Erstellt von Hannes Höfer | |   Laufen

Grüne fordern die „komplette Wahrheit“ über Geothermie

Ex-Stadtrat Herbert Fial ist neuer Ortsvorsitzender – Breite Themenpalette in der Hauptversammlung

 

Erich Althammer hat nach eigener Aussage das Vertrauen verloren. Der Grünen-Stadtrat ist äußerst skeptisch, was die geplante Geothermie-Bohrung auf Laufener Gemeindegebiet betrifft. Einig waren sich die Teilnehmer der Ortsversammlung, dass dieser Abend für alle anstehenden Themen der Salzachstadt nicht ausreichen wird.  

 Erich Althammer hat nach eigener Aussage das Vertrauen verloren. Der Grünen-Stadtrat ist äußerst skeptisch, was die geplante Geothermie-Bohrung auf Laufener Gemeindegebiet betrifft. Einig waren sich die Teilnehmer der Ortsversammlung, dass dieser Abend für alle anstehenden Themen der Salzachstadt nicht ausreichen wird. Klar trennten die Bündnisgrünen die Funktionen, was bedeutet, dass Stadträte nicht im Ortsvorstand vertreten sind. Dafür kehrte ein Ex-Stadtrat zurück: Herbert Fial ist neuer Vorsitzender der Laufener Grünen.

Nach eineinhalb Jahren Politik-Abstinenz wolle er nun „wieder mehr tun für die Stadt“, begründete Herbert Fial seinen Wiedereinstieg. Der 55-jährige technische Angestellte löst Georg Linner ab, der kürzlich für den ausgeschiedenen Michael Spitzauer in den Stadtrat nachgerückt ist. Zweite Vorsitzende bleibt Gerti Thoma. Auch sie saß schon einmal im Laufener Stadtrat. Unverändert die beiden anderen Posten: Heike Haberl-Jani ist Schriftführerin und Peter Schauer Kassier.

Wasserversorgung, Radwegenetz und Geothermie nannte Fial als einige der Themen, denen er sich besonders widmen wolle. Letztere ist auch bei den Grünen nicht unumstritten, wenngleich Kreisrat Winfried Köpnick unabhängig von persönlicher Betroffenheit möglicher Anlieger auch die „übergeordneten Gesichtspunkte“ einer dezentralen Energieversorgung „im Sinne der Gesellschaft“ nicht außer Acht lassen möchte.

Zufrieden mit der Informationspolitik des Investors und Betreibers Salzburg AG war Erich Althammer nur bis zu einem gewissen Punkt. Als er jedoch auf die Frage nach dem Standort zur Antwort bekommen habe, den kenne man noch nicht, und nur wenige Tage später Kirchanschörings Bürgermeister in der Heimatzeitung bekannt gab, die Anlage käme nicht auf sein Gemeindegebiet, habe er, Althammer, „das Vertrauen verloren“. Die Stadt hat aus seiner Sicht bei diesem „hochriskanten Projekt fast keinen Nutzen“. Sein Stadtratskollege Franz Eder zitierte die Antwort auf seine Nachfrage nach dem weiteren Einfluss des Stadtrats in dieser Sache: „Die Stadt Laufen hält die Fäden durch die Bauleitplanung in der Hand“. Eder würde sich die Platzierung zumindest in einem bestehenden Gewerbegebiet wünschen. „Ein Mehraufwand, aber machbar“, weiß er aus den Vorgesprächen. Vor einer endgültigen Entscheidung müsse jedenfalls „die komplette Wahrheit über das Ausmaß einer solchen Anlage“ auf den Tisch, forderte Althammer.

Auf dem Tisch hätten die Orts-Grünen gerne auch ein anderes Thema. Bürgermeister Hans Feil hatte zwar in den ersten „Stadtnachrichten“ 2016 bekannt gegeben, dass nun tatsächlich mit dem Bau einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge auf dem Grundstück neben der Naturschutz-Akademie durch den Freistaat zu rechnen sei, diskutiert aber habe dies der Stadtrat nichtöffentlich.

Der Hintergrund: Die Grünen-Fraktion hatte im August letzten Jahres dazu den Antrag gestellt, vor einer Planung und vor der Entscheidung das Gespräch mit den Mitgliedern des örtlichen Asyl-Helferkreises und der Caritas zu suchen. „Der Helferkreis hat die Kompetenz und die Erfahrung“, warb Althammer für ein solches Vorgehen, ehe vollendete Tatsachen geschaffen würden. „Derzeit leben 86 Flüchtlinge dezentral untergebracht in der Stadt“, berichtete Althammer, rund hundert könnten wohl auf diese Weise, also in Wohnungen, untergebracht werden. Wie die Diskussion im Stadtrat gelaufen war, und welche Entscheidung gefallen sind, erfuhren die Versammlungsbesucher freilich nicht. Eben weil die Sache nichtöffentlich geschah.

Im Zustand des Abtsees sieht Franz Eder ein weiteres wichtiges und drängendes Thema. „Der hohe Nährstoffeintrag und der Phosphatgehalt sind seit Jahren bekannt“, sagte Eder, mit teuren technischen Lösungen solle nun unter einer neu gegründeten Teilnehmergemeinschaft gegengesteuert werden. Eder würde sich statt flächenverbrauchender Rückhaltebecken Ausgleichszahlungen an Landwirte, die ökologisch wirtschaften, wünschen. „Leider nur eine theoretische Alternative“, haderte er mit den Vorgaben und den Zuständigkeiten. Weil auch andere Rupertiwinkel-Gemeinden der Ökomodellregion Waginger See beigetreten sind, könnte sich Eder einen solchen Schritt auch für Laufen vorstellen. „Anschließen oder nachmachen“, schlug Eder vor. In dem kleineren und überschaubaren Gebiet des Abtsees hält Gerti Thoma Letzteres für eine gute und machbare Alternative.

Für den Abtsee hat Erich Althammer noch ein weiteres Anliegen. Der Familienvater wünscht sich im städtischen Strandbad bessere Angebote für Kinder. Sandspielplatz, Rutsche, Sprungturm, Nichtschwimmerbereich, Bootsverleih, all das sollte installiert werden. „Die Laufener Familien trifft man am Fridolfinger und am Leitgeringer See“, berichtete der Stadtrat aus eigener Erfahrung. Althammer hatte sich an beiden Orten und bei beiden Gemeinden kundig gemacht und plädierte für vergleichbare Konzepte. „Dafür vom Kulturetat etwas abzweigen –  gerechtigkeitshalber“, schlug Thoma als eine Finanzierungsmöglichkeit vor.

Den Themen Verkehr, Trinkwasser, Haushalt und Finanzen wollen sich die Laufener Grünen in einer der nächsten Versammlungen widmen. Herbert Fial sieht sich selbst als Ortsvorsitzender, nicht als Ortssprecher. „Sprechen sollen unsere Mandatsträger“, sagte Fial. Als „Teamplayer“ möchte er die Aufgaben in dieser „Super-Gruppierung“ verteilen, denn solche gebe es genug.

 

Ergänzung:

Thema Geothermie im nächsten Stadtrat

Laufen. In der Sitzung am 02. Februar wird Laufens Stadtrat mehr erfahren zum Stand der geplanten Geothermiebohrung. Auf aktuelle Anfrage der Heimatzeitung möchte Hilde Fabry von der Salzburg AG noch nicht mehr verraten. Nur soviel: Eine endgültige Entscheidung zum Projekt Geothermie Rupertiwinkel soll noch im Februar fallen.

Eingeladen zur Sitzung hat Laufens Bürgermeister Hans Feil die Vertreter der Salzburg AG aufgrund der Eingabe einer Bürgerinitiative von möglicherweise betroffenen Bürgern, die mehr als hundert Unterschriften gesammelt hatten. Laut Artikel 56 der Gemeindeordnung sind solche Eingaben zu behandeln, was Laufens Haupt- und Finanzausschuss bereits nichtöffentlich getan hat. Am Dienstag, 02. Februar, wird sich der Stadtrat ab 18.30 Uhr öffentlich damit befassen.

„Wir haben diese Eingabe sehr ernst genommen“, erklärt Feil auf Nachfrage, „anstatt eines schwachen Fünfzeilers umfasst unsere Stellungnahme sieben Seiten.“ Weil aber fachlich-technische Fragen von ihm und der Verwaltung voraussichtlich nicht zur Zufriedenheit aller beantwortet werden können, hat der Rathauschef die zuständigen Vertreter der Salzburg AG geladen.

 

Windkraft im Berchtesgadener Land - CSU Politik verhindert jegliches mögliche Projekt.
Die neu gewählte Vorstandschaft der Laufener Grünen. Von links: Gerti Thoma, Herbert Fial, Peter Schauer und Heike Haberl-Jani. Foto: Hannes Höfer
Ortsvorstand Herbert Fial