Erstellt von Hannes Höfer | |   Laufen

„Salat zu verbrennen, ist Irrsinn“

Grüne wollen Biomüll-Vergärung – Hohes Restmüllaufkommen im Landkreis BGL

 

Im Landkreis werde der Müll zu schlecht getrennt, kritisieren Laufens Grüne, daher lande zu viel im Restmüll und also in teurer Verbrennung. Darin enthalten ist bislang auch der Biomüll, der jedoch künftig mit separater Tonne erfasst werden muss. 

Das begrüßen die Grünen ebenso wie die kommende Erfassung des Mülls durch den Landkreis. In einer öffentlichen Ortsversammlung im Kapuzinerhof hielt Stadt- und Kreisrat Franz Eder mit seiner Kritik an der Politik beim Zweckverband Abfallverwertung Südostbayern (ZAS) nicht hinterm Berg.

Weil die Müllverbrennungsanlage in Burgkirchen sehr groß dimensioniert sei, habe man an einer wirklichen Reduktion der Müllmenge kein Interesse, lautete die Ausgangsthese von Franz Eder. Mehr noch, man nehme Müll von außen hinzu, für den dann je Tonne weniger zu bezahlen sei als für den Müll aus den sieben Mitgliedslandkreisen des ZAS.

Er, Eder, habe als Mitglied im ZAS-Verbandsrat gegen eine neue Satzung gestimmt, weil er die Rücklagen für maßlos überzogen erachtet. „Hier wurden hunderte Millionen Euro angehäuft“, so Eder, würden die Mitglieder – also die Bürger der sieben Landkreise drei oder vier Jahre gar nichts bezahlen – reichte das Geld immer noch.

Zunächst aber kehrte Eder vor der eigenen Haustüre, in den Kommunen und im Landkreis. „Fast überall in Bayern ist der Landkreis für die Müllentsorgung zuständig; bei uns sind es bis jetzt die Gemeinden“. Mit der Folge, dass zu schlecht getrennt werde, dem Landkreis damit Einnahmen für Wertstoffe entgingen und das Restmüllaufkommen zu hoch sei. 174 Kilogramm Restmüll je Bürger seien es im Landkreis, während der bayernweite Durchschnitt bei 126 Kilogramm liege. Weil die Restmüllverbrennung rund doppelt so teuer sei wie die Verwertung von Biomüll, habe jeder Landkreisbürger in den gut 20 Jahren seit Inbetriebnahme der Verbrennungsanlage tausende Euro mehr bezahlt als eigentlich nötig.

Genau das möchten Eder und eine Mehrheit im Kreistag angehen. Erstens flächendeckend die Biotonne einführen, wie es der Gesetzgeber verlangt, und zweitens eine gemeinsame Vergärungsanlage bauen. „In 14 Tagen ist die nächste Vollversammlung im ZAS, das wird spannend.“ kündigte Eder an, denn eigentlich verstoße der ZAS gegen seine eigene Satzung, in der es heiße, es dürfe nur nicht vermeidbarer Abfall in der Anlage verbrannt werden. „Salat und Gemüse zu verbrennen ist Irrsinn“, meint Eder.

„Ich trenne, habe einen Komposthaufen und brauche daher keine Biotonne“, warf Ortsvorsitzender Herbert Fial stellvertretend für viele ein. Man könne das auch selber machen, informierte Eder die Versammlung, verwies aber auf Speisereste, die man nicht auf den Kompost werfe, aber durchaus über die Biotonne entsorgen könne. „95 Prozent in Bayern haben diese Tonne inzwischen“, weiß Eder, „die Sinnhaftigkeit ist unbestritten“. In Folge – inklusive sauberer Trennung – bleibe kaum noch etwas für die Restmülltonne übrig, die dann auch in längeren Intervallen geleert werden könne, während die Biotonne im Sommer wöchentlich geleert werden sollte. Astwerk und größere Teile könnten weiterhin zur Firma Schauer in Moosham gefahren werden. Für die Müllentsorgung und die Ausschreibung wird ab dem 1. Januar 2018 der Landkreis zuständig sein, nicht mehr die Gemeinden. Gerti Thoma sieht Defizite in der korrekten Trennung, andererseits aber auch die weitverbreitete Meinung, man brauche nicht zu trennen, denn es würde ja eh alles verbrannt. Ein Besucher wusste zu berichten, dass lediglich 30 Prozent aus dem Inhalt der Gelben Säcke wiederverwertet werden müssten, der Rest könne „thermisch verwertet“, also verbrannt, werden.

Georg Linner verwies auf einen anderen Aspekt: „Phosphor ist ein zentraler Baustoff des Lebens, viel zu schade zum Verbrennen.“ Stickstoff und Kali gebe es reichlich, Phosphor aus lebenden Organismen aber werde man wohl dereinst wieder aus dem Schlamm der Seen holen müssen. Landwirtschaftsfachmann Linner befürchtet schon allein aus diesem Grund in naher Zukunft eine Ernährungskrise.

Linner hadert aber auch mit den Zeiträumen, habe man doch bereits vor 30 Jahren im sogenannten Ebersberger Modell gezeigt, wie es besser und günstiger gehe. „Wahnsinn, was da an Geld verheizt wurde“, bilanzierte der Grünen-Stadtrat, der den langen Prozess mit dem Atomausstieg verglich und schmunzelnd schloss: „Dass ich das noch erleben darf.“

Franz Eder plädiert für eine Biomüll-Vergärungsanlage und eine deutliche Reduktion der Rücklagen im ZAS.
Georg Linner sorgt sich um Phosphor, einem zentralen Baustoff des Lebens. „Zu schade zum Verbrennen, der gehört wieder auf die Felder“. Fotos: Hannes Höfer