Anderthalb Stunden vor der Kreisversammlung im Teisendorfer Braugasthof trafen sich Mitglieder und Interessierte auf Einladung des Kreisvorstands in Schnaitt, einem Ortsteil von Rückstetten, um sich über die Anfang März ans Netz gegangene Freiflächenphotovoltaikanlage zu informieren. Dort wurde die Gruppe von Rainer Schnellinger, dem Besitzer und Betreiber des neuen Solarparks, in Empfang genommen. Er stellte seine Anlage detailliert mit vielen Fakten und Zahlen vor, gab einen ausführlichen Erfahrungsbericht, etwa welche Hürden er im Vorfeld nehmen musste und meinte: „Es braucht kompetente Partner und viel Eigeninitiative, bis so ein Projekt realisiert ist. Aber es ist ein gutes Gefühl, es gemacht zu haben“.
Die 3 Hektar große Fläche liegt an einem Südhang. Rainer Schnellinger ist der Grundeigentümer. Das Flurstück gehört zur Landwirtschaft, die er vor einigen Jahren von seinen Eltern übernommen hat. Der 45-Jährige und seine Familie betreiben den „Weber“-Hof, auf dem einst Milchkühe gehalten wurden, im Nebenerwerb. Auf der Fläche, wo jetzt die PV-Anlage steht, baute der gelernte Kaufmann, der in einer Landmaschinenfirma arbeitet, bis vor kurzem Mais für die Biogasanlage in Holzhausen an. Weitere 12 Hektar, davon 10 Hektar Wiese, der Rest Mais, hat er seit letztem Jahr verpachtet. Aber, so beschreibt er seine Beweggründe, er habe weg gewollt vom Mais, um seinen Kindern eine nachhaltige Energieversorgung zu hinterlassen. „Keiner will was vor der Tür, aber irgendwo muss der Strom ja herkommen“.
Bei einer ganzen Reihe von Rahmenbedingungen habe er großes Glück gehabt, sagt Schnellinger. Das habe angefangen mit dem Einspeisepunkt. Weil am nördlichen Rand seines Grundstücks eine 20 kV-Hochspannungserdleitung des Netzbetreibers Bayernwerk vorbeiführt, waren weitere Grabungen, die das Projekt komplizierter und teurer gemacht hätten, zur Einspeisung nicht notwendig. Die Zusammenarbeit mit den Gemeinde Teisendorf, allen voran mit dem Bauamt, und dem Gemeinderat sei hervorragend gewesen. „In zwei Jahren ist alles über die Bühne gegangen“, berichtet er. Die Planungshoheit liege allein bei den Gemeinden, die jede Anlage im Einzelfall bewerten und dann genehmigen oder auch nicht, wendet er sich an kritische Stimmen, die befürchten, sich mit einer erteilten Genehmigung einen Präzendenzfall zu schaffen. Mit Hilfe eines Freundes, der vor drei Jahren selbst einen Solarpark in die Tat umgesetzt hat, habe er die richtigen Partner gefunden, die Envalue GmbH. Sie habe seinen Solarpark zusammen mit einem Planungsbüro aus Burgkirchen entwickelt, realisiert und begleite ihn im weiteren Verlauf. Als „Rundum-sorglos-Paket“, bezeichnet er diesen Service.
Die Besuchergruppe wanderte um den gesamten Solarpark und bestaunte die mächtige, verzinkte Stahlkonstruktion, in der gut 6500 Glas in Glas-Module, sogenannte polykristalline Module (Glas auch auf der Rückseite), verbaut sind. Die Anlage erbringt eine Leistung von etwa 3600 kWp. Der jährliche Stromertrag beläuft sich auf rund vier Millionen kWh. Damit können etwa tausend Vier-Personen-Haushalte pro Jahr mit sauberem, grünem Strom versorgt werden. Durch seinen Solarpark werden der Umwelt jährlich 2500 Tonnen Co2 erspart, betonte Rainer Schnellinger.
Während des Rundgangs informiert er über vielfältige Themen wie den Trafo, der das Herzstück der Solarstromanlage ist, über die neun Wechselrichter, die Verhandlungen mit der Bank und über die Investition, die er getätigt hat: Rund 2,6 Millionen €. Auch auf die sieben Meter breite Eingrünung der durch einen Zaun geschützten Anlage mit rund 1000 heimischen Sträuchern und auf die ab Juni geplante Beweidung mit sechzig Schafen kommt er zu sprechen. Ob die untere Naturschutzbehörde involviert ist, wollen einige Teilnehmer wissen. Ja, die Behörde begleitet das Projekt. Positiv sei, dass die Fläche aus einem intensiv genutzten in einen extensiven Zustand überführt werde, was der Artenvielfalt zu Gute komme.
Die gut dreißig Teilnehmer waren sehr interessiert und stellten viele Fragen, so dass sich ein reger Austausch ergab. Landesvorsitzende Gisela Sengl wollte wissen, ob es im Vorfeld Neiddiskussionen gegeben habe. Nein, so Rainer Schnellinger, da sein Firmensitz in der Gemeinde bleibt, bekomme Teisendorf ja Gewerbesteuern. Wo er die größten Probleme für den Bau weiterer solcher privaten Anlagen sehe? Dass das EEG, das feste Einspeisevergütungen garantiert und auch als Absicherung für Bankdarlehen wichtig ist, um 2 Cent runter gegangen sei, während die Zinsen bei der Bank gestiegen seien. Zudem werde die Bürokratie immer umfangreicher. Obendrein, so Schnellinger, müssten das Leitungsnetz ausgebaut werden, und das Thema „Speichersystem“ sei auch noch nicht final gelöst beziehungsweise im Moment noch mit erheblichen Kosten verbunden. Denn, so seine Vision: „Ich erzeuge Strom, betreibe damit mein Auto, meine Heizung und alles übrige im Haus und am Hof“.
Kreisrat Dr. Bernhard Zimmer erkundigte sich, ob etwaige Schäden durch Hagel oder durch Schafe versicherbar seien, was Rainer Schnellinger bejahte. Einige der ebenfalls anwesenden Nachbarn wurden gefragt, wie sie die Anlage finden. Eine Nachbarin meinte, der Park sei ungewohnt, aber geblendet würden sie nicht. Kreisrat Franz Eder wollte wissen, ob Schnellinger mit dem Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel in puncto Vermarktung zusammengearbeitet habe. Nach dem ersten Termin, so Schnellinger, habe er von diesem Kommunalunternehmen nichts mehr gehört.
Da den Teilnehmern noch viele Fragen auf den Nägeln brannten, die Zeit aber schon fortgeschritten war, wechselte die Gruppe in den Braugasthof, wo der Solarpark-Betreiber vor der Kreisversammlung für einen weiteren Austausch zur Verfügung stand. Der Kreisvorsitzende Wolfgang Ehrenlechner bedankte sich aber schon vor Ort bei Rainer Schnellinger für die profunden Erläuterungen sowie bei dem Teisendorfer Kreisrat Albert Aschauer, auf dessen Initiative hin die Besichtigung zustande gekommen war.