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„Zeit werd's“ sagt der Bayer

„Zeit werd's“ sagt der Bayer, wenn er hofft, dass ein unerfreulicher Zustand endlich zu Ende gehen möge. „Zeit werd's“ steht auf den Wahlplakaten der Grünen, und beenden wollen sie die 46-jährige Alleinherrschaft der CSU in Bayern. „Die Chance ist jetzt da“, sagte Spitzenkandidat Sepp Daxenberger am Dienstag in der Steinbrünninger Thomanhalle. Die Staatsregierung habe „viele Fehler“ gemacht. Viele Weichen würden immer noch falsch gestellt. Bildungspolitik und Landwirtschaft etwa müssten endlich „zukunftsfähig“ gemacht werden.

Sepp Daxenberger live in Steinbrünning, gleichzeitig im Fernsehen in der „Münchner Runde“. Die Sendung hatte man eigens am Nachmittag aufgezeichnet, damit Bayerns Spitzen-Grüner abends in seinem Wahlkreis sprechen konnte. Und hier begann er mit seinem Lieblingsthema und Lieblingsgegner: der CSU. „Da sieht man inzwischen die Verzweiflung: Beckstein warnt vor dem Weltuntergang und Huber spricht von Kreuzzug. Die Regierung hat viele Fehler gemacht und hat deshalb ein massives Glaubwürdigkeitsproblem.“ Ein solches hätten Bayerns Grüne nicht, auch wenn der Beschluss zu den religiösen Symbolen für einigen Wirbel gesorgt hat. „Der Beschluss wird geändert, wir stehen zu unserer christlichen Kultur“, betonte Daxenberger, „die Staatsregierung soll dafür sorgen, dass die Schulen in den Dörfern bleiben, denn wenn die geschlossen werden, braucht es kein Kruzifix mehr.“ Und auch die Kinder gehörten in die Dörfer, sie sollten länger miteinander in die Schule gehen. „Das ist gut für die Gemeinde und gut für das Gemeinwohl, denn Schule ist mehr als nur Wissen zu vermitteln.“ Große Klassen, Unterrichtsausfall, junge Menschen ohne Abschluss, kurz: „Bayerns Bildungspolitik ist eine Katastrophe“, sagte Daxenberger. Und nirgendwo sonst sei der Geldbeutel der Eltern ein so entscheidendes Kriterium für den Bildungserfolg der Kinder. „Die CSU hat die Türen für die Gentechnik aufgemacht“, kritisierte der Redner. Dass man gegen die EU-Bestimmungen nichts machen könne, sei „ein Schmarrn“. Österreichische Bundesländer hätten sich inzwischen zu gentechnikfreien Zonen erklärt. „Ein bisschen Gentechnik geht genau so wenig wie ein bisschen schwanger.“ Öffne man hier die Tür, sei herkömmliche Landwirtschaft, ob konventionell oder biologisch, nicht mehr möglich. Bauern und Verbraucher wollen es nicht und man dürfe sich nicht von einigen wenigen Konzernen abhängig machen. „Keine Leibeigenschaft bei Mosanto und Co.“ Faire Preise für Lebensmittel zu zahlen, meinte der Biobauer, komme am Ende billiger, als das bestehende Subventionssystem zu erhalten, ein „perverses System“, das weniger den Bauern zugutekomme als der Industrie. „In Österreich ist der größte Nutznießer ein bekannter Hersteller von Gummibärli-Wasser.“ Der Buhmann sei häufig der Überbringer der schlechten Nachricht, sagte Daxenberger. Den Grünen sei es so ergangen, als sie frühzeitig vor Klimawandel und steigenden Energiepreisen gewarnt haben. „Man hat nichts getan. Drei-, Zwei-, Ein-Liter-Autos wären längst möglich, aber es gab kein Interesse.“ Dass sich die Staatsregierung jetzt schützend vor die deutsche Automobilindustrie stelle, sei kontraproduktiv, denn damit gerate die ins Hintertreffen. Mobilität im ländlichen Raum sei ein ernstes Thema, aber nun schnell die Steuern zu senken, sei keine Lösung. Die Konzerne würden sich sehr schnell auch dieses Stück vom Kuchen nehmen. Eine Erfolgsgeschichte sei das Energieeinspeisegesetz, die Grünen hätten es durchgesetzt. „Handwerk und Mittelstand profitieren davon, das Geld bleibt bei uns. Unsere Wirtschaft liegt hier vorne“, betonte Daxenberger, „diese Entwicklung darf ich nicht dadurch gefährden, dass ich Atomkraftwerke länger laufen lasse.“ Eines ärgert ihn dabei besonders: „Wir produzieren strahlenden Müll für hunderttausende Jahre, und niemand weiß, wohin mit dem Dreck.“ Grünen-Kreisrat Dr. Bartl Wimmer hatte Daxenberger als den zukünftigen bayerischen Landwirtschaftsminister angekündigt. Der meinte selbstbewusst, wenn schon, dann wolle er gleich noch Umwelt- und Verbraucherschutz mit dazu haben. Am Ende Bravo- Rufe und lang anhaltender Beifall aus der fast vollen Thomanhalle. Ob es zu einem Wandel kommt, wird der 28. September zeigen, ob dann Bayerns Grüne sagen werden: „Zeit is worn.“ Bis dahin heißt's: „Schau ma mal.“ Steinbrünnings Musikkapelle spielte flott auf wie auch bei den anderen Wahlkampfveranstaltungen. Die Musikanten haben eine Wette laufen, welcher Redner den größten Zuspruch erfahren wird. Derzeit liegt Sepp Daxenberger klar vorn.

Bund und Land vereint gegen die „Staatspartei“. Links: Fritz Kuhn, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Deutschen Bundestag, daneben Bayerns Grünen-Landeschef und Wahlkreiskandidat Sepp Daxenberger. (Foto Höfer)
Ein kämpferischer Sepp Daxenberger präsentierte sich in der fast voll besetzten Steinbrünninger Thomanhalle. (Foto:H)öfer