Erstellt von Kaspar Müller | |   Freilassing

Wo bleibt eine Weichenstellung für moderne Verkehrspolitik?

Derzeit wird in Freilassing viel über den Ausbau der Reichenhaller Straße diskutiert. Auch die Grünen haben in ihrer Arbeitsgruppe Verkehr das Thema aufgegriffen.

 

Wie soll der Verkehr im Stadtgebiet Freilassings in Zukunft aussehen? 

 

Derzeit wird heftig und vielerorts über den Ausbau der Reichenhaller Straße diskutiert. Im Stadtrat blockiert derzeit eine Patt-Situation mit in etwa gleichen Stimmanteilen pro und kontra Ausgestaltung mit Rad – Schutzstreifen diese zukunftsträchtige Entscheidung. Auch die Grünen haben in ihrer Arbeitsgruppe Verkehr das Thema aufgegriffen und sich auch bereits vor Wochen eindeutig pro Rad-Schutzstreifen entlang dieser Hauptverbindung ausgesprochen. 

 

Die Idee, die Radfahrer zusammen mit den Fußgängern auf gemischtem Geh- und Radweg unterzubringen, kann aus Sicht der Grünen nicht funktionieren. Hierbei müssten sich die Radfahrer*innen auf die Geschwindigkeit der Fußgänger einstellen, die Fußgänger*innen wären ständig dem Druck der Radlfahrer*innen ausgesetzt. Zudem liegen mit den Bushaltestellen Umstände vor, die diese Kombination gar nicht zulassen. 

 

Was eindeutig für die Einrichtung der Schutzstreifen spricht, ist die Zuweisung eines Bereiches im öffentlichen Raum, den die Radfahrer*innen selbstbestimmt nutzen können. Sie können hier zügig mit dem Verkehr mitschwimmen und sind gleichzeitig sicherer unterwegs als im normalen Fall ohne Schutzstreifen. Unter anderem wird dies unterstützt durch die aufgrund der Streifen optisch verengte Fahrbahn. die eine angepasstere Fahrweise der PKW bewirkt. Vor allem aufgrund von Sicherheitsaspekten haben sich auch die Behörden, wie das staatliche Bauamt und die Polizei für diese Lösung ausgesprochen.

 

Überhaupt nicht mehr zeitgemäß erscheint Simon Tradler den Vorschlag von Teilen des Stadtrats, die Radfahrer*innen in die Seitenstraßen parallel zur Reichenhaller Straße zu verlagern. Das ständige Abbremsen und wieder Anfahren an den „Rechts vor Links“ Kreuzungen, an denen den jeweils auf den Verkehr aus den Seitenstraßen zu achten sei, ist aus seiner Sicht nicht akzeptabel für Radfahrer*innen, die Alltagswege zur Arbeit, in die Schule, etc. mit dem Rad bewältigen wollen. 

 

Vielmehr fordert gerade auch die hohe Politik derzeit verstärkt eine Ausgestaltung der Hauptverkehrsrouten mit Radwegen oder Schutzstreifen. (Siehe auch Beitrag in der PNP vom 22.04. zum kürzlich verabschiedeten Verkehrswegeplan). Mit diesem soll laut des CSU-geführten Verkehrsministeriums Deutschland zum Fahrradland werden. Ein lückenloses Radwegenetz auf dem die Radfahrer sicher und komfortabler als bisher ihre Ziele erreichen können wäre dafür eine wesentliche Maßnahme. Hierfür werden entsprechende Fördermittel in den jeweiligen Programmen zur Verfügung gestellt.

 

Eine moderne Verkehrspolitik für eine klimagerechte Zukunft bietet allen Verkehrsteilnehmern einen angemessenen Raum. Egal ob zu Fuß, mit dem Rad oder motorisiert, allen Teilnehmern sei eine angenehme, entspannte und sichere Fortbewegung gerade an den Hauptverkehrsrouten einzuräumen, davon ist Ferdinand von Tüllenburg überzeugt. Untersuchungen haben gezeigt, dass in Freilassing mehr als 50% der Verkehrsteilnehmer zu Fuß, mit dem Fahrrad bzw. mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Diese Verkehrsteilnehmer entlasten ihre Mitbürger von Verkehrslärm und Abgasen, machen für diejenigen Platz, die auf das Auto angewiesen sind, und beanspruchen in der Innenstadt keine Parkplätze. 

 

Was die Vorschläge zur Einrichtung von Fahrradstraßen (Lindenstraße/ Weißbräu-Straße/Schulstraße? – Martin-Luther-Straße) angeht, begrüßt die Grüne Ortsgruppe grundsätzlich die Vision, es könne künftig in der Innenstadt und insbesondere auch rund um die Schulen Fahrradstraßen geben. In Bezug auf die Lindenstraße verweisen die Grünen jedoch auf behördliche Vorgaben und Regelungen, die eine Fahrradstraße hier – in einer innerstädtischen Geschäftsstraße - als nur schwer umsetzbar erscheinen lassen. Ohne größere Umbauten sei die Lindenstraße wegen des regen Kundenverkehrs und der viel genutzten Parkplätze ungeeignet für eine ausgewiesene Fahrradstraße, so Simon Tradler. Jedenfalls wäre es hier im Kernbereich der Stadt wichtig alle Betroffenen, wie z.B. auf die Geschäftsleute vorab in einen breiten Dialog einzubinden.