„Abspatzen“. Dieser Begriff fiel mehrfach beim letzten Online-Stammtisch der Laufener Ortsgrünen. Ziel der Kritik war dabei stets die Bahn. Ob Kreuzungspunkte oder kontaminiertes Bahngelände, die Laufener Grünen erwarten sich mehr Verantwortung von diesem Verkehrsunternehmen.
Erich Althammer sieht den kommenden Bahnausbau als das „Riesenthema“ in der Stadt. Der Grünen-Fraktionssprecher ist selbst Mitglied in der sogenannten Bürgerplanungsgruppe. Er begrüßt die Einrichtung eines solchen Gremium, „aber es ist wohl nicht der große Wurf.“ Große Forderungen wie etwa eine Troglage der stadtquerenden Gleise sei nicht Gegenstand der Beratungen. „Es wäre gut, wenn Laufen geschlossen eine deutliche Forderung zum Ausdruck bringen würde“, wünscht sich Althammer; als Signal, man wolle gemeinsam das Beste für die Stadt.
Denn eines steht für den Fraktionssprecher außer Frage: „Die Auswirkungen werden massiv sein.“ So werde der Güterverkehr extrem zunehmen. „Hoffen wir dabei wenigstens auf einen besseren Nahverkehr.“ Manchen Wünschen stehen dabei jedoch die Bahnvorgaben im Wege. Die sogenannte Tausenderregel, eine Hürde für einen barrierefreien Ausbau, wird Laufen laut Prognosen nicht erfüllen. Bis zum Jahr 2040 erwartet man am Laufener Bahnhof lediglich 440 Zu- und Ausstiege täglich.
Aus Sicht von Ortssprecher Matthias Lutz absolut unverständlich: „Man möchte annehmen, dass an der Trasse eines Großprojektes wie der ABS38 generell alles barrierefrei gestaltet wird.“ 3000 Bewegungen täglich wären nötig, um den Wartebereich an den Bahnsteigen zu überdachen. Ein weiterer Wunsch der Ortsgrünen: Eine Lärmschutzwand mit einer maximalen Höhe von 2,5 Meter im Bereich Letten, ansonsten würden Anwesen komplett beschattet. „Oder aus Glas“, bietet Althammer alternativ an und fügt hinzu: „Aber es soll halt nichts kosten.“
Umstritten ist der Kreuzungspunkt von Bahn und Teisendorfer Straße, denn diese Straßendurchfahrt ist eng und niedrig. Laufens Stadtrat hatte kürzlich entschieden, seine Anforderungen dazu nicht aufrechtzuerhalten, weil damit enorme Kosten auf Laufen zukommen könnten. Bleibe das Staatliche Bauamt seinerseits bei eben diesem gleichen Wunsch, könnte das im Falle einer Abstufung der Staats- zu einer Gemeindestraße ebenfalls auf die Stadt zukommen. „Ich habe Verständnis für all diese Argumente“, sagt Althammer, „aber ich kann doch heute nicht mehr bauen wie vor hundert Jahren.“ Aus seiner Sicht müsse diese Engstelle beseitigt werden, weshalb das Staatliche Bauamt eine solche Forderung aufrechterhalten sollte.
Ein weiteres Bahn-Thema der Online-Versammlung: Das stadteigenen Bahngelände zwischen Bahnhof und ehemaliger BayWa. Hier hatte sich kürzlich eine Mehrheit im Stadtrat für eine Oberflächenversiegelung des belasteten Areals ausgesprochen (wir berichteten). „Der damalige Stadtrat hatte gewiss nicht die Absicht, ein Millionengrab zu kaufen“, vermeidet Althammer Schuldzuweisungen und zeigt eher in die andere Richtung: „Die Bahn wälzt ihre Altlasten auf die Kommunen ab.“
Peter Schuster wirbt um Vertrauen für Fachbehörden wie das Wasserwirtschaftsamt. „Deckel drauf, und dann hoffe ich, dass Ruhe einkehrt.“ Allerdings setzt auch er ein „Fragezeichen“ hinter einem möglichen seitlichen Wassereintrag.
„Nichts hält ewig, auch nicht Beton und Asphalt“, warnt Althammer vor zu viel Zuversicht. Eindeutig fällt das Urteil von Michael Spitzauer aus: „Der Dreck im Boden muss weg.“ Der Stadtrat nennt es „Sauerei“, wenn die Bahn sich auch hier aus der Verantwortung ziehe. Nicht zum ersten Mal mahnt Spitzauer eine SaP (Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung) an. „Es gibt Hinweise auf die Zauneidechse und die Schlingnatter.“ Falls eine solche Prüfung nicht erfolge, erwartet er einen „sofortigen Baustopp“.
Das Vertrauen in die Behörden ist bei dem früheren Stadtrat Georg Linner nicht ungetrübt: „Es gibt jede Menge Altlasten im Landkreis. Man denke nur an die vielen alten Graffe-Gruben.“ Eine solche Mammutaufgabe sei von Gemeinden und Kreis nicht zu lösen. Für Linner ein Grund, weshalb Gutachten „eher harmlos“ ausfielen. Er ist überzeugt: „Dieses Fass will man nicht aufmachen.“
Gerti Thoma ist gleichberechtigte Ortssprecherin. Als Anwohnerin der Bahntrasse und einer möglichen Versiegelung sorgt sie sich um das Oberflächenwasser. „Dort oben gibt es schon jetzt Probleme“, sagt sie und berichtet von Wasser in Kellern. Hier beruhigt Althammer: „Der Kanal muss in gleichem Zuge entsprechend ausgelegt werden.“ Thoma kehrt dann noch einmal zur Unterführung an der Teisendorfer Straße zurück: „Für Radler ist es dort wirklich gefährlich.“ Sie selbst habe hier schon Beinahe-Unfälle miterlebt und fragt: „Ist Gefahr für die Bahn kein Argument?“ - „Auch aus diesem Grund kann es nicht bleiben, wie es ist“, bekräftigt Althammer.
Was Peter Schuster zum Eisenbahnkreuzungsgesetz bringt: „Das hat man vor langer Zeit geändert, seither werden die Kommunen zur Kasse gebeten.“ Und dann kommt er noch einmal, der Vorwurf: „Bahn und Bund spatzen sich damit ab.“
Grüner Wahlkreiskandidat hat kaum Chancen
Matthias Lutz berichtete beim digitalen Grünen-Stammtisch von der Landes-Delegierten-Konferenz. „Es war ein 20-Stunden-Marathon, mit einem Ende am Sonntagabend um halb neun.“ Seine Freude über eine „gute bayerische Liste“ aber trübt Platz 54 des heimischen Wahlkreisbewerbers Wolfgang Ehrenlechner, dessen Chancen auf einen Einzug praktisch gleich Null sind. Ein Platz unter den ersten 28 der Kandidatenliste erachtet Lutz angesichts des Grünen Höhenflugs für aussichtsreich. Derzeit sitzen elf bayerische Grüne im Bundestag. Für den anstehenden Wahlkampf erhofft sich Lutz auch finanzielle Unterstützung in Form von Spenden an den Kreisverband.