Erstellt von Hannes Höfer | |   Laufen

Grüne: Eigentum verpflichtet

Baumkataster als erster Schritt zu besserem Schutz – Mehr Zusammenarbeit mit Oberndorf

Georg Linner ist entsetzt und enttäuscht gleichermaßen: „Es ist dramatisch, mit welcher Selbstverständlichkeit in Laufen uralte Bäume gefällt werden.“ Insbesondere nach den Ereignissen der letzten Wochen (wir berichteten mehrfach) forderten die Laufener Grünen in ihrer jüngsten Ortsversammlung erste Schritte hin zu einem Schutz wichtiger und ortsbildprägender Bäume. Nicht zuletzt führten sie dabei Artikel 14 des Grundgesetzes an: „Eigentum verpflichtet.“

Franz Eder stellte die „philosophische“ Frage: „Gehört ein Baum allein mir?“ Georg Linner meint nein; und zwar nicht nur deshalb, weil ihn ein anderer vor langer Zeit gepflanzt hat, sondern weil ein großer Solitärbaum im Stadtgebiet vielfältige Funktionen erfülle. Die Grünen unterstützen den Antrag der Freien Bürgerliste auf Erstellung eines Baumkatasters sowohl in öffentlichem Raum als auch auf Privatgrund. „Da weiß man wenigstens schon mal, was da ist“, so Linner.

Der nächste Schritt müsse eine Baumschutzverordnung sein, forderte Eder, nicht „überstreng“, aber mit einem Mindestmaß an Schutz; ein Maß das die Stadt selbst festlegen könne. Eder erinnerte daran, dass Anträge auf eine solche Verordnung vom Stadtrat bereits dreimal abgelehnt worden waren. Unter anderem mit dem Argument, es gebe bereits mehr als 50 Verordnungen und Satzungen in der Stadt. Für den Grünen-Stadtrat kein Grund, denn „wir haben schon so viele Satzungen, die auch die Welt nicht retten.“

Linner erinnerte die große „christliche“ Partei im Gremium an ihre Verantwortung für die Schöpfung. „Doch mit der Kettensäge ist man Herr der Schöpfung.“ Anneliese Kunkel formulierte, was viele in der Salzachstadt äußern: „Ich habe den Eindruck, dass so viele Bäume verschwinden.“ Zu Aufklärung und mehr Bewusstsein mahnte Alexandra Gangl, „für ein besseres Stadtklima und gegen Klimawandel.“ Erich Althammer bat, doch auch in den Stadtnachrichten auf dieses Thema einzugehen.

In dem Zusammenhang beklagte Georg Linner, dass er als Stadtrats-Referent für die Ökomodellregion nicht eingebunden werde, auch nicht beim städtischen Schlachthof, der ökozertifiziert werden soll. Linner appellierte an alle Beteiligten, das Projekt Ökomodellregion auch nach Auslaufen der Förderung im Jahr 2019 weiterzuführen. „Die Kosten dafür sind marginal; das muss es uns Wert sein.“ Die Verantwortliche Marlene Berger-Stöckl lebe dieses Projekt, „sie ist eine Überzeugungstäterin.“

Nicht überzeugt sind die Grünen von der neuen Bundesregierung. „Die CSU stellt den Verkehrsminister auf Lebenszeit“, sagte Franz Eder, der neue stehe wie seine Vorgänger für „Mega-Straßen-Projekte“, kaum aber für eine Förderung der Bahn. „Nur noch erschüttert“ ist Eder darüber, wie sich die „Großspenden-Empfänger“ Union und FDP hinter die betrügerischen Autokonzerne stellten. „Wenn man groß genug ist, kann man sich alles erlauben.“

Landwirtschaftsfachmann Georg Linner hat sich eben diesen Teil des Koalitionsvertrages angesehen. Er findet darin als „Hauptaussage“, die deutsche Landwirtschaft müsse fit für den Weltmarkt gemacht werden. „Alles platt, alles kaputt machen“, kritisierte Linner diese Ausrichtung. Sein Fazit zur Groko: „Eine Minderheitsregierung wäre die bessere Lösung.“ Auch Franz Eder wünscht sich eine „lebendige Demokratie“ und blickt mit Anneliese Kunkel in die Zukunft: „Auf zur nächsten Landtagswahl.“

Als Geschäftsfrau am Ort beobachtet Alexandra Gangl regelmäßig, wie die niedrigen Steinquader der Sitzbänke am Marienplatz von Autos angefahren werden. „Der Bauhof richtet sie wieder ein, am nächsten Tag sind sie wieder schief.“ Von Seiten der Stadt werde man vertröstet, denn der Marienplatz werde ja saniert. „Das ist wieder geschoben“, weiß Eder, der auch mit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sehr unzufrieden ist. Laut neuem Landesentwicklungsplan sollen zentrale grenzüberschreitende Orte die grenzübergreifende Zusammenarbeit ausbauen. „In der ganzen letzten Periode hatten wir nur eine gemeinsame Sitzung“, erinnert sich Eder, „und da war wenig Inhaltliches.“ Gangl sähe in einer Höhenkontrolle auf Oberndorfer Seite einen wichtigen Schritt, denn dann würden die Fahrer in den zu großen Lkw nicht hilflos vor dem zu kleinen Stadttor stehen, was jedesmal zu Chaos in der Altstadt führe.

Mächtig ausgeräumt hat man vor wenigen Tagen Bäume und Sträucher rund um die ehemalige Autowerkstatt Lackner. Und das nach der Sperrfrist 1. März.
Weil aus Autofahrersicht zu niedrig, werden die Steinquader der Sitzbänke am Marienplatz häufig angefahren. Fotos: Hannes Höfer