Erstellt von Bernhard Zimmer | |   Kreisverband

Holz-Cluster im Berchtesgadener Land

Es ist noch viel zu tun, aber alle Anwesenden waren sich einig, dass die Zeit endlich reif ist, etwas zu verändern und Holz wieder mehr in den Mittelpunkt der regionalen Wirtschaft zu bringen. Nachhaltige Holznutzung und die Entwicklung und Förderung heimischer holzverarbeitender Betriebe muss eigentlich eine Kernaufgabe der Biosphärenregion Berchtesgadener Land sein bzw. werden. Die Grünen im Berchtesgadener Land wollen jedenfalls Holznutzung, den Holzbau und das Holzhandwerk offensiv fördern, weil es echter Klimaschutz ist.

„Die Idee ist nicht neu, sie war in der Vergangenheit schon einmal sehr erfolgreich“ begrüßt Landratskandidat Dr. Bartl Wimmer die Besucher der Diskussionsrunde. An diesem Abend geht es um die Idee regionale Wertschöpfung über einen Holz-Cluster zu generieren und Tradition im Handwerk mit nachhaltiger Entwicklung zu verbinden. Noch im Jahr 1805 schnitzten und drechselten 641 heimische Holzhandwerker, produzierten die „Berchtesgadener War“, Spanschachteln, Haushaltsgeräte und Kinderspielzeug aus Holz, einfach oder kunstvoll bemalt. In den Wintermonaten als Nebenerwerb hergestellt und in den schneefreien Monaten von Hausierern bis Venedig und in den Norden Bayerns bis Regensburg verkauft. Wert geschätzte Qualität aus dem Berchtesgadener Land brachte der Region ein zusätzliches Einkommen. Zusammenarbeit und gemeinsame Vermarktung waren das Erfolgsrezept.

Holz, der mengenmäßig wichtigste nachwachsende Rohstoff erlebt eine Renaissance, er ist klimafreundlich, weil die Bäume zu seiner Produktion der Atmosphäre CO2 entziehen und den Kohlenstoff im Holz festlegen. Holz und Holzprodukte sind also während ihrer Nutzung Kohlenstoffspeicher. „Holz ist eben nicht nur CO2-neutral. Holz hat den C-plus-Effekt, wenn wir es zukunftsfähig nutzen“ berichtet Kreisrat Dr. Bernhard Zimmer aus eigenen Forschungsprojekten an der TU-München. Zimmer, der selbst mehr als zwanzig Jahre sowohl and er Holzforschung München als auch in Kuchl an der FH Salzburg gelehrt und geforscht hat, sieht die Vielzahl der Holzarten, die Vielfalt der Holzeigenschaften als echte Chance für eine moderne handwerkliche Verarbeitung. Es muss allerdings gelingen entlang der Wertschöpfungskette die Zusammenarbeit sowie die Kommunikation deutlich zu verbessern. Im Holzbau stecken enorme Potenziale, denn hinsichtlich Klimaneutralität, Ressourcen- und Energieeffizienz ist Holz unschlagbar. Große Projekte wie der Neubau eines Landratsamtes erfordern allerdings neue Formen der Zusammenarbeit, wenn sich die regionalen Betriebe im Rahmen der öffentlichen Ausschreibungen erfolgreich beteiligen wollen.

Holz hat aber nach wie vor auch viele Gegner und in der Regel eine mächtige Konkurrenz. Beton, Stahl und Kunststoffe haben Holz in den vergangenen Jahrzehnten verdrängt. Bei den Länderbauordnungen angefangen bis hin zu lebensmittelrechtlichen Vorschriften oder Normen, Holz und Holzwerkstoffe werden häufig diskriminiert bzw. ausgeschlossen. Andreas Bunsen kann davon ein Lied singen. Was er über sein Projekt „Hutschn“ berichtet, es klingt fast wie Satire, aber es zeigt wie schwer es gute Ideen heute haben, wenn die „Normengläubigkeit“ Innovationen hemmt. Eine hochwertige Schaukel aus Holz widerspricht der „Spielgeräte-Norm“, weil das Schaukelbrett ein paar Gramm schwerer ist als die Norm zulässt. Handwerkskunst muss sich an dieser Stelle einer Industrienorm stellen? Ja, wenn eine Gemeinde wie Piding gerne am Johannishögl, die von der BGLT angebotene Hutschn aufstellen will. Die Versicherungspflicht zwingt Versicherer und Verwaltung?

Beinahe hätte die Diskussion über Normen und Regeln uns den Blick verstellt auf das Wesentliche. Die Hutschn, aus heimischem Eichenholz gefertigt, ist inzwischen international bekannt, findet Ihre Liebhaber, sie ist Botschafterin des Berchtesgadener Landes. Ähnlich erging es Franz Keilhofer, er ist Drechsler aus Berufung, seine Werke zeigen nicht nur das Holz in all seinen wunderbaren Farben und Eigenschaften, sondern auch den besonderen Umgang mit dem Material. Heimische Handwerkskunst höchster Qualität, die zu Hause kaum einer kennt. Es fehlt oft die Wertschätzung, das Wissen um die heimischen Juwelen und es fehlt die Plattform zur Vernetzung. In der sich anschließenden Diskussion wurde klar, dass die kommunale Ebene sehr viel tun könnte, um die heimischen Betriebe zu beteiligen. Völlig zu Recht wurde bemängelt, dass „sibirische Lärche“ und „nordische Fichte“ in öffentlichen Ausschreibungen unsinnig sind und letztlich dazu führen, dass heimisches Holz nicht eingesetzt werden kann. Zimmer regte an besonderes Augenmerk auf die Weißtanne zu legen, deren Holz frei von Harz und deshalb der Fichte oftmals überlegen wäre.

Bild: Franz Keilhofer
Hutschn - immer ein Unikat. Bild: Andreas Bunsen