Erstellt von Hannes Höfer | |   Laufen

Asylbewerberheim: Zwei Vorbilder für Laufen

Grüne diskutieren über Anforderungen – Schülerin berichtet über ihre Erfahrungen

Die Laufener Grünen haben sich über eine Asylbewohnerunterkunft in Chieming aus erster Hand unterrichten lassen, und sie haben ein Projekt in Holzbauweise in Salzburg besucht (wir berichteten jeweils). „Aus der Erfahrung anderer lernen“, empfahl Ortssprecher Matthias Lutz allen Beteiligten an der hier in Laufen geplanten Unterkunft. Bei der jüngsten Ortsversammlung im Gasthaus Greimel berichtete auch die Schülerin Selina Müller über ihre Zeit in der Salzburger Unterkunft.

Bei den Anwohnern Vorurteile abbauen sei ein erster wichtiger Schritt in Salzburg gewesen, so Lutz einleitend. Dort waren vier Häuser für 44 Bewohner und zwei Gebäude für 32 Personen entstanden. „Wichtig: Es gibt eine 24-Stunden-Betreuung und Hilfestellung.“ Weil jede Wohneinheit eine eigene Küche hat, könnten sie ihren persönlichen Einkauf selbst zubereiten. Das schafft sowohl Beschäftigung als auch eine Rückzugsmöglichkeit. Verwundert war Franz Eder einerseits darüber, dass die Wohnungen täglich kontrolliert werden, „andererseits ist es eine klare Ansage und wirkt unterstützend.“

Stadtrat Peter Schuster betonte die Anbindung mit Bus, aber auch die Möglichkeit, mit dem Rad zum Einkauf zu fahren. Unterstützt wird das Salzburger Projekt von vielen Ehrenamtlichen. Es gibt Deutschkurse und Verkehrserziehung durch die Polizei. Lutz erinnerte an die Vorstellung eines Chieminger Wohnprojekts durch den Referenten im Gemeinderat Sebastian Heller. „Die zwei Beispiele zeigen, dass es funktioniert“, fasste Lutz diese Erfahrungen zusammen. Gerti Thoma bedauert, dass Interesse am Thema rasch gleichgesetzt werde mit Ablehnung und Widerstand.  

Die Anforderung der Regierung an die Salzachstadt nannte der Ortssprecher ein „friss oder stirb, nimm 60 oder 80.“ Stadtrat Michael Spitzauer sieht Laufen hierbei nicht als Bittsteller: „Wir können verlangen.“ Er beklagte das Fehlen einer Arbeitserlaubnis für diese Menschen. „Auf der anderen Seite schicken wir gut integrierte Menschen heim.“ Sein Kollege Erich Althammer vermisst das „Bekenntnis“, eine wirkliche Betreuung sicherzustellen. Eine Rundumbetreuung erscheint auch Schuster nötig. „Aber eben auch Eigenverantwortung“, ergänzte Anneliese Kunkel.

Derzeit werden für das Areal südlich der Naturschutzakademie Pläne für die Unterbringung von 60 Asylbewerbern erstellt. Eine Vorstellung in der Salzachhalle hat Bürgermeister Hans Feil bereits angekündigt. „Bedenken und Vorschläge aufnehmen“, appellierte Matthias Lutz an die Verantwortlichen, damit am Ende alle zufrieden sind. Anwohner, Flüchtlinge, Stadt und Regierung. Er versprach: „Wir bleiben dran.“

„Es war total schön – und gleichzeitig traurig“

Selina Müller hat es selbst gewählt und sich selbst um dieses fünfmonatige Praktikum gekümmert. Die 17-jährige Realschülerin aus Laufen hat sich im Asylquartier Flussbauhof einmal wöchentlich um Kinder gekümmert und hat dabei einen guten Einblick gewonnen, „wie es dort so läuft.“ – „Wir haben gespielt, gebastelt, gemalt – und Fußball bespielt“, berichtete sie in der Grünen-Ortsversammlung. Die Fluchtgeschichten der Kinder beschrieb sie als „hart“. Um so schöner erlebte sie die Anhänglichkeit der Kleinen unterschiedlicher Nationalitäten. „Sie wollten uns gar nicht mehr gehen lassen“, erzählte sie und meinte mit uns ihr vierköpfiges Schülerinnen-Team. Selinas Fazit: „Es war total schön und gleichzeitig traurig.“

„Was Erfreuliches“ schob Michael Spitzauer nach. Der Metzgermeister und Fachlehrer kümmert sich in Zusammenarbeit mit der Stadt um die Belieferung der städtischen Kindereinrichtungen mit regionalen und biologischen Produkten. Acht lokale Anbieter nennt seine Liste aus dem Januar dieses Jahres bereits. Weitere Anbieter empfahl Peter Schuster als Stadtratsreferent für die Ökomodellregion aus eben diesem Verbund. „Es läuft an, es geht voran, und die Stadt unterstützt das“, so Spitzauer abschließend. Bedenken hat er beim kommenden Baugebiet Dammhausacker 3 in Leobendorf, wo sich ein Wäldchen samt Gestrüpp zwischenzeitlich zu einem Lebensraum für geschützte Arten entwickelt habe. „Zum Beispiel die streng geschützte Ringelnatter.“ Er habe dies bereits bei der Stadt und der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt angezeigt und eine Spezielle artenrechtliche Prüfung (SaP) verlangt. Spitzauer ist überzeugt: „Ein Baugebiet wird sich dort nicht so ohne Weiteres verwirklichen lassen.“ Eventuell müsste man es als Biotop erhalten und eine andere Wiese bebauen.

 


Franz Eder schiebt als Stadtrat „Frust“

Gleich welche Anfragen, gleich welche Anträge: „Über Jahre passiert nichts“, klagte Franz Eder in der Ortsversammlung der Grünen. Gemeint hatte er die Bundesstraßen-Ortsdurchfahrt, für die seine Fraktion oft Jahre auf die Bearbeitung und eine Antwort ihrer Anliegen habe warten müssen. „Doch kaum erhebt ein Privatmann Klage und lädt große Medien ein, dann trifft das Verwaltungsgericht gleich vor Ort eine Entscheidung.“ (Tempo 30 – wir berichteten).

Stadtrat Eder erkennt darin eine „Ungleichheit“ und gestand „Frust“ darüber, weil aufgrund des lokalen politischen Engagements „nix passiert“. Zweifellos habe der klagende Anwohner ein Recht darauf, doch er, Eder, wünsche sich, dass alles „was ansteht“ im Stadtrat auf die Tagesordnung komme.

Die 17-jährige Realschülerin Selina Müller berichtete bei den Grünen von ihren Erfahrungen im Salzburger Asylquartier. Ortssprecher Matthias Lutz wünscht sich, von den Erfahrungen anderer zu profitieren.
Stadtrat Franz Eder