Erstellt von höf | |   Freilassing

Wird Freilassinger Auwald fürs Golfspielen geopfert?

Grüne kritisieren geplanten Bau eines Abschlaghauses – Lokaltermin mit Sepp Daxenberger. Das hiesige Landratsamt hatte es 1994 sogar dem Innenminister versprochen: man werde dafür sorgen, dass in den Bestand der Auwälder nicht weiter eingegriffen wird. Daran scheint man sich inzwischen nicht mehr zu erinnern. Jedenfalls sehen das die Freilassinger Grünen so, die den geplanten Bau eines „Abschlaghauses“ mit anschließendem Übungsplatz im Bereich des Sportparks massiv kritisieren.

Zu einem Lokaltermin hatten sie den Fraktionsvorsitzenden der Landtags-Grünen, Sepp Daxenberger, und den hiesigen Bundestagskandidaten und Forstmann Dr. Bernhard Zimmer eingeladen.

Daxenberger spricht von „Salami-Taktik“. 1991 hatte man nahe der Zollhäuslstraße Auwald gerodet für eine Sporthalle und für Tennisplätze. Erst auf Grund einer Anzeige habe man sich dann um die geforderten Ausgleichsflächen bemüht. Nach einer Petition der Interessengemeinschaft „Schützt den Auwald“ unter Federführung von Wolfgang Fieweger  hat sich der bayerische Landtag im März 1994 damit beschäftigt. Das Landratsamt BGL hat daraufhin gegenüber dem Innenministerium „versichert, dass künftig in verstärktem Maße dafür gesorgt werde, dass nicht durch weitere Rodungen in den Bestand der Auwälder des Landkreises Berchtesgadener Land eingegriffen wird“.

Nun sollen direkt anschließend an das Areal weitere 5.000 Quadratmeter Auwald vernichtet werden für ein 90 Meter langes und knapp acht Meter hohes Abschlaghaus. Daxenberger nennt es „Käfighaltung“, wenn 48 Golfer auf zwei Geschossen den richtigen Abschlag üben. Hohe Zäune am Rande des weitläufigen Geländes sollen Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger vor den harten Bällen schützen. Auch das kritisiert Förster Zimmer deutlich: „Selbst dieses kleine Wäldchen hat eine Biotop-Vernetzungs-Funktion. Ein Zaun wirkt als Zerschneidung.“ Dass sehr wohl hier in Stadtnähe ein reger Wildwechsel passiert, bestätigt Jagdpächter und Bürgerlisten-Stadtrat Bernhard Schmähl. „Reh und Fuchs, Marder, Dachs und Ente – alles ist hier unterwegs“.

 

Heimliche Rodung geplant?

 

Stadträtin Elisabeth Hagenauer befürchtet, dass man die Stadt wieder vor „vollendete Tatsachen“ stellen wolle. Sie habe konkrete Informationen, dass man schon im September mit der vorgezogenen Rodung beginnen will. Unverständlich ist ihr die mehrheitliche Zustimmung ihrer Stadtratskollegen. Als das Projekt der Firma Max Aicher 2008 schon einmal im Gremium vorgestellt worden war, sei die „Begeisterung nicht groß gewesen“. „Erfolgreiche Lobbyarbeit“ ist ihrer Meinung nach der Grund für den Sinneswandel und der nun mehrheitlich erfolgten Zustimmung zum Aufstellungsbeschluss. Nur Grüne/Bürgerliste und SPD hatten diesmal abgelehnt. Ein Gutachten, erstellt im Auftrag des Betreibers, kommt zu dem Schluss, dass negative Auswirkungen nicht zu erwarten seien. Auf dieses Gutachten stützt sich auch die untere Naturschutzbehörde, also jenes Landratsamt, das einmal versprochen hatte, den Bestand der Auwälder zu sichern. Vielleicht heißt es ja deshalb in den Unterlagen des Antragsstellers nicht Auwald, sondern Feuchtwald; auch in den Augen von Forstmann Bernhard Zimmer eine eher ungewöhnliche Bezeichnung. Für ihn handelt es sich bei dem Wäldchen ganz eindeutig um eine sogenannte Hartholzaue mit Edellaubhölzern.

„Ich möchte mich nicht in Kommunalpolitik einmischen“, betont Sepp Daxenberger, dennoch wolle er mit einer Landtagsanfrage „Licht ins Dunkel“ bringen. Denn: wenn von Innenministerium und Landkreis klar gesagt worden war, ich will das nicht mehr, so müsse das auch weiterhin gelten. Im Antwortschreiben des Landtages zu Fiegwegers Petition hatte es am Ende geheißen: „Diese Entscheidung des Ausschusses bedeutet in der Tat, dass weitere Rodungen im Auwald nicht zuzulassen sind.“ Eindeutiger ginge es eigentlich nicht mehr, meinen die Stadträte von Grünen und Bürgerliste.