Erstellt von Thierauf | |   Freilassing

Buchvorstellung - Wilhelm Schlötterer

Freilassing, 23. 7.10

Auf Einladung des Grünen Landtagsabgeordneten Sepp Daxenberger und des Kreisverbandes der Grünen im BGL las Dr. Wilhelm Schlötterer aus seinem Buch "Macht und Missbrauch. Franz Josef Strauß und seine Nachfolger.

Aufzeichnungen eines Ministerialbeamten." Im Lokschuppen in Freilassing.

Bereits eine Stunde vor Beginn kamen die ersten Interessierten. Schnell war der Saal brechend voll, selbst auf den Fensterbänken fanden Neugierige Platz.

Gleich am Anfang stellte Dr. Schlötterer klar, dass weder sein Buch, noch seine Ausführungen vor dem Publikum mit Parteipolitik zu tun hätten. Er betonte vielmehr, dass insbesondere Franz Josef Strauß der CSU massiven Schaden zugefügt hätte - auch finanziell - und er es sehr bedauere, dass seine Arbeit oftmals auch als Angriff auf die CSU an sich verstanden werde.

Zum Beispiel soll Franz Josef Strauß über ein Vermögen von 300 bis 400 Millionen DM verfügt haben. Während seiner Amtszeit hat er jedoch nur ca.

1,3 Mio. DM verdient. Nach Aussagen der Kinder von Straußfreund und Bäderkönig Zwick liegt dieses Geld auf Tarnkonten in der Schweiz. Dr.

Wilhelm Schlötterer erzählte weiter davon, wie er durch seine berufliche Position direkt mit Franz Josef Strauß Machenschaften konfrontiert wurde. Er arbeitete fast 30 Jahre im bayerischen Finanzministerium. In der Ära Strauß war er mit Steuerfällen betraut, die sich später zu spektakulären Affären ausweiteten und schließlich in der Amigo-Affäre mündeten. Dr. Wilhelm Schlötterer erzählte dem gebannten Publikum von Franz Josef Strauß "Spezlwirtschaft". Franz Josef Strauß setzte ihm genehme Beamte in Schlüsselpositionen ein, begünstigte befreundete millionenschwere Unternehmer oder auch Sportler wie Franz Beckenbauer und griff lenkend in amtliche Entscheidungen ein. Wer sich ihm aber entgegenstellte, wurde durch Versetzungen oder Strafanzeigen wegen Landesverrats gnadenlos aus dem Weg geräumt. Wilhelm Schlötterer berichtete lediglich von beweisbaren, wenn auch schier unglaublichen Fakten, deren Zurückweisung die betroffenen Personen in arge Erklärungsnöte bringen würden. Dr. Wilhelm Schlötterer versäumte nicht zu erwähnen, dass die Strafanzeigen später immer fallen gelassen wurden, da die Angeklagten unschuldig gewesen seien. Die Recherchen des ehemaligen Ministerialbeamten enden jedoch nicht mit der Ära Strauß, sondern reichen über Max Streibl und Edmund Stoiber bis hin zu Erwin Huber. Edmund Stoiber beispielsweise verbrachte mit seiner Familie mehrere kostenlose, mehrwöchige Urlaube bei dem Waffenhändler Dieter Holzer an der Cote d`Azur. "Sind Sie schon einmal von einem Waffenhändlern eingeladen worden?" fragt er ins Publikum. Nie wurden seine Aufzeichnungen angefochten oder vor Gericht gebracht. Selbst hochrangige CSU Politiker versicherten Dr. Schlötterer, sein Buch sei wichtig und notwendig. Dass aktuell die drei Strauß Kinder mit einer Anzeige drohen, scheint ihn nicht aus der Ruhe zu bringen. Er habe schon in seiner Zeit im Ministerium zwei Strafverfahren über sich ergehen lassen müssen, in beiden aber wurde er klar entlastet. "Es gibt nichts, was nicht stimmt. Mein Buch gibt nur Wahres wieder und alle Bürger haben das Recht, über die damaligen Vorgänge informiert zu werden."

Nach dem Vortrag von Dr. Wilhelm Schlötterer bestand im Publikum viel Diskussionsbedarf. Die meisten Zuhörer zeigten sich entsetzt und schockiert.

Auf die aktuelle Frage aus dem Publikum, ob man davon ausgehen dürfe, dass mit den gekauften Steuer-CDs alles seine Richtigkeit hätte, meinte Dr.

Schlötterer, auch hier wolle er nicht spekulieren, aber er habe bereits Anrufe bekommen, dass es verwunderlich sei, dass bisher keine Namen aus einer bayerischen Großstadt auftauchten. Prof. Dr. Bernhard Zimmer, 2.

Vorsitzender des Kreisverbandes Grüne BGL meldete sich abschließend eindringlich zu Wort: "Gesellschaftliche Werte sind nicht verhandelbar, deshalb muss jeder Einzelne, müssen noch viele von uns standhaft bleiben und dem Vorbild des Dr. Wilhelm Schlotterer folgen". Einfach wird das auch in Zukunft nicht sein, aber es ist der Weg in Zukunft etwas zu verändern.

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Dr. Wilhelm Schlötterer beim signieren eines Exemplars seines Buches "Macht und Missbrauch. Franz Josef Strauß und seine Nachfolger. Aufzeichnungen eines Ministerialbeamten." für DIE GRÜNEN/Bürgerliste Freilassing.