Erstellt von Kaspar Müller | |   Freilassing

Pilotprojekt Kreisverkehr?

Grüne Verkehrsexkursion in Freilassing

„Überfällig“ ist nach Ansicht der Grünen eine Verkehrswende, nicht nur national, sondern auch lokal.  Stickoxyde, Feinstaub, Staus, Lärm und Sicherheit sind für die Bürger durchaus gewichtige Themen, für die sie auch nachhaltige Antworten von der Politik fordern.

Dieter Janecek von Bündnis90/Die Grünen und Mitglied des deutschen Bundestages informierte sich bei seinem Besuch in Freilassing über die hiesige Verkehrssituation. Mit über 50 Prozent der Verkehrsteilnehmer sei der Anteil von Fußgängern, Radfahrern und Nutzern des Öffentlichen Personen Nahverkehrs vergleichsweise hoch, obwohl relativ wenige Haushaltsmittel für den Ausbau dieser umweltfreundlichen Verkehrsarten zur Verfügung stünden, erläuterte Wolfgang Fieweger, Verkehrsexperte der Freilassinger Grünen.

Ein barrierefreier Zugang zu den Gleisen von beiden Seiten der Stadt sowie eine direkte Radwegverbindung nach Salzburg mit einem entsprechenden Brückenbauwerk gehören zu den wichtigen Forderungen der örtlichen Umweltpartei. Sichere Querungshilfen und Radwegstreifen entlang der Hauptverkehrsachsen gehören ebenso zu den Forderungen der Grünen/Bürgerliste wie überdachte Fahrradabstellflächen und vernünftige Ampelschaltungen.   

Ein wichtiges Instrument der innerörtlichen Verkehrspolitik seien auch die Kreisverkehre mit Zebrastreifen für Fußgänger. Als Pilotprojekt der bayrischen Verkehrsbehörden wurde dem Gast aus Berlin der Kreisverkehr an der Augustiner Straße vorgestellt. Laut Behördenangaben der erste innerörtliche Kreisverkehr mit Zebrastreifen auf einer Staatsstraße, der die nächsten Jahre als Versuchsobjekt dienen soll.

 

Ein bayrisches Absurdum

Amüsiert zeigte sich MdB Janecek über den „bayrischen Forscherdrang"." In allen anderen Bundesländern gehören diese Verkehrsanlagen längst zu den Standards einer nachhaltigen Verkehrspolitik", informierte Janecek. Auch seien Kreisverkehre umfangreich und häufig untersucht worden und zählten zu den sichersten und bewährten Knotenpunkten in ganz Europa. Während auch der Städtetag und staatliche Forschungsanstalten sich positiv äußern, stellten sich führende bayrische Beamte im Innenministerium  mit „haarsträubenden“ Argumenten quer. " Es ist geradezu absurd, wie Bayern wieder einmal eine „Extrawurst“ brät und längst bewährte Lösungen verhindert", so Janecek. 

"Für Freilassing bedeutet dieser bayrische Weg, dass der vom ISEK (Integriertes Stadt Entwicklungskonzept) vorgeschlagene und vom Stadtrat längst beschlossene Planung der Münchener Straße mit weiteren Kreisverkehren und abgetrennten Fahrradstreifen nicht umgesetzt werden kann", erzürnte sich Kreisrätin Elisabeth Hagenauer. "Die Freilassinger können sich täglich überzeugen, wie vorteilhaft die neueVerkehrseinrichtung an der Kreuzung Münchener-, Augustiner- und Vinzentiusstraße für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger sei. Die Wartezeiten aller Verkehrsteilnehmer haben sich verringert und durch den flüssigeren Verkehrsfluss wird auch der Schadstoffausstoß reduziert", so Hagenauer.

"Auch in Salzburg gehören Kreisverkehre mit Zebrastreifen längst zum öffentlichen Straßenbild",  informierte Dr. Astrid Rössler. Die Landeshauptmann Stellvertreterin lies sich die Gelegenheit nicht entgehen um sich mit den bayrischen Grünen Politikern auszutauschen. „Nützt es den Menschen?“, dies sei doch die entscheidende Frage, so Rössler. Die Politik müsse dies beantworten und ihre Entscheidungen entsprechend treffen.  Dem Bürger sei es egal, welche Behörde zuständig ist, wichtig sei nur, dass die beschlossene Maßnahme gut funktioniert. Im Fall der Kreisverkehre sei dies auch zweifelsfrei geklärt. Aus eigenen Erfahrungen wisse sie aber auch, dass couragierte Bürgermeister und Stadträte in der Lage seien, mit den Behörden zu einer „bürgerdienlichen“ Lösung zu kommen.  In Grenzregionen sei ausserdem immer der Blick über die Grenze wichtig.

Einheitliche Verkehrsanordnungen auf beiden Seiten der Grenze seien für die Menschen nur von Vorteil. So trage die Verkehrspolitik mit ein Stück dazu bei, europäische Grenzen zu überwinden und mit kleinen Schritten den europäischen Gedanken zu verwirklichen.

Sichtlich angetan vom Kreisverkehr in Freilassing zeigte sich Teilnehmer der Verkehrsexkursion. MdB Dieter Janecek, Stadträte Wolfgang Hartmann und Willi Schneider, Grünen Kreisvorsitzender Prof. Dr. Bernhard Zimmer und Landeshauptmann Stellvertreterin Dr. Astrid Rössler aus Salzburg.