Erstellt von Hannes Höfer | |   Laufen

Grünen-Kandidatin vertraut auf „Aufholjagt“

Ulrike Schweiger will in den Bundestag – Kandidatenkür: „Der Vorhof zur Hölle“

 

Der Wahlkampf kam diesmal recht plötzlich. Wenn auch nicht gänzlich unerwartet. Der nächste deutsche Bundestag wird nicht regulär im September 2025 gewählt, sondern bereits am 23. Februar. Daher Wahlkampf zwischen den Jahren und im Fasching. Wenig Zeit also für die Parteien, ihre Botschaften an Mann, Frau und Diverse zu bringen, und kundzutun, was anders und besser werden muss in diesem Land. Besonders die Ampel-Parteien müssen zeigen, was sie künftig bieten wollen. Die Grünen-Wahlkreiskandidatin Ulrike Schweiger war deshalb binnen weniger Wochen zum zweiten Male Gast beim Laufener Ortsverband, um zu erklären, was sie um- und antreibt. Im Alten Rathaus gab sich die Bankkauffrau aus Freilassing kämpferisch.

„Man darf nicht alles schlecht reden“, reagierte Schweiger mit Warnungen aus der Wirtschaft auf Kritik an Land und Politik, schließlich lebe man hierzulande nach wie vor im „Schlaraffenland“. Beispielhaft zu sehen allein an dem, was vergangenen Silvester in den Himmel gejagt worden sei. Schweiger bat die politisch interessierten Gäste, sich nicht via Bild-Zeitung oder diversen Online-Plattformen zu informieren, sondern auf 72 Seiten zu lesen, was bei ihren Bündnis-Grünen Beschlusslage ist. Oder kürzer und übersichtlicher im Flyer: Die „Grünen Erfolge“. Mit Blick auf die politischen Mitbewerber appellierte die Kandidatin, nicht alles Erreichte zurückzudrehen, schließlich warnten maßgebliche Wissenschaftler, dass Teile der Welt unbewohnbar werden könnten, was weitere massive Fluchtbewegungen in Gang setzen würde.

Schweiger reagierte auf Aussagen politischer Mitbewerber: So sei das vielkritisierte Heizungsgesetzt ein Produkt der Vorgängerregierung, die Ölheizungen ab 2026 untersagen wollte. Die Grünen verböten weder Fleisch, noch müsse im Land gegendert werden. Auf Dummheiten wie Aussagen vom CSU-Generalsekretär Martin Huber, die Grünen wollten Haustiere verbieten, reagiere sie gar nicht.

Ihre Partei, die Bündnis-Grünen, beschrieb Schweiger als „basisdemokratischer Haufen“, verschwieg aber nicht, dass auch ihre Parteigenossen nicht frei von List und Tücke sind. Die Aufstellungsversammlung zur Bundestagswahl nannte Schweiger einen „Vorhof zur Hölle“, hätten doch „Schlawiner“ Absprachen getroffen, um damit eigene Bewerber nach vorne zu bringen. Als Kandidatin des Wahlkreises 225 (Traunstein und Berchtesgadener Land) war Schweiger auf Platz 17 eingestiegen und schließlich auf Platz 23 der bayerischen Landesliste gelandet, als eine von acht oberbayerischen Kandidaten auf der insgesamt 62-köpfigen Bayern-Liste. Aktuell vertreten 19 Grüne Bundestagsabgeordnete den Freistaat in Berlin. Doch Schweiger gab sich zuversichtlich, denn FDP und BSW würden wohl nicht in den Bundestag einziehen, und die Grünen mit dem laut Umfragen beliebten Robert Habeck gewiss einen „Aufholwahlkampf“ starten. Ein positives Signal: „Seit dem Bruch der Ampel sind 22 000 neue Parteimitglieder hinzugekommen.“

Und die offensichtliche Annäherung der Grünen an die Union? Hier verwies Schweiger auf funktionierende schwarz-grüne Verbindungen in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Allerdings: „Mit Söder kann ich mir das nicht vorstellen.“ – „Eine Wahl ist kein Wunschkonzert“, kommentierte das Stadtrat Franz Eder, „wir brauchen eine stabile Regierung.“

Dass es Enttäuschungen gab, beschrieb Stadtrat Peter Schuster beispielhaft am gestoppten Lieferkettengesetz. Dies habe laut Schweiger ebenso wenig an den Grünen gelegen wie das ausbleibende Klimageld und das Scheitern eines mehrheitlich gewollten Tempolimits. Und wie sieht die heimische Kandidatin die AfD, der die Algorithmen viele junge Wähler zutreiben? „Bei einem Maximilian Krah kriege ich Brechreiz“, erklärte Schweiger drastisch, nicht ohne auf Millionen-Gelder unbekannter Herkunft für diese Partei zu verweisen. Und Elon Musks Wahlempfehlung? „Der verfolgt doch nur seine eigenen Interessen, der lacht doch über diese AfD“, ist Schweiger überzeugt.

Dem Vorsprung in den sogenannten sozialen Meden wollen die beiden jungen Ortsvorsitzenden Sofia Gangl und Lea Jani mit Präsenz auf Instagram und Co. begegnen. Unter anderem auch parteipolitischen Stichen der Orts-CSU zum Thema Regionalität. „Wir sind hier nicht im Kindergarten“, meinte Sofia Gangl zur CSU-Reaktion auf einen Grünen-Post. Sie versicherte: „Wir werden nicht auf solchem Niveau erwidern.“ Was Matthias Zuckschwerdt mit „nicht den Troll füttern“ umschrieb, formulierte Schweiger als Ratschlag: „Nicht über jedes Stückchen springen.“

Die Themen Wohnbau, Kinderbetreuung und Gemeindehaushalt wollen die vier Grünen-Stadträte in der nächsten Ortsversammlung besprechen. Die findet nur drei Tage nach der Bundestagswahl, am 26. Februar 2025 statt, um dann auch das Ergebnis dieses, wie es auf der Grünen-Homepage heißt, „vielleicht wichtigsten Wahlkampfs der Geschichte“ zu besprechen.

Drei Grün: Grüner Pullover, grüne Fingernägel. Wahlkreiskandidatin Ulrike Schweiger (Mitte) ist ganz auf Wahlkampf eingestellt. Neben ihr die beiden Laufener Ortssprecherinnen Sofia Gangl (rechts) und Lea Jani.
Wahlkreiskandidatin Ulrike Schweiger

Veranstaltungen:

  • Mittwoch 05.02. | 19:30 Uhr - Kennenlernen unserer Direktkandidatin Ulrike Schweiger, Festsaal Siegsdorf
  • Donnerstag 06.02. | 19:00 Uhr - Lesung Gift und Wahrheit mit Bundestagsabgeordneten Karl Bär, Postsaal Gewölbe Trostberg
  • Freitag 07.02. | 19:00 Uhr - Aufbruch statt Stillstand, Impulsvortrag mit Tina Winklmann (MdB), Alpenhotel Kronprinz Berchtesgaden
  • Samstag 08.02. | 15:00 Uhr - Kundgebung Wir sind die Brandbauer, Weihnachtsschützenplatz Berchtesgaden
  • Samstag 08.02. | 19:00 - Infoveranstaltung mit Lisa Plank, Bistro Hohenfried Bayerisch Gmain
  • Sonntag 09.02. | 09:30 Uhr - Frauenfrühstück mit Uli Schweiger, Café Amadeo Bad Reichenhall