Erstellt von Hannes Höfer | |   Laufen

Althammer erwartet vom Bürgermeister eine Entschuldigung

Grünen-Fraktion gibt sich bei Halbzeitbilanz selbstbewusst, hadert aber doch mit „anderen Mehrheiten“

Seit Mai 2020 sitzen Laufens Bündnis-Grüne mit vier Vertretern im Stadtrat. Zeit für eine Halbzeitbilanz. Im Gasthaus Greimel zeigten sie sich durchwegs zufrieden, mit sich, ihrem Fleiß, ihrer Arbeit, ihren Bei- und ihren Anträgen. Doch eines „belastet“ Fraktionssprecher Erich Althammer bis heute: dass Bürgermeister Hans Feil ihnen in der Causa Rottmayr-Gymnasium vorgeworfen hatten, sie würden „vorsätzlich rechtswidrig abstimmen“ und damit alle Stadträte mit Gegenstimme „öffentlich beleidigt hat“.

Althammer griff damit eine Aussage des Bürgermeisters kürzlich im Halbzeit-Gespräch mit der Heimatzeitung auf, als der die Sache wohl für alle abgeschlossen erklärt habe. „Für mich ist die Sache nicht erledigt“, machte der Fraktionssprecher deutlich und sprach von „völlig daneben“ und „einem starken Stück“, das mit Anstand und konstruktiver Kritik nichts zu tun habe. „Für mich ist die Sache erst dann erledigt, wenn sich der Bürgermeister öffentlich entschuldigt.“ 

Althammer legte Wert auf die Feststellung, dass man sich im Stadtrat bei „weit über 95 Prozent“ einig sei, „kritische Punkte“ allerdings bei Geschäftsleiter und Bürgermeister oft nicht gut ankämen. Ein Thema Althammers als Fachmann ist Energie und damit eine Sanierung städtischer Liegenschaften. Unverständlich aus seiner Sicht, dass man das Duschwasser im relativ neuen Sanitärgebäude am Campingplatz mit Flüssiggas anstatt mit Solarthermie erwärmt.

Michael Spitzauer hatte als Bürgermeisterkandidat gegen den Amtsinhaber 44,4 Prozent der Wählerstimmen einfahren können. Der Metzgermeister und Fachlehrer sieht seinen Schwerpunkt in gesunder Ernährung, insbesondere im Haus für Kinder. Für die kommende Mensa nach einem Schulumbau erhofft er sich eine eigene Küche. Spitzauer räumte ein, wie schwierig es mitunter sei, auf Bio und regional umzusteigen. Einerseits beklagte er, dass auf einer von ihm erstellten Liste möglicher Lieferanten lediglich einer kontaktiert worden sei, anerkannte andererseits aber die Bemühungen der Stadt und bat um Geduld. Spitzauer hatte die Einrichtung eines Sozialbüros unterstützt. „Leider ist die Resonanz bislang gering, doch mehr kann man nicht tun.“

Peter Schuster ist überzeugt, dass dieses „aktive Zuhören“ der Grünen-Fraktion von der Bevölkerung registriert wird und man „Lob zur rechten Zeit“ erfahre. Als Ökomodell-Referent im Stadtrat freut sich Schuster über die Verlängerung der Mitgliedschaft bis 2029. Ein Jahr später soll die Zahl der Biobetriebe bei 30 Prozent liegen. In Anbetracht von aktuell 13 Prozent appellierte er an Verbraucher und Landwirte. Für die erkennt Schuster ein weiteres Betätigungsfeld: Hanf. „Dieses vielfältige Produkt kann als Baustoff dienen“, so der Stadtrat, dem das Thema „Wohnen im ländlichen Raum“ am Herzen liegt und er gerne wieder eine „dörfliche Bautypologie“ aufnehmen will. „Das Thema ist im Stadtrat noch nicht so richtig angekommen“, bedauerte Schuster.

Dem Dienstältesten im Quartett, Franz Eder, attestierte Althammer stets eine „top Vorbereitung“. Eder kritisierte, dass man im Freistaat nicht die Bürger, sondern den Lkw-Verkehr schütze. „Die Österreicher machen’s uns vor“, blickte er auf Lkw-Durchfahrt-Verbote im Nachbarland, die nachweislich zu mehr Verkehr auf bayerischer Seite und damit durch Laufen führen. Als Fahrrad-Referent im Stadtrat sieht Eder sowohl beim Zweirad Handlungsbedarf als auch für mehr Sicherheit von Fußgängern. Bei der von ihm angeregten Verbesserung der rund 50 Bushaltestellen in der Gemeinde würdigte Eder: „Ein Anfang ist gemacht.“

Der Gitterzaun im Strandbad liegt ihm nach wie vor im Magen. Während die Stadt auf ein „Privat-Gutachten“ gesetzt habe, habe seine Fraktion den Leitfaden des Bayerischen Justizministerium als Grundlage genommen. Eder bedauerte: „Wir kriegen im Stadtrat keine Mehrheiten“, hofft aber auf die Nachbargemeinde Saaldorf-Surheim, auf deren Grund sich der Holzbadesteg befindet und damit auch das von Laufen montierte Gitter. Der von den Grünen angeregte und vorgeplante Wasserspielplatz am Abtsee-Freizeitgelände sei nun „in veränderter Form“ vom Kreistag genehmigt. Eine Verwirklichung in diesem Jahr scheitert laut Eder jedoch an anderen Aufgaben: „Das Landratsamt hat mit Bobbahn und Asylbewerber zu tun.“

Um die Bandbreite der Kommunalpolitik deutlich zu machen, trug Althammer den Besuchern eine lange Liste aktueller Stadtratsthemen vor, von der Ortsumfahrung bis zum Wasserschutzgebiet. „Unsere Anträge findet ihr alle auf unserer Homepage“, so Althammer. Der vorerst letzte beinhaltet einen Geh- und Radweg in Leobendorf Süd-West. Neben den großen Entscheidungen sind Schuster auch die kleinen Dinge wichtig. Er hatte unter anderem angeregt, am neuen Leobendorfer Feuerwehrhaus Nistmöglichkeiten zu schaffen.

Grüne und Freie Wähler stellen mit je vier Stadtratsmitgliedern gleich große Fraktionen im Laufener Stadtrat, doch mit dem zweitbesten Wählerstimmen-Ergebnis hinter der CSU leiteten die Bündnis-Grünen doch einen gewissen Anspruch ab. Althammer erinnerte an die Kandidatur von Spitzauer als zweiten und anschließend von Schuster als dritten Bürgermeister der Stadt. „Doch wir haben schon hier erkennen müssen, dass die Mehrheiten in diesem Stadtrat nur schwer zu gewinnen sind.“ Soll heißen, Freie Wähler und CSU waren sich auch im Mai 2020 einig: Brigitte Rudholzer (FW) und Rosmarie Hainz (CSU) blieben Vertreterinnen des Rathauschefs. Bürgermeister Feil hatte es damals so erklärt: „Never change a winning team.“ Und so blieb den Grünen ein Stellvertreterposten verwehrt.

Doch Ortsvorsitzender Matthias Lutz blickte nach vorne: Auf die anstehenden Bezirkstags- und Landtagswahlen im Oktober und dem Ziel der Bayern-Grünen: „Wir haben den Anspruch mitzuregieren.“ Und schon 2024 stehen Europa-Wahlen an. Lutz warb schließlich um Unterschriften für die Zulassung eines Volksbegehrens zur Herabsetzung des Wahlalters auf 16 mit dem bayerischen Titel „Vote 16“. „Die künftige Generation soll beteiligt werden“, so Lutz, der sich für die Stadt Laufen den Fokus auf Problemlösung wünscht, nicht darauf „was nicht geht.“

Ortssprecher Matthias Lutz wirbt für die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre.
Eine „coole Truppe“ sagt Erich Althammer (von links) über seine Kollegen Franz Eder, Michael Spitzauer und Peter Schuster. Fotos: Hannes Höfer

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