Erstellt von Karin Kleinert |

Kreisverbände TS und BGL nominieren Bundestagskandidaten

Nach der digitalen Nominierungsveranstaltung will der Teisendorfer Wolfgang Ehrenlechner zügig loslegen

 

Einer, der richtig Lust hat, sich demnächst in der Bundespolitik zu engagieren, ist Wolfgang Ehrenlechner aus Teisendorf. Das brachte er sehr deutlich in der ersten digitalen Nominierungsversammlung der grünen Kreisverbände Traunstein und Berchtesgadener Land zum Ausdruck. Er war zwar der einzige Kandidat, trotzdem ist das Ergebnis der Abstimmung beeindruckend: mit 96 Prozent der abgegebenen Stimmen wurde der 39-Jährige als Grüner Direkt-Kandidat des Stimmkreises 225 für die Bundestagswahl am 26. September nominiert. Weil viele Mitglieder die digitalen Plattformen inzwischen bereits gut kennen, beteiligten sie sich aktiv per Redebeiträge und per Chat an der Fragerunde, so dass die Veranstaltung reibungslos ablief.

 

In der Versammlung, der ersten gemeinsamen Nominierungsversammlung der beiden Kreisverbände überhaupt, waren 52 Mitglieder dabei. Die Begrüßung übernahm Dr. Bernhard Zimmer, der Sprecher des Kreisverbandes Berchtesgadener Land, der auch über das Verfahren der Veranstaltung informierte. Zimmer erinnerte daran, dass die erste Aufstellungsversammlung am 16. Oktober letzten Jahres im Teisendorfer Poststall hätte stattfinden sollen. Wegen des BGL-Lockdowns wurde sie allerdings kurzfristig abgesagt. Weil es im Moment keine Chance für eine „normale“ Versammlung gebe, hätten sich die beiden Kreisvorstandschaften für eine Videokonferenz entschieden, in der die Mitglieder anonymisiert abstimmen könnten. Er betonte, dass die Nominierungsversammlung keine Aufstellungsversammlung im Sinne des Wahlgesetzes sei und diese auch nicht ersetze. Das Ergebnis müsse auf jeden Fall in einer Präsenzveranstaltung vor der bayerischen Listenaufstellung bestätigt werden. Zu dem Umstand, dass es damals wie heute nur eine einzige Bewerbung gegeben habe, sagte Zimmer: „Wer sich bis heute nicht beworben hat, der wird sich wohl auch in der offiziellen Aufstellungsversammlung nicht mehr präsentieren“. 

 

Die beiden Sprecherinnen des Traunsteiner Kreisverbands Regina Reiter und Helga Mandl meinten in ihren Grußworten, dass sie sich nicht nur über das Interesse freuen würden, sondern auch über die Tatsache, einen solch jungen Kandidaten zu haben. Heute sei der erste Schritt für einen guten Wahlkampf erfolgt, so Mandl. 

 

Bevor Zimmer das Wort an Wolfgang Ehrenlechner übergab, wies er daraufhin, dass die beiden Landkreise von der Fläche etwa so groß wie das Saarland seien. Der Bewerber müsse also enormen Einsatz bringen, um in allen Gemeinden und Städten Präsenz zu zeigen. Daher sei man froh, einen Kandidaten - nicht zuletzt ist Ehrenlechner der Gegenkandidat von CSU-Mann Dr. Peter Ramsauer -, gefunden zu haben. „Wolfgang soll über einen guten Listenplatz in Bayern nach Berlin geschickt werden“, wie Zimmer sagte.

 

In seiner zehnminütigen Bewerbungsrede umriss Wolfgang Ehrenlechner die Themen, für die er sich in Berlin stark machen wolle. Zu einer zukunftstauglichen Politik für Jung und Alt gehöre seiner Meinung nach, eine Klimapolitik zu machen, die diesen Namen auch verdiene: mit einem Ausbau der Erneuerbaren Energien und den verlässlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen dazu. Untrennbar damit verbunden sei eine Verkehrswende. „Wir brauchen nicht mehr Autobahn, wir brauchen mehr öffentliches Verkehrsangebot“, so Ehrenlechner. Das gelte ganz besonders für unsere Landkreise. Anstatt einen überdimensionierten Ausbau der A8 zu planen, solle man ein besser ausgebautes Netz an öffentlichen Verkehrsangeboten schaffen. 

 

Weil es für viele Menschen in unserer Gegend selbstverständlich geworden ist, grenzüberschreitend zu leben und zu arbeiten, wolle er sich auch für Europa stark machen. Die europäische Idee habe nämlich in den letzten Jahren durch die Wiedereinführung der Grenzkontrollen und die zeitweise Schließung der Grenzen im Zuge der Corona-Pandemie ziemlich gelitten. Besondere Unterstützung sagte Ehrenlechner den jungen Leuten zu. Wenn er Abgeordneter des Deutschen Bundestages werde, wolle er dafür kämpfen, dass jedes Gesetzesvorhaben auf seine Auswirkungen auf zukünftige Generationen untersucht werde und nicht zu deren Lasten gehen dürfe, so der Teisendorfer zum Abschluss seiner Rede. 

 

Nun konnten die Teilnehmer ihre Fragen stellen, die Wolfgang Ehrenlechner ausführlich und geduldig zu beantworten wusste. Aus dem umfangreichen Fragenkomplex zum Thema „Jugend“ wollte ein Mitglied wissen, wie Ehrenlechner die riesige Finanzlast beurteile, die durch Corona den jungen Leuten aufgebürdet werde. Dieser sagte, dass die Schulden natürlich die nachfolgenden Generationen belasten würden, aber sie seien nicht per se nachteilig. Es müsse nach Corona viel investiert werden, freilich in die richtigen Bereiche wie Klimaschutz, Mobilität, Bildung. Dafür sei es legitim, Kredite aufzunehmen. Auf die Frage von Stadt- und Kreisrat Franz Eder aus Laufen, welche konkreten Ziele er in puncto Jugend im Blickfeld habe, meinte er, dass eines der wichtigsten Projekte bei grüner Regierungsbeteiligung das Absenken des Wahlalters sei. Wie er die Landwirte überzeugen wolle, ihn zu wählen, fragte Kreisrätin Iris Edenhofer. Es müsse vor allem die Kommunikation zwischen Bauern und Politik verbessert werden. Außerdem wolle er dazu beitragen, dass die Landwirte bei der digitalen Transformation, die auch die ökologisch wirtschaftenden Betriebe betrifft, unterstützt werden.

 

Auch über seinen bisherigen Lebensweg wurde Ehrenlechner befragt. Er sei gebürtiger Traunsteiner, in Teisendorf aufgewachsen und habe eine Banklehre absolviert. Seit vielen Jahren engagiere er sich ehrenamtlich in der katholischen Landjugend, inzwischen arbeite er beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) als Geschäftsführer. Politische Erfahrung habe er bisher als Beisitzer im BGL-Kreisvorstand, als Sprecher des Ortsverbandes Teisendorf sowie in Arbeitsgruppen auf Landes- und Bundesebene gesammelt, so der 39-Jährige.

 

Eine Frage blieb natürlich nicht aus, nämlich die, wie er sich gegen den starken CSU-Kandidat Ramsauer positionieren wolle. Mit einem Augenzwinkern, aber durchaus selbstbewusst, meinte Wolfgang Ehrenlechner: „Ich stehe für frische, grüne Politik und will mich um die Belange der Menschen vor Ort kümmern und bin somit das ganze Gegenteil von Dr. Peter Ramsauer“. 

 

Nachdem die angeregte und intensive Fragerunde nach etwa einer halben Stunde von Wahlleiterin und Moderatorin Magdalena Wimmer vom Kreisverband BGL beendet wurde, hatten die Mitglieder Zeit, ihre Stimme abzugeben. Bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung wurde Wolfgang Ehrenlechner schließlich mit 96 Prozent zum Grünen Direkt-Kandidaten des Stimmkreises 225 für die Bundestagswahl nominiert.

 

Auf dem Bildschirm erschienen nun viele kleine gelbe klatschende Hände und zustimmendes Nicken. Bernhard Zimmer gratulierte sehr herzlich und bat alle Ortsverbände den neuen grünen Bundestagskandidaten beim Wahlkampf in jeder Hinsicht zu unterstützen. Nun könne der Start in den Wahlkampf losgehen, so Zimmer. Ehrenlechner bedankte sich für die große Zustimmung. Er wolle, im Moment zwar noch digital, zügig loslegen und Themen setzen, um die Menschen für grüne Politik zu gewinnen. 

 

Stand im Mittelpunkt der Videokonferenz: Wolfgang Ehrenlechner aus Teisendorf, der in der ersten gemeinsamen digitalen Versammlung im Stimmkreis 225 von den Mitgliedern der Grünen Kreisverbände Traunstein und Berchtesgadener Land zum Bundestagskandidaten nominiert wurde (Foto: Screenshot Bündnis 90/Die Grünen BGL)