Erstellt von Karin Kleinert | |   Kreisverband

Mit „Herz und Verstand“ in den Bundestag

Ulrike Schweiger einstimmig zur ersten grünen Direktkandidatin im Wahlkreis Traunstein gewählt

 

Die Grünen aus dem Wahlkreis Traunstein schicken mit Ulrike Schweiger zum ersten Mal eine Frau als Direktkandidatin in die Wahl zum Deutschen Bundestag in gut einem Jahr. Die Bankkauffrau aus Freilassing wurde von den Mitgliedern des Landkreises Traunstein und des Berchtesgadener Landes bei der Aufstellungsversammlung einstimmig gewählt. Einen Gegenkandidaten hatte es nicht gegeben. Das einstimmige Ergebnis freue sie sehr und gebe ihr einen großen Motivationsschub für die kommenden Aufgaben, sagte die 58-Jährige nach ihrer Wahl im Teisendorfer „Braugasthof“.

 

Nachdem Ulrike Schweiger im August nominiert worden war, folgte nun die offizielle Aufstellungsversammlung. Die beiden Kreisvorsitzenden Wolfgang Ehrenlechner (BGL) und Willi Geistanger (TS) hießen etwa 50 Mitglieder willkommen, darunter auch Gisela Sengl, eine der beiden Vorsitzenden der bayerischen Grünen und Mitglied im Traunsteiner Kreisverband. Der Wahlkreis Traunstein umfasst die beiden Landkreise Berchtesgadener Land und Traunstein.

 

In einer Impulsrede ging die ehemalige Landtagsabgeordnete Gisela Sengl auf die bewegten Zeiten bei den Grünen ein und meinte damit den Rücktritt des grünen Bundesvorstands, die schlechten Wahlergebnisse bei der EU-Wahl sowie bei den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Trotzdem stehe sie nach wie vor zu den Grünen, denn die hätten nicht nur ein Wertefundament, sondern auch die Gemeinschaft im Sinn. Die Partei hätte in der Bundesregierung einiges bewirkt, so Sengl, diese Erfolge müsste man mehr nach außen tragen.

 

Für die politischen Mitbewerber hatte sie eine klare Botschaft: „Vom Hetzen und Draufhauen wird nichts besser, solche Methoden haben in einer Demokratie nichts zu suchen“. Sie freue sich sehr, dass mit Uli Schweiger erstmals eine Frau kandidiere. Dies sei ein weiterer Beleg dafür, dass Bündnis 90/Die Grünen die Partei ist, in der mit Abstand die meisten Frauen politisch aktiv sind.

 

In ihrer Bewerbungsrede legte Ulrike Schweiger klar ihre Einstellung dar und benannte die Themen, die sie angehen will. Als Ortssprecherin von Freilassing und Kreissprecherin der Grünen im Berchtesgadener Land liege ihr der ländliche Raum mit all seinen Facetten sehr am Herzen. Ein wichtiger Ratgeber sei auch ihr Bruder, der einen Biobauernhof im Landkreis Traunstein bewirtschaftet. Mit ihm tausche sie sich häufig aus.

 

In Krisenzeiten wie diesen solle die Politik gestalten und verbinden, sagte Schweiger. Vor allem solle sie Lösungen erarbeiten und konsequent umsetzen. Das gehe nur im Miteinander aller demokratischen Parteien, fernab von „populistischem Geplärre“. Solches „Geplärre“ habe ihre Motivation und Überzeugung zu kandidieren noch verstärkt.

 

Sie wolle sich im Deutschen Bundestag mit ganzer Energie für den Wahlkreis einbringen und den Fokus auf grüne Grundwerte wie Klima-, Natur- und Artenschutz legen. Der beeindruckende Vortrag von Professor Harald Lesch in Bad Reichenhall halle immer noch bei ihr nach. Auch die Frauenpolitik liege ihr als ehemals Alleinerziehende zweier inzwischen erwachsener Kinder sehr am Herzen. Auf die Frage, was die Männer davon hätten, entgegne sie mit einem Augenzwinkern: „Alle Menschen sind gleich – auch die Männer“. Nur dann sei ein respektvolles und konstruktives Miteinander möglich.

 

Als weitere wichtige Thematik nannte Schweiger „Migration und Integration“. Als Ehrenamtskoordinatorin bei der Caritas im Fachbereich Integration und Asyl vertrete sie die Meinung, dass sich Lösungen in diesem Bereich an Humanität und am gültigen Regelwerk orientieren müssten. Außerdem sei es wichtig, das Sicherheitsbedürfnis der Bürger ernst zu nehmen und geltendes Recht konsequent umzusetzen.

 

Auch zu den Bereichen Infrastruktur und Wirtschaft äußerte sich Ulrike Schweiger, die mehrere Jahrzehnte Berufserfahrung als Bankkauffrau und Personalreferentin in einem internationalen Bankkonzern mitbringt. Die Unternehmen, ob groß oder klein, bräuchten Verlässlichkeit und Planungssicherheit, und da „sei auf alle Fälle noch Luft nach oben und viel zu tun“, betonte sie.

 

Am Ende ihrer kämpferischen Bewerbungsrede, für die sie viel Applaus erntete, bekannte die Freilassingerin, dass sie als ehemalige aktive Sportlerin einen Siegeswillen habe und wisse, wie wichtig Teamgeist sei. Beides wolle sie mit „Herz, Verstand und Humor“ auch in den kommenden „Wettkämpfen“  in der Politik einbringen.

 

Einige Anwesende nutzten die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Ein Mitglied wollte unter anderem wissen, wie Schweiger den Wahlkampf gestalten wolle. Diese sagte, dass sie erst einmal auf der Bezirksversammlung der Grünen im Januar und der Landesdelegiertenkonferenz im Februar um einen guten Listenplatz kämpfen wolle. Danach gehe es an die konkrete Planung des Wahlkampfs.

 

Als Wahlleiter fungierte der Chieminger Gemeinderat Sebastian Heller. Die 47 Stimmberechtigten votierten letztlich einhellig für Ulrike Schweiger. Heller gratulierte mit den Worten „Respekt für Uli, die sich in schwierigen Zeiten der Verantwortung stellt“. Auch Gisela Sengl zeigte sich von Schweigers Energie und ihrer positiven Ausstrahlung sehr beeindruckt: „Uli hat es richtig gut gemacht, das ist ein starkes Votum für sie“.

Nun ist es offiziell: Ulrike Schweiger aus Freilassing (2. v. r.) wurde einstimmig zur Direktkandidatin der Grünen im Wahlkreis Traunstein für die Bundestagswahl im September 2025 gewählt. Mit ihr freuten sich die Co-Landesvorsitzende der bayerischen Grünen Gisela Sengl, der Kreissprecher im Berchtesgadener Land Wolfgang Ehrenlecher (links) und der Kreissprecher im Landkreis Traunstein Willi Geistanger.
Wahlleiter war der Chieminger Gemeinderat Sebastian Heller.

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