Erstellt von Karin Kleinert | |   Kreisverband

„Jetzt kann es richtig losgehen“

Aufstellungsversammlung in Teisendorf: Dr. Bernhard Zimmer kandidiert für den Landtag, Ulrike Schweiger für den Bezirkstag

 

Mit einem gemischten Doppel gehen die heimischen Grünen in die Landtags- und Bezirkstagswahlen im kommenden Jahr. Bei der Aufstellungsversammlung im Braugasthof Alte Post in Teisendorf wurden Dr. Bernhard Zimmer aus Piding und Ulrike Schweiger aus Freilassing mit großer Mehrheit als Direktkandidaten für Landtag und Bezirkstag im Stimmkreis 112 Berchtesgadener Land nominiert.

 

Der Kreissprecher der Grünen, Wolfgang Ehrenlechner, freute sich, dass das Braumeisterstüberl gut gefüllt war mit Mitgliedern aus dem gesamten Stimmkreis. Er entschuldigte seine Co-Sprecherin Magdalena Wimmer, die aus beruflichen Gründen nicht teilnehmen konnte. Neben den Gemeinden im Berchtesgadener Land gehören auch die Gemeinden Fridolfing, Kirchanschöring, Petting, Taching, Tittmoning, Waging und Wonneberg aus dem Landkreis Taunstein zu dem Stimmkreis. Der Teisendorfer erinnerte an die Landtagswahl 2018, wo die Grünen mit 17,8 Prozent in Bayern das bisher beste Landtagswahlergebnis erzielten. „Diese Marke gilt es zu knacken, unser Ziel: wir wollen mitregieren“.

 

Offensiv und selbstbewusst gab sich auch Gisela Sengl bei ihrem Grußwort. „Ich bin eure Betreuungsabgeordnete – heuer noch. Nächstes Jahr habt ihr dann einen eigenen Abgeordneten“, so  die Stellvertretende  Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag. Sengl kandidiert wie erwartet wieder für den Traunsteiner-Stimmkreis. In einer flammenden Rede warb sie dafür, für die Ideale der Ökopartei einzustehen, für  Demokratie, Menschenrechte, Natur- und Artenschutz zu kämpfen. In Richtung eines jungen Versammlungsteilnehmer, der mit seinen Eltern da war, sagte Sengl: „Für Dich machen wir das hier alles“.

 

Bei der Vorstellung der Kandidaten machte Bernhard Zimmer den Anfang. Der Forstwissenschaftler, Bio-Landwirt, Bienen- und Schafzüchter engagiert sich seit vielen Jahren in der Kommunalpolitik, 2017 verfehlte er den Einzug in den Landtag knapp. Er gehört dem Pidinger Gemeinderat an, ist Kreisrat und wurde letztes Jahr in den Landesausschuss der Grünen gewählt.  Der 60-Jährige verwies auf die Biosphärenregion und  die Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel und betonte „Mehr ökologische Verantwortung in der Fläche geht nicht. Daher müssen wir als Avantgarde vorangehen“. Forstwirte wie er würden bekanntlich in Jahrzehnten planen und rechnen, weshalb er in seinem Handeln die Generationenverantwortung immer mitdenke. „Mein Fokus ist Enkeltauglichkeit“, beendete er seine Vorstellungsrede.

 

In der Fragerunde wurde Zimmer auf seine Position in puncto Wasserkraft angesprochen. Er werde sich klar gegen eine weitere Verbauung der Salzach und der Saalach aussprechen, die aus ökologischer und ökonomischer Sicht keinen Sinn machen. In der Windkraft gebe es dagegen Potential im Landkreis. Auf die Frage nach dem seiner Meinung nach wichtigstem Thema im Landkreis meinte der Pidinger, dass es nicht das eine gebe, sondern mehrere brennende Themen.

 

In der anschließenden Wahl  wurde Bernhard Zimmer mit 90 Prozent der Stimmen als Direktkandidat der Grünen für den Landtag für den Stimmkreis 112 gewählt.

 

Mit Ulrike Schweiger stellte sich bei den Grünen im Stimmkreis 112 wieder eine Frau zur Wahl für  den Bezirkstag von Oberbayern zur Verfügung. Schweiger, im Chiemgau aufgewachsen, war lange im Bankwesen tätig und arbeitet inzwischen als selbständige Moderatorin, Coach und Trainerin. In ihrer Vorstellungsrede sagte sie mit einem Augenzwinkern, dass sie nicht, wie ihr Vorredner, auf Bewährtes zurückreifen könne. Seit zwei Jahren sei sie die Sprecherin des Freilassinger Ortsverbandes, seit heuer ist sie Mitglied im Kreisvorstand BGL. Soziale Themen würden ihr sehr am Herzen liegen, weshalb der Bezirkstag gut zu ihr passe. Seit 2015 ist die 56-Jährige in der Flüchtlingshilfe engagiert, bei der Caritas ist sie als Ehrenamtskoordinatorin aktiv.

 

Weil es gar nicht so bekannt ist, welche Aufgaben der Bezirkstag hat, stellte sie die Bereiche kurz vor, für die die sieben bayerischen Bezirkstage zuständig sind: neben Sozialem sind dies Bildung, Kultur, Heimat, Umwelt und Gesundheit. Somit ist der Bezirk, quasi ein „Sozialparlament“, auch für die Psychiatrie zuständig. „Ich will dafür kämpfen, dass wir auch weiterhin eine psychiatrische Klinik in Freilassing haben“, positionierte sie sich ganz klar. Auch für ein Frauenhaus im Landkreis wolle sie sich einsetzen. Die seit kurzer Zeit bestehende geschützte Wohnung sei ein erster wichtiger Schritt, für den gesamten Landkreis sei sie ihrer Meinung nach jedoch zu wenig. In ihrem Schlusswort zitierte sie Petra Kelly, Gründungsmitglied der Grünen: „Beginne dort, wo Du bist und warte nicht auf bessere Umstände. Sie kommen automatisch in dem Moment, in dem Du beginnst“.

 

In der Aussprache wurde Schweiger gefragt, wie sie ihr Mandat ausüben wolle, damit die Menschen mehr erfahren, was der Bezirkstag macht. Sie wolle für jedermann ansprechbar sein, so Schweiger. Vernetzung liege ihr sehr am Herzen. Ihr Motto sei daher „Miteinander-Weit-Denken“. „Ich möchte, dass die Menschen wissen, dass ich sie als Bezirksrätin mit meiner ganzen Kraft unterstützen werde“.  So viel Einsatz überzeugte: Das Votum für Ulrike Schweiger zur Bezirkstagskandidatin fiel einstimmig aus.

 

Zum Abschluss gratulierte Kreissprecher Wolfgang Ehrenlechner der Kandidatin und dem Kandidaten zur Wahl und überreichte beiden einen Blumenstrauß. „Jetzt kann es richtig losgehen. Ich freue mich auf eure Beteiligung und auf viele Termine“ schwor der Kreissprecher die Anwesenden auf den anstehenden Landtagswahlkampf ein.