Bewohnerinnen und Bewohner zu einer angeregten Diskussionsrunde über den Alltag in der Wohngemeinschaft.