Erstellt von Edwin Hertlein | |   Teisendorf

Energiewende ist zu schaffen

Für den Energiewissenschaftler und Grünen-Kreisrat Simon Köppl aus Ramsau ist es klar: Die Energiewende ist zu schaffen. Auf einer Informationsveranstaltung des Ortsverbandes von Bündnis 90/Die Grünen Teisendorf erläuterte Köppl seinen Optimismus. Er ging aber auch darauf ein, weshalb die Energiewende dringend nötig ist. Der Wetterdaten der letzten Jahre zeigten, dass der Klimawandel schon in vollem Gange sei. Dabei wären die Prognosen in Sachen Erderwärmung von der Realität sogar deutlich übertroffen worden. So habe der Klimareport aus dem Jahr 2010 beispielsweise für Nürnberg im Zeitraum bis zum Jahr 2050 eine durchschnittliche Zahl von 5 bis 19 sogenannter heißer Tage prognostiziert. Tatsächlich seien aber im Jahr 2018 schon 32 heiße Tage in Nürnberg zu verzeichnen gewesen. Umgekehrt sei die Niederschlagsmenge in Nürnberg im Jahr 2018 im Vergleich zum langjährigen Mittel um 24 Prozent gesunken. 99 Prozent aller Wissenschaftler gingen davon aus, dass der Klimawandel menschengemacht sei. Deshalb könne gegen den Klimawandel auch etwas unternommen werden. Allerdings dränge mittlerweile die Zeit. Während man vor einigen Jahren noch einen sanften Umstieg bei der Energieversorgung hätte vornehmen können, müssten die Maßnahmen heute viel drastischer ausfallen, um den Klimawandel in einem für die Menschheit erträglichen Ausmaß zu begrenzen. Wie Köppl weiter ausführte, reichten die vom Freistaat Bayern beschlossenen Maßnahmen aber bei weitem nicht aus, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Im Jahr 2018 habe der Pro-Kopf-Ausstoß an CO² in Bayern bei 7,7 Tonnen gelegen. Bis zum Jahr 2040 müsste der Pro-Kopf-Ausstoß an CO² in Bayern bei einem Gesamtrestbudget an CO² von 650 Millionen Tonnen auf Null sinken. Diese Ziel würde nach den aktuellen Beschlüssen der Staatsregierung deutlich verfehlt. Ein Grund dafür sei, dass es im Bereich Windkraft faktisch einen totalen Baustopp durch die 10H-Regelung gegeben habe. Während 2014 noch 160 Anlagen in Betrieb genommen werden konnten, sei diese Zahl im Jahr 2019 auf sechs gesunken. Ohne einen deutlichen Ausbau bei der Windkraft und bei Photovoltaik werde die Energiewende nicht gelingen, prophezeite Köppl. Die von Gegnern der Energiewende immer wieder ins Spiel gebrachte Befürchtung, mit einem Umstieg Erneuerbaren Energien würde die Stromversorgung zusammenbrechen, entkräftete der Referent. Im Gegenteil sei durch die Vielzahl an Stromerzeugungsanlagen die Netzstabilität sogar gesteigert worden. Das liege auch daran, dass die Stromnetze im Vergleich zu früher europaweit vernetzt wären. Freilich steige mit der Zahl an Stromerzeugungsanlagen, heute seien es 1,5 Millionen Anlagen im Vergleich zu etwa 700 in den 80er Jahren, der Steuerungsbedarf bei den Netzen. Das hätten die gut ausgebildeten deutschen Energieingenieure aber gut im Griff. Auch vor Ort kann nach Meinung Köppls noch mehr unternommen werden, um die Energiewende voranzubringen. So könnten viel mehr an kommunalen Liegenschaften, als das bisher der Fall ist, zur Installierung von Photovoltaikanlagen genutzt werden. Auch könne er sich eine kommunale Förderung von Bürgerenergiegenossenschaften, auch bei Anlagen zur Wärmeerzeugung, vorstellen. Ein ganz zentraler Bereich zur Umsetzung der Energiewende ist für Bündnis 90/Die Grünen eine grundlegende Umgestaltung der Mobilität. Hierzu führte Grünen-Bürgermeisterkandidat Edwin Hertlein aus, dass neben der Verkehrsvermeidung durch eine andere Siedlungsplanung, bei der die Lebensbereiche Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit wieder räumlich näher zusammengeführt werden müssten, ein drastischer Ausbau des ÖPNV gehöre. Die Vorschläge hierzu lägen seit Jahren auf dem Tisch, müssten nur endlich umgesetzt werden. Grundlage sei die Schaffung eines grenzüberschreitenden Verkehrsverbundes mit Salzburg. Des weiteren seien die Einrichtung einer Regionalstadtbahn Salzburg und Umland, die Verdichtung des bestehenden Linienbusnetzes, die Ergänzung dessen durch weitere Rufbuslinien oder Anrufsammeltaxis, und der Einsatz von selbstfahrenden Bussen auf dafür geeigneten Strecken nötig. Ergänzt werden könnte diese Angebot durch flächendeckende Mitfahrerbänke im ganzen Landkreis und durch Carsharing. Zwingend sei darüber hinaus eine deutliche Senkung der Fahrpreise.      

Ist optimistisch in Sachen Energiewende: Der Energiewissenshaftler und Grünen-Kreisrat Simon Köppl.