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Berchtesgadener Grüne nominieren Kandidaten

Mit Bürgermeisterkandidat Michael Widmann und einer ausgewogenen Kandidatenliste für den Gemeinderat gehen die Grünen in Berchtesgaden in die Kommunalwahl 2008. Vor allem auf den großen Frauenanteil von mehr als 50 % ist man in der von Männern dominierten politischen Landschaft stolz.

Kürzlich fand im Gasthof Rostalm die Nominierungsversammlung der Grünen für die Kommunalwahl in Berchtesgaden statt. Für den Gemeinderat in Berchtesgaden kandidieren dabei nach der Reihenfolge der Nominierung Michael Widmann, Manfred Leubner, Michael König, Barbara Ma, Michael Drummer, Martin Hafenmair, Martha Fendt, Sabine Wimmer, Josef Wenig, Rita Schumacher, Rudi Brandner, Annegret Renoth, Bartl Wurm, Anton Spitzer, Andrea Grundner, Gabi Widmann, Maria Sklenarik, Monika Feldbauer, Regina Schwarzmeier und Dr. Bartl Wimmer.

Als Kandidat für das Bürgermeisteramt wurde Michael Widmann ohne Gegenstimme nominiert. Widmann begründete seine Kandidatur mit der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Die Situation in Berchtesgaden sei derzeit mehr von reiner Verwaltung, Stagnation und der Aufarbeitung von Altlasten geprägt als von vorausschauender und nachhaltiger Politik, so Widmann. Wer Berchtesgaden fit für die Zukunft machen will, muss sich auch mit zukünftigen Entwicklungen auseinandersetzen. Während in anderen Alpenregionen Anpassungsstrategien entworfen werden, um die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf den klassischen Wintertourismus zu begegnen, scheint es den Begriff Klimawandel im Berchtesgadener Talkessel nicht zu geben. Statt Alternativen zum schneegebundenen Wintertourismus zu entwickeln, wird bei uns kräftig in die Rezepte von gestern investiert. Die nächste Olympiabewerbung und Schneekanonen bis herab auf 600 m Meereshöhe werden`s schon richten. Und wenn es wie zu erwarten nicht funktioniert mit den alten Rezepten, wird Fedor Radmann wieder aus der Schweiz auftauchen und auf die an der Misere vermeintlich alleinschuldigen Einheimischen eindreschen, weil die es nicht für nötig befunden hätten, an all den sportlichen Großveranstaltungen geschlossen beizuwohnen.

Die positiven Entwicklungen der letzen Jahre, wie das Dokumentationszentrum am Obersalzberg, das Interconti, der Umbau des Salzbergwerkes und das Haus der Berge sind keine Initiativen der hiesigen Politik, sondern von außen herangetragene Verbesserungen. Widmann erinnerte daran, dass beispielsweise das inzwischen von allen Seiten so hoch gelobte Dokumentationszentrum am Obersalzberg in seiner Planungsphase gerade von denjenigen Politikern vehement abgelehnt wurde, die sich dessen Erfolg nun auf die eigenen Fahnen schreiben würden. Widmann sieht die verstärkte Zusammenarbeit mit den anderen Gemeinden des Talkessels nach wie vor als eine der größten Aufgaben der nächsten Legislaturperioden. Trotz aller Lippenbekenntnisse gibt es diese Zusammenarbeit bisher nur im marginalen Bereich. Widmann machte am Beispiel der kommunalen Wasserversorgung deutlich, wie wichtig eine bessere Zusammenarbeit der Gemeinden nach wie vor ist. Nach der Privatisierung der Kommunikations- und Strommärkte ist auch die Privatisierung der Wassermärkte in vielen Staaten Europas bereits erfolgt, mit zum Teil erheblichen negativen Auswirkungen für die Verbraucher. Ein gemeinsame Wasserversorgung aller 5 Gemeinden im Talkessel im Rahmen eines Zweckverbandes wäre wesentlich besser geeignet, einer mittelfristig wahrscheinlichen Übernahme der hiesigen Wasserversorgung durch große, eigennützige Versorgungsunternehmen zu begegnen.

Der ehemalige Marktgemeinderat und Architekt Martin Hafenmair verweist auf die ersten Erfolge bei der Belebung des Nonntals. Dies sei auch auf die langjährigen Initiativen der Grünen zurückzuführen. Er werde sich jedenfalls weiterhin darum kümmern, so Hafenmair.

Gemeinde- und Kreisrat Dr. Bartl Wimmer sprach zuletzt die derzeit heiß geführte Diskussion um das neue Hotel Edelweiß an. Die Grünen haben maßgeblich daran mitgewirkt, dass der Baukörper im Vergleich zu den ersten Planvorschlägen reduziert wurde. Er befürchtet aller- dings, dass nunmehr Partikularinteressen über die Interessen der Allgemeinheit gestellt werden und der Investor angesichts der Stimmungsmache gegen ihn verprellt wird. Wimmer erinnerte an die jahrelangen Bemühungen um die weitere Nutzung des alten Hotel Post. Wenn das Projekt scheitert, werde dies einen nachhaltigen Schaden für den gesamten Marktbereich nach sich ziehen. Das Gelände des Hotel Post wird auf lange Zeit für Investoren uninteressant. Eine Altlast in dieser Größenordnung mitten im Zentrum sei für den Markt aber nicht zu verantworten.