Erstellt von höf | |   Kreisverband

Atommülllager im Berchtesgadener Salzbergwerk?

Zukunft Energie: Sonnenstrom bald billiger als der aus Großkraftwerken. Entgegen dem erklärten Willen von Präsident Bush wird in den USA seit Jahren kein Atomkraftwerk gebaut. „Weil es die teuerste Energie ist“, sagt Professor Bernhard Zimmer, „dort wo der Markt liberalisiert ist, wo nicht Milliarden an Förderungen fließen, fällt die Atomenergie runter.“ Einen „Wahlkampf mit Inhalten“ wollen die Landkreis-Grünen führen und haben deshalb nach Piding eingeladen, dorthin wo die Fachleute zu Hause sind. „Zukunft Energie“ haben sie den Themenabend genannt, den sich auch Bayerns Grünenchef Sepp Daxenberger in seinem Wahlkreis gewünscht hat.

Paul Goldbrunner ist Pidinger, ist Energie- und Umweltberater der Handwerkskammer und Bezirkskaminkehrermeister.  Seine Zahlen sind eindrucksvoll: den 102.000 Einwohnern des Landkreises BGL stehen 21.364 Wohngebäude mit insgesamt 48.500 Wohnungen zur Verfügung. Die jährlichen Energiekosten dafür belaufen sich auf 155 Millionen Euro. Nimmt man noch Geschäfte, Industrie und öffentliche Gebäude dazu, so fließen jedes Jahr mehr als 300 Millionen Euro aus dem Landkreis, vorwiegend in die Kassen der Konzerne und der Ölmultis. Mit Brennstoffen aus der Region könnte man sich erstens Geld sparen und zweitens bliebe dieses Geld in der Region. Die Brennstoffkosten bei einer Pelletsheizung liegen nur bei etwa einem Drittel, der Preis dafür hat sich nach einer Hochphase wieder stabilisiert. „Der wird in etwa so bleiben“, ist Goldbrunner überzeugt.

56.000 Feuerstätten gibt es im Landkreis; sie blasen nicht nur eine Menge Kohlendioxid in die Luft, sondern auch Feinstaub. Der Experte fordert, bei Neuanschaffung keinesfalls veraltete Technik einzubauen, denn dies sei eine Investition auf weitere 25 Jahre. „Bei Öfen nur solche mit DIN-Plus-Zeichen kaufen“, rät er, denn die erfüllten auch jene Grenzwerte, die ab 2015 gelten werden. Der Vogel, der sich bei Kälte aufplustert, ist für Goldbrunner Symbol notwendiger Wärmedämmung. Der Bedarf bei den Altbauten sei enorm, und hier gehe man inzwischen von Dämmstärken bis zu 40 Zentimetern aus. In Zukunft werde auch der sommerliche Wärmeschutz immer wichtiger.

Positiv zeichnet der Fachmann die Entwicklung erneuerbarer Energien: der Landkreis liege hier in allen Feldern deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Dieser Bereich ist inzwischen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor: bundesweit stieg der Umsatz von 2003 bis 2007 um 150 Prozent, die Zahl der Beschäftigten um rund 60 Prozent auf etwa 250.000.

Ab dem Jahr 2016, so Goldbrunners Grafik, wird der Strom vom eigenen Dach billiger sein als der aus der Steckdose.

„Kein Grund sich zurückzulehnen,“ meint dazu Professor Zimmer, Fachbereichsleiter Holztechnlogie und Ökologie an der Fachhochschule Salzburg, zudem 3. Bürgermeister in Piding. „Die verschiedenen Initiativen waren sehr aktiv, die Kommunen aber haben wenig beigetragen.“ Das sieht auch Grünen-Kreisvorsitzender Franz Eder so: „Es muss einfach mehr passieren, will der Landkreis das gesteckte Ziel, bis 2030 energieautark zu sein, erreichen.“

Dass allerhand zu tun sei, betont auch Sepp Daxenberger: „Die Speichertechnik steht erst am Anfang“. Das Ziel dabei ist, die Sommerwärme für den Winter einzufangen. Strom und Wärme könne aus Holz gewonnen werden, aber hier fehlten noch große Anlagen im Landkreis; in der Geothermie, also Erdwärme, liege großes Potential. 

„Tank oder Teller“ sei bei aller Aufgeregtheit nicht die Frage, meint der Grünen-Spitzenkandidat. Tatsächlich würden nur zwei Prozent aller Lebensmittel für Energiegewinnung verwendet. Dennoch sei vieles falsch gelaufen, auch beim Biogas, wo die ursprüngliche Idee war, nur Gülle und Reststoffe zu verwerten.

Der Wunsch der Unionsparteien die Laufzeit von Atomreaktoren zu verlängern, machen Daxenberer und Eder „endgültig ärgerlich“. Letzterem merkt man die Erregung an: „Hat man Tschernobyl vergessen? Niemand haftet für mögliche Schäden! Der Wirkungsgrad liegt bei lächerlichen 30 Prozent, man nutzt nur den Strom und heizt mit der Abwärme die Flüsse auf. Und die Technik ist nicht CO2-neutral“. Und schließlich: „Es gibt bisher kein Endlager.“

Dazu muss sich Sepp Daxenberger einige kritische Fragen anhören. „Ja“, sagt er, „wir Grünen sind für den Ausstiegskompromiss geprügelt worden. Aber als Regierungspartei muss man Verantwortung übernehmen.“ Und wohin mit dem Müll? „Man muss ein Endlager suchen und finden – eventuell auch in Bayern.“

„Asse und Gorleben sind Salzlagerstätten“, meint dazu einer von den etwa 50 Gästen, „vielleicht kommt jemand auf die Idee, das Salzbergwerk in Berchtesgaden zu nutzen“. „Nein“, beruhigt Daxenberger, „die sehr tiefen Salzstöcke in Niedersachsen sind mit unserem Bergwerk nicht vergleichbar. Dort herrschen ganz andere Verhältnisse.“ - „Für einen strahlenden Tourismus“, hat einer noch dazwischen gerufen.

Zukunft Energie: viel positives, aber auch großer Handlungsbedarf. Von links: Prof. Bernhard Zimmer, Paul Goldbrunner und Sepp Daxenberger. (Foto: Höfer)