Erstellt von Hannes Höfer | |   Saaldorf-Surheim

Grüne wollen nicht zu allem „Ja“ sagen

„Bei uns ist die Welt noch in Ordnung“, hatte Bürgermeister Ludwig Nutz kürzlich zufrieden festgestellt. „Jein“ sagen die Bündnis-Grünen. Einerseits habe man eine prosperierende Gemeinde, andererseits sei schon vieles kaputt gemacht worden, anderes werde nicht umgesetzt. Bei einer Ortsversammlung im Gasthaus Lederer stellten etliche der Kandidaten zur Gemeinderatswahl dar, was aus ihrer Sicht besser und anders laufen soll.

„Warum immer zu allem >Ja< sagen?“ haben die Gemeinde-Grünen ihren Kommunalwahlkampf überschrieben. Gleichwohl sieht sich Spitzenkandidat Dr. Notker Mallach nicht als „Opposition“, wolle aber den Finger in die Wunden legen. „Wir dürfen nicht übersehen, was schon alles kaputt gemacht wurde“, forderte der Forstoberrat a. D. Mitstreiter und Gäste auf. Zwischen Abtsee und Steinbrünning finde man keinen Wiesenrandstreifen mehr, Blumenwiesen suche man vergeblich in der Gemeinde. „Hätten wir nicht das Haarmoos und die Au, es sähe düster aus in dieser Landgemeinde“, konstatiert der frühere Mitarbeiter der Laufener Naturschutz-Akademie. Und auch der Abtsee sei durch hohen Nährstoffeintrag stark gefährdet. Ins selbe Horn stieß Susanne Wustl. Ihre Enkel sollen noch Blumen kennenlernen, wünscht sich Listenkandidatin Nummer Zwölf. Ihre Familie sei vor 30 Jahren nach Surheim gezogen, weil man im „Dorf“ leben wollte. Mit den großen Betrieben habe sich viel verändert, und nicht zum Besseren, resümierte Wustl. Der Grundverbrauch sei dabei enorm, kritisierte Landwirt Hans Baumgartner (Nr. 11), „das müsste nicht sein.“ Karin Kleinert (Nr. 2) vermisst eine Bahnhaltestelle, wo doch Straße und Unterführung erst kürzlich neu gebaut worden waren. Einen wirklich brauchbaren öffentlichen Personen-Nahverkehr gebe es nicht. Dr. Kurt Schwarzenbacher hat bei diesem Thema nachgezählt. „Gerade mal zehn Busse fahren von 5 bis 17 Uhr zwischen Freilassing und Laufen. Am Wochenende sind es drei bis sechs pro Tag“. Man sei abgetrennt von den Zentren, beklagte die Nummer Drei der Liste. „Ohne Auto kommt man nirgendwo hin“. Dabei könnte es mit einem 30-Minuten-S-Bahn-Takt so wunderbar funktionieren. „Man wäre in zwölf Minuten im Zentrum von Salzburg“, hatte der Servicemanager nachgeprüft, denn auch so etwas gehöre zu den Aufgaben einer Gemeinde. - „So nah und doch so fern“, fasste Wustl zusammen. Otto Pabinger (Nr. 5) erkennt mit Alkoholkonsum und Vandalismus urbane Entwicklungen auch in der Gemeinde. Mehr Jugendarbeit und ein Jugendbeauftragter könnten hier gegensteuern. Der Zerstrittenheit in den Dörfern sollte die Gemeinde mit Gesprächsangeboten und Fragerunden „differenziert sachlich“ und unterstützend begegnen. Ganz entscheidend ist für die Lehrerin Ilona Höhn (Nr. 13) die Förderung und die Unterstützend der Kinder. „Die Gemeinde braucht jedes Kind und jedes Kind braucht die Gemeinde“, so ihre Sicht. Zurecht sage man in Schwarzafrika: „Um ein Kind groß zu ziehen, braucht es ein ganzes Dorf“. Landwirtschaftliche „Monokulturen“ sind Anneliese Dietl (Nr. 8) ein Dorn im Auge. Auch Notker Mallach sieht Fehlentwicklungen. Er versteht nicht, weshalb man Förderungen im Rahmen des Kultur-Landschafts-Programms (KULAP) zusammengestrichen habe. Mallach möchte die Themen Naturschutz, Klima und Landwirtschaft stärker in das Gemeinde-Parlament einbringen und hofft auf eine gute Diskussionskultur im Rat. Mallach will keineswegs nur „Nein“ sagen. Sondern: „Ja, wenn es richtig ist.“.

Dr. Kurt Schwarzenbacher
Dr. Notker Mallach