Erstellt von Norbert Höhn | |   Kreisverband

»Im Geiste von Sepp Daxenberger weiter wirken« Grüne küren Bartl Wimmer zum Stimmkreiskandidaten

„Ich habe mir vorgenommen, das Erbe von Sepp Daxenberger lebendig zu halten und seine politischen Ziele weiter zu verfolgen“, so Bartl Wimmer bei der Aufstellungsversammlung für den Stimmkreis 111. Mit dem Berchtesgadener Grünen-Urgestein wurde einer der profiliertesten Politiker der Region für die anstehenden Landtagswahlen als Direktkandidat ins Rennen geschickt. Für den Bezirkstag bewirbt sich die Biologin Ilse Englmaier aus Tittmoning um die Erststimmen. Inhaltlich wollen die Grünen vor allem die Themen „Energiewende“ und „Bildung“ in den Mittelpunkt ihres Wahlkampfes stellen.

„Wer mit siebzehn kein Revoluzzer ist, hat keine Ideale und wer mit fünfzig kein Konservativer ist, hat keinen Verstand“, zitierte Bartl Wimmer einen alten Spontispruch. Für sich schränkte der 52jährige gleichzeitig ein: „Die ökologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre haben mich eher wieder ein Stück radikaler und grundsätzlicher werden lassen.“ Seit über drei Jahrzehnten steht der Berchtesgadener Gemeinde- und Kreisrat an vorderster Front bei den Kreis-Grünen. „Die aufkeimende Ökologiebewegung zu Beginn der 80iger-Jahre und Bücher wie „Ein Planet wird geplündert“, von Herbert Gruhl  oder „Die Grenzen des Wachstums“, vom Club of Rome, haben mich politisch geprägt und bestimmen bis heute mein Denken und Handeln“, begründete Dr. Wimmer seine Bewerbung. Zentrales Anliegen, für das er sich auch immer wieder vehement eingesetzt habe, sei ihm die Bewahrung der Heimat und  Schutz der Alpen vor kommerzieller Ausbeutung. Handlungsbedarf sieht Bartl Wimmer auch, wenn es um die Ohnmacht von Politik und Realwirtschaft gegenüber der Finanzwirtschaft geht. „Politik und Realwirtschaft müssen endlich einen Rahmen setzen, um dem Irrsinn in Finanzkreisen ein Ende zu bereiten“, forderte der Kandidat. Auf ein sehr persönliches Motiv ging Bartl Wimmer am Ende seiner Vorstellungsrede ein: „Es ist mir ein besonderes Anliegen, das Vermächtnis meines Freundes und politischen Weggefährten Sepp Daxenberger fortzuführen.“
Mit einer Gedenkminute für „unseren Sepp“ hatte zuvor Grünen-Kreisvorsitzender Dr. Bernhard Zimmer die Aufstellungsversammlung eröffnet. Im gut besetzten Saal des Gasthofes Rieschen konnte er auch eine Abordnung des Nachbar-Landkreises Traunstein begrüßen, von dem einige Gemeinden dem Stimmkreis 111 zugeschlagen sind (s. Kasten). „Betrachtet man die Ergebnisse vergangener Wahlen, so kann man die hiesige Region getrost als Grünen-Hochburg bezeichnen“, meinte Bernhard Zimmer. Nun gelte es, bei den anstehenden Abstimmungen diese hervorragende Bastion zu verteidigen, was ohne Sepp Daxenberger sicher sehr schwer werde und die Bündelung aller Kräfte erfordere.
Unter der routinierten Leitung von Franz Eder wurde im Anschluss die Wahl der Kandidaten abgewickelt. Für das Landtags-Direktmandat hatte sich neben Dr. Bartl Wimmer auch Anne Franke aus Starnberg beworben, die 2010 für Sepp Daxenberger in den Landtag nachgerückt war. Seither ist die verbraucherschutzpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion auch als Betreuungsabgeordnete für die hiesige Region tätig. Ihre Bewerbung begründete die 58jährige damit, dass sie auch weiterhin im Landtag für Verbraucher- und Tierschutz eintreten wolle. Da in ihrem Heimat-Wahlkreis das Mandat für eine Direktbewerbung schon vergeben sei, wolle sie sich hier zur Wahl stellen und Stimmen sammeln. Bei der Abstimmung votierte dann eine deutliche Mehrheit für Bartl Wimmer, der die Wahl annahm und sich für das Vertrauen bedankte.
Ohne Gegenstimme wurde anschließend die 52jährige Tittmoningerin Ilse Englmaier zur Direktkandidatin für den Bezirkstag gewählt. Die gelernte Biologin und freiberufliche Naturschutzgutachterin ist Vorsitzende der Ökologischen Bürgerliste Tittmoning und der Ortsgruppe Tittmoning – Fridolfing im Bund Naturschutz. Der Laufener Stadtrat Georg Linner und Anne Franke wurden von der Versammlung  mit einem Votum für eine Landtags-Listenkandidatur ausgestattet, ebenso die Freilassinger Stadt- und Kreisrätin Elisabeth Hagenauer für eine Kandidatur auf der Bezirkstagsliste. Als Delegierte zur Aufstellungsversammlung der Bezirkstagsliste am 26. Januar in Rosenheim wurden Gisela Beckmann, Elisabeth Hagenauer, Edwin Hertlein und Dr. Bernhard Zimmer gewählt. Zur einen Tag später ebenfalls in Rosenheim stattfindenden Aufstellungsversammlung der oberbayerischen Landtagsliste wurden Marie-Luise Thierauf, Sabine Wimmer, Georg Linner und Dr. Bartl Wimmer bestimmt.
Die geplante Aussprache zur Wahlkampfstrategie konnte wegen der fortgeschrittenen Zeit nur noch ansatzweise geführt werden. Aus den Wortmeldungen kristallisierten sich aber doch die Themen „Energiewende“ und „Bildungspolitik“ als Schwerpunkte heraus. So kritisierte Edwin Hertlein, dass Standorte für Windräder komplett aus dem Regionalplan herausgenommen worden seien. „Die kommenden Wahlen müssen eine Volksabstimmung zur Energiewende werden“, forderte er. Ins gleiche Horn stieß Bartl Wimmer: „Der Regierung sind in Sachen Energiewende die Felle davon geschwommen und nun beginnt sie zurück zu rudern.“  Franz Eder rief dazu auf, sich beim Volksbegehren gegen Studiengebühren einzutragen. „Dass Bildung unser wichtigstes Gut ist, darf nicht weiter ein Lippenbekenntnis bleiben“, verwies Eder auf die eklatante Benachteiligung bildungsferner Schichten im Freistaat.  Auf den Punkt brachte es abschließend Anne Franke: „Bayern hat Besseres verdient als eine drehhoferische Politik der Beliebigkeit.“

Dr. Bartl Wimmer