Erstellt von Alois Albrecht - Bernhard Zimmer | |   Kreisverband

Mit Augenmaß für Teisendorf und den Landkreis BGL

Das Thema „Mit Augenmaß für Teisendorf“, mit dem die Gemeinde-Grünen neulich in der Alten Post auftrumpften, wurde ausgeweitet auf den ganzen Landkreis, denn ihr Kandidat für den Landratsposten, Bartl Wimmer, war zur Veranstaltung gekommen und legte seine „Augenmaß“ Pläne für das BGL dar.

Wirtschaftskraft fördern

Wie die Orts-Grünen möchte auch Bartl Wimmer die schon vorhandenen Stärken in den Strukturen und Verhältnissen nutzen um den Landkreis von dessen miserabler Platzierung in der wirtschaftlichen Hierarchie der bayerischen Landkreise nach vorne zu bringen. 

Es wäre sehr schade, wenn das offensichtliche Potenzial des schönen Landkreises nicht besser genutzt und durch sinnlose Verschwendung weiterhin brachliegen würde, meinte Wimmer. Der Ortsvorsitzende, Gemeinderat und Bürgermeisterkandidat der Grünen, Edwin Hertlein gab sich gleich zu Anfang der Veranstaltung angriffslustig indem er die Aussage anfocht, mit der ein Grande einer der großen bayerischen Parteien einmal den Grünen jeglichen unternehmerischen Sachverstand absprechen wollte, nämlich „Die Grünen bestritten Alles, außer dem eigenen Lebensunterhalt“. 

Wenn er das Landesbank-Debakel, oder die Olympiabewerbung betrachte, um nur zwei von vielen zu nennen, meinte Hertlein, könne er gerade in den Parteien, die sich immer mit ihrem Wirtschaftswissen brüsteten, nicht viel Augenmaß und wirtschaftliches Know-how feststellen. Selbst in Teisendorf werde zu oft nach dem Prinzip; „es muss etwas passieren, wurscht was“, gehandelt.  Seine und der Grünen Ansicht sei dagegen; „was gemacht werden soll, muss auch zu Teisendorf passen“. 

Durch den Anstoß und die Hilfe der Grünen seien deshalb schon mehrere unsinnige Projekte beerdigt worden, wie die Autobahnausfahrt Freidling, das Containerterminal und in Zukunft hoffentlich ebenfalls das Aventura Projekt, von dem niemand so recht wisse, was es werden und wie es verwirklicht werden soll.  Obendrein hätten nahezu alle Sachverständigen bestätigt, Projekte wie Aventura würden existierende Strukturen schädigen.  Statt auf solche Megaprojekte, mit unsicherem Ausgang, hereinzufallen sollten in Teisendorf schon existierende Strukturen, Gewerbe und Geschäfte genutzt und gefördert und eine Politik der „kleinen aber wirksamen Schritte“ gemacht werden. 

Dem Argument, in Teisendorf gebe es nicht genug Verkaufsflächen begegnete Hertlein mit der Frage, warum dann die frühere Schlecker-Filiale noch immer leer stehe.  Wirtschaftsentwicklung könne auch durch andere Maßnahmen geschehen, als durch die immerwährende Ausweitung von Gewerbeflächen. 

Als vorrangig bezeichnete er den Ausbau des schnellen Internets, den Firmen als absolut erforderlich bezeichnen um wettbewerbsfähig zu werden und zu bleiben.  Firmen arbeiteten heute mit Datenmengen, wie sie vor noch fünf Jahren nur das Pentagon produzierte.  Da werde aber wenig getan, obwohl einige Glasfaserverbindungen ganz in der Nähe vorbeiführten und stattdessen werde Zeit mit Projekten wie Aventura verschwendet. 

Auf der anderen Seite würden auch kleine, aber potenziell gute Dinge, wie der Geopark Eichelgarten vernachlässigt und nicht gebührend vermarktet.  Dort sind in einmaliger und interessanter Weise vielerlei Gesteinsarten zu finden, durch die die Entstehung unserer Landschaft und der Alpen ersichtlich werde.  Es gebe ebenfalls gute Projekte für die Energiewende, wie die von den Grünen angestoßenen Bürgerkraftwerke, um die lokale Wirtschaftskraft zu stärken und Teisendorf Energieautark werden zu lassen. 

Die Grünen möchten auch eine Beteiligung der Marktgemeinde an der Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel.  Eine Beteiligung daran brächte zusätzliche Fördergelder von der Staatsregierung und Anstöße für Umweltprojekte, meinten Hertlein und Gemeinderat Matthias Spiegelsperger. In einem kurzen Vortrag bemängelte Kandidat Hans Eisenbichler die übermäßige und oft willkürlich scheinende Bürokratie in der Verwaltung.  Er zitierte dabei die Schwierigkeiten, die ihm in den Weg gelegt worden seien, als er einen zweiten Pass beantragt hatte, weil er auf seinen Geschäftsreisen in Länder komme, die einen Pass nicht anerkennen, wenn sich darin ein Visum eines „feindlichen“ Landes befinde.  Er möchte deshalb die Bürokratie, nicht nur für solche Fälle, flexibilisieren und bürgerfreundlicher gestalten.

Grüne Wirtschaftkompetenz: Nachhaltigkeit

Landratskandidat Bartl Wimmer sagte, wenn Grüne über die Wirtschaft reden, klinken sich viele Leute aus.  Dabei hätten die Grünen längst bewiesen, dass sie auch in dieser Hinsicht durchaus kompetent und erfolgreich seien.  Sie glänzten nur nicht durch das Ankündigen von riskanten Megaprojekten, sondern blieben auf dem Boden und arbeiteten mit dem Potenzial von kleineren, aber wirkungsvollen Möglichkeiten.  „Wir befinden uns hier in einer hochattraktiven Gegend, direkt im Herzen Europas“, stellte Wimmer fest.  „Was wir brauchen ist eine Konzentration auf bestimmte Leitbilder, statt auf Großprojekte wie Olympia“.  „Wir sollten uns auf die Vermarktung als Gebiet für Erholung, Gesundheit und schöne und noch intakte Natur konzentrieren“, sagte der Kandidat.  Die Verbauung auf der grünen Fläche habe die Ortskerne beeinträchtigt, wenn nicht zerstört.  Es müsse stattdessen ein Bekenntnis geben die Ortskerne zu stärken und zu verschönern.  Schlecht sei auch das „Kirchturmdenken“ im Landkreis, das zuletzt alle schädige.  „Wir müssen den gesamten Landkreis einbeziehen und fördern, statt immer mit Nachbargemeinden zu konkurrieren und diese zu schädigen“. 

„Besinnen wir uns auf unsere Stärken und Potenziale und lassen wir die Finger von Dingen, die wir nicht kennen und nicht haben“, rief Wimmer.  Dafür brauche es aber eine Analyse unserer Stärken und Potenziale und nicht blinde Aktivität nach der Hau-ruck Methode.  Zu oft würden dabei Strukturen zerstört die eigentlich hilfreich seien und auf die gebaut werden könnte.  Er sei aber keineswegs gegen unternehmerisches Denken und gemäßigten Flächenverbrauch, wenn dabei qualitativ hochwertiges Gewerbe entstünde, das vor Ort gute und dauerhafte Arbeitsplätze bringe.  Der Landkreis müsse zukunftsfähige Strukturen erkennen und diese fördern, meinte Wimmer und die Gemeinde- und Kreisräte hätten eine große Rolle dabei, diese, sowohl in Gemeinden als auch dem Landkreis zu entwickeln. In der folgenden Diskussion wurde vor allem die Idee der interkommunalen Gewerbegebiete betont.  Bartl Wimmer meinte dazu es gebe zwar Ansätze dafür, aber bisher seien das nur „Lippenbekenntnisse“ ohne großen Wert.  Er hoffe jedenfalls auf ein starkes Abschneiden der Grünen KandidatInnen, mit denen solche Vorschläge verwirklicht werden könnten.

Fünf der Demonstranten der Grünen Ortsgruppe Freilassing treffen sich am Bahnhof
Nach den Referaten und Diskussionen unterhielt sich der Landratskandidat der Grünen, Bartl Wimmer (l.) noch angeregt mit dem Bürgermeisterkandidaten der Teisendorfer Grünen, Edwin Hertlein (M.) und Gemeinderatskandidat Hans Eisenbichler.