Erstellt von Karin Kleinert | |   Kreisverband

„Keine Art steht im großen System alleine da“

Exkursion zur Ökostation Straß – Grüne aus Saaldorf-Surheim, Laufen und Fridolfing erkunden renaturierte Flächen

 

Die Grünen aus Saaldorf-Surheim unternahmen eine Exkursion zur Ökostation Straß, wo sie  während eines zweistündigen Rundgangs fachkundige Informationen von Dr. Christian Stettmer bekamen. Der Biologe erklärte anhand der dort vorkommenden Flora und Fauna, welche enorme Dynamik es in der Natur gibt und wie alles mit allem zusammenhängt: keine Art steht im großen System alleine da und alles ist auf irgendeine Weise verkettet.

 

Bernd Schwaiger, Gemeinderat und Umweltreferent von Saaldorf-Surheim, hieß die Besucher aus Laufen, Fridolfing und Saaldorf-Surheim willkommen. Auf seine Initiative hin war die Führung zustande gekommen. Am Infopunkt der Ökostation gab Christian Stettmer den Teilnehmern einen Überblick über das 18 Hektar große Gelände, das etwa zwei Kilometer nördlich von Laufen im Ortsteil Straß liegt. Der Bayerische Naturschutzfonds hatte die Wiesen und Feuchtgebiete, durch die auch der Schinderbach, ein Abfluss vom Abtsdorfer See fließt, 1988 erworben. Seither werden sie von der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) betreut, die sie für Forschungs- und Lehrzwecke nutzt.

 

Von 1995 an wurde auf dem ehemals teils intensiv genutzten, artenarmen Grünland ein spezieller Pflege- und Entwicklungsplan umgesetzt, mit unterschiedlichen Mahdvarianten, flexiblen Mahdterminen, dem Verzicht auf Dünger und dem Aussetzen jeglicher Grabenräumung. Das Resultat dieser Wirtschaftsweise: strukturreiche, wunderbar blühende, artenreiche Flächen mit, so der Biologe, ausgewiesenen Juwelen verschiedener Insekten.

 

Bei der Wanderung durch das Areal machte Dr. Stettmer an ausgewählten Plätzen Halt, um über die Verkettung der Arten an konkreten Beispielen und sehr detailliert zu informieren. Am Standort „Wasserpegel Schinderbach“ erfuhren die Teilnehmer, wie die Perlmuschel von der Nase, einem ihrer Wirtsfische, abhängig ist. Weiter ging es zu einem Biberbau. Seit zwei Jahren hat nämlich eine Biberfamilie einen kleinen Teilbereich der Ökostation als Heimat erkoren.

 

Die Besucher staunten nicht schlecht, was die Biber dort alles „kreiert“ haben und diskutierten das Pro und Kontra des durch das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützten Nagers. Stettmer sagte, er sei als Wissenschaftler sehr neugierig, wie sich die Landschaft verändert, wenn der Biber das Wasser staut und die Flächen quasi gestaltet. Er berichtete, dass man schon jetzt sehen könne, dass sich vermehrt Wasservögel, Enten und Frösche angesiedelt hätten und seltene Zugvögel auf den Flächen rasten und auftanken würden. Der Biologe betonte aber auch, dass er beide Seiten verstehe und er sich bewusst sei, dass der Biber für Konflikte mit den Menschen, insbesondere mit der Landwirtschaft, sorgt.

 

Während der Wanderung über die blühenden Wiesen kam die Sprache auch auf den Zusammenhang zwischen der Wirtschaftsweise der Landwirte und dem Verschwinden vieler Tierarten. Einer der Teilnehmern fragte: „Was ist die Lösung?“ Für Christian Stettmer ist der entscheidende Faktor, den Erzeugern einen fairen und gerechten Preis für die Lebensmittel zu bezahlen. Denn dann könnten die Bauern auch nachhaltiger produzieren. Ebenso müsse der Fokus auf Regionalität gelegt werden, meinte einer der Besucher.

 

Am Ende des informativen Rundgangs zeigte sich die Gruppe begeistert von dem Nachmittag und wünschte sich weitere solche Exkursionen. Auch Christian Stettmer äußerte seinerseits einen Wunsch: „Für mehr Artenvielfalt müssen alle mittun, die Akteure vom Naturschutz ebenso wie die aus der Landwirtschaft“.

 

Die Ökostation ist frei zugänglich und steht für jedermann offen. Wegbeschreibung und Lageplan gibt es unter www.anl.bayern.de

Dr. Christian Stettmer erklärte den Grünen aus Saaldorf-Surheim, Laufen und Fridolfing die Ausdehnung der Ökostation Straß.
Die Biber sind wahre Meister im Bauen wie man an diesem Damm auf dem Gelände der Ökostation Straß sehen kann. Im Bild Dr. Christian Stettmer.

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